STUMBLING PINS, THE DETECTORS, MOMS DEMAND ACTION, MOOD CHANGE / 16.12.2017

Review von Philipp – www.dremufuestias.de

Monster! So was hatten wir länger nicht in Kiel: Die Meierei ausverkauft, und zwar so dolle, dass leider einige Zuspätkommende nicht mehr in den Genuss dieser Festivität kommen. Wobei der Anlass würdig und zugleich ein bisschen traurig ist: Zum letzten Mal STUMBLING PINS! Der Zuspruch erfreut und erinnert an die ebenfalls liebevoll organisierten und emotional begleiteten Abschiedskonzerte von POWER, TACKLEBERRY, CHAOS-CONTROL, JUST WENT BLACK und BONEHOUSE. Wir gehören noch zu den ersten 100 Besucher*innen und greifen eine STUMBLING-PINS-7“ für umme ab, die mir auch tatsächlich noch fehlte. Super Move! Die PLASTIC PROPANGANDA DJ*ane Crew feuert den Mob bereits von den Turntables aus der Ecke vor dem Mischpult mit gierigen Klassikern an. Die Temperatur scheint mit jeder Minute anzusteigen.

Von MOOD CHANGE wusste ich bisher nur, dass STUMBLING-PINS-Drummer Mo dort auch spielt. Na, und dass sie bestimmt irgendwie Punk machen, natürlich auch. Aber dass Niklas und Flicke dort mitwirken, war mir unbekannt. Das passt zum familiären Charakter des heutigen Abends. MOOD CHANGE sind insofern ein perfekter Einstieg, als dass sie eher auf Groove und unaufgeregte Melodieführung setzen, statt wie die Gestörten loszuholzen. Erst mal aus den Klamottenschichten schälen und bisschen mit dem Kopf nicken, für Pogo ist später noch Zeit. Niklas und Flicke, letztere heute im roten Ganzkörperstrampler, teilen sich den Gesang. Immer wieder gibt’s Momente zum Aufhorchen, die Band hat definitiv Potenzial und ich bin mal gespannt, was da so an Aufnahmen und weiteren Aktivitäten auf uns zukommt.

Yeah, MOMS DEMAND ACTION haben seit ihrem Debutkonzert im März schon deutlich an Schubkraft und Routine zugelegt. Jetzt mit noch mehr Power, hö! Mackos Stimme donnert richtig schön durch den Mix, sodass der nicht zu verleugnende Ohrwurmfaktor von Stücken wie „True Metal ist das Geilste“, „Wilful Stupidity“ oder „Blowgun“ gnadenlos offenbar wird. Schellenkranz und Orgel sind kein Punk? Dann gerade her damit! Es scheint jetzt wirklich eine weitere Welle von Besucher*innen hereinzuschwappen, bei MOOD CHANGE war’s schon voll, jetzt ist das endgültig nichts mehr für Menschen, die gerne einen Quadratmeter Abstand um sich herum haben. Der Sound kommt cremig, und MOMS DEMAND ACTION müssten sich schon anstrengen, um die gute Laune zu killen.

Die DETECTORS und STUMBLING PINS waren so oft miteinander unterwegs, dass von Menschen gemunkelt wird, welche diese beiden Bands miteinander verwechseln! Undenkbar also, dass das STUMBLING-PINS-Begräbnis ohne die Detektoren stattfinden würde. Von der Nervosität des Budengigs, bei dem neulich alle Songs des „Deny“-Nachfolgers vorgestellt wurden, ist heute nichts mehr zu spüren. Die Band klingt deutlich souveräner, alte und neue Stücke flutschen energisch aus der Meiereianlage. Henning ist stimmlich angeschlagen, offenbar erkältungsbedingt heiser, kämpft sich aber eisern durch seine Parts, die dadurch manch unfreiwillig schräge Note enthalten. Ich mag den Effekt ja gerade, wenn jemand trotzdem singt, obwohl die Stimme kippt. Letztlich ist das eh nur eine Wahrnehmung am Rande, schließlich singt Sascha ebenfalls einen großen Teil der Texte. Zu einem der neuen Stücke kommen wie auch schon in der Schaubude Gäste mit Blasinstrumenten dazu. Ich bin sicher, dass die DETECTORS in kreativer Hinsicht mit „Deny“ noch nicht alles gesagt haben. Insgesamt sehr gelungen und die perfekte Kombi aus (Tanz)Wut, Energie und guter Laune!

„Das Demo war am besten!“, urteilt Froind Jan ML über das Schaffen der PINS. Ich hab das Ding tatsächlich auch, würde aber eher sagen, dass sich die Kieler Punker über die Jahre stetig gesteigert haben. Obwohl mich heute auch viele der alten Stücke begeistern! Es wird überdeutlich, dass sich in den sieben Jahren PINS ein Riesensack an Krachern angesammelt hat, der auch fast zur Gänze geleert wird. Der Hammer ist, wie gut (und laut) die Leute mitsingen! Und so wird die eh schon überbordende Energie der Band noch intensiviert, Willers Rübe droht fast zu platzen, wenn er mit voller Wucht „This generation is blind and scared creeping on their knees / The air is infested with lies and fear / This is the generation fear / Selling our lives for safety and career” schmettert. Bemerkenswert auch, wie authentisch die melancholische und ruhige Seite des Songwritings rüberkommt. Dit kann nicht jeder,  Songs wie „From Rags To Riches“ werden dementsprechend  genauso vehement gefeiert und verabschiedet wie der Bierdosen-an-den-Kopp-Klopfer „Authorities On Fire“. Da kann mensch schon traurig werden, dass dies die letzte STUMBLING-PINS-Sause ist. Aber nützt ja nichts!

Ich fand’s noch besser als erwartet und kann nur allen Beteiligten danken, die diesen tollen Abend möglich gemacht haben.

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