AGE OF WOE, VON DRAKUS / 30.11.2018 – Kiel, Alte Meierei

Review von Philipp (Dremufuestias)

Vor ziemlich genau zwei Jahren begeisterten die Schwedendeather AGE OF WOE bereits die Meierist*innen mit einem Auftritt jenseits aller gängigen Klischees. Ob dieses Zwischen-den-Stühlen-Sitzen der Grund dafür ist, dass sich auch heute wieder mal viel zu wenig Leute einfinden? Man weiß es nicht, aber verrückterweise scheint es für die INFERNAL CRUST BRIGADE und vergleichbare Veranstaltungen (gibt es die?) an Wochenendterminen NOCH schwieriger Leute zu ziehen als unter der Woche. Ich kann mir vorstellen, dass das auf Dauer frustig sein muss und ab einem gewissen Punkt auch schlicht schwierig, das überhaupt finanziell zu tragen. Einige der Anwesenden und andere Freund*innen der INC entwickeln zusammen mit der Konzertgruppe aber gerade Ideen und Konzepte für eine potenzielle Zukunft der infernalischen Konzertreihe.


VON DRAKUS? Witziger Name, denke ich im Vorfeld noch, nur um am Merch zu raffen, dass ich sogar schon einen Tonträger dieser Band besitze! Au weia, sollte ich mir langsam Gedanken machen? Es ist allerdings auch schon über fünf Jahre her, dass mir der DEPRAVATION-Vogel den 2011er Tonträger der Band quasi aufgeschwatzt hatte (DARK OMEN Records). Auf Platte lassen sich Parallelen zu TRAGEDY und FROM ASHES RISE heraushören, hier und heute klöppelt das sogar noch old-schooliger von der Bühne und in meiner Birne poppen Namen wie INTEGRITY und sogar SHEER TERROR auf. Der Gesang klingt geil heiser und very wütend, vom Zocktempo her variieren die Gießener zwischen Speed-Geschepper und mahlendem Moshetti. Da ballst du automatisch die Faust, wenn die „War Zone“, der „Life Eraser“ oder schlicht „No Hope“ besungen werden. Alle Anwesenden stehen in einem Halbkreis und geben sich dem Genuss hin. Für die und den Einzelne*n ist es egal, ob dahinter noch hundert weitere Krachgourmets stehen oder eben …keine. Die Band zeigt sich sehr sympathisch und bedankt sich für Essen, Erscheinen und die Möglichkeit, hier spielen zu können.

Im letzten Review erwähnte ich die ungewöhnliche Optik des Gitarristen in Kaftan und Schluppen. Mittlerweile hat bei den Göteborger*innen eine tragische Entwicklung stattgefunden – eben jener Gitarrist namens Carlos Ibarra ist an MS erkrankt und musste für ca. ein Jahr „vertreten“ werden. Dafür haben AGE OF WOE die isländische Gitarristin Gyða Hrund angehauen. Erfreulicherweise konnte die Krankheit so erfolgreich behandelt werden, dass Carlos zumindest wieder spielen kann – und zwar erstmals wieder an genau diesem Wochenende! Wir kommen somit in den Genuss einer AGE OF WOE-Show mit drei Gitarren, „just like IRON MAIDEN!“, wie uns der Sängerhüne erklärt. Ein sehr emotionales Konzert nimmt seinen Lauf. Zwischen Death Metal, Sludge, Doom und Hardcore schaffen AGE OF WOE eine postapokalyptische Atmosphäre mit einer eigenständigen Art der Melodieführung. Obendrauf gibt’s auch noch dezidiert antifaschistische Ansagen, da kannste deinen Kopf doch nur noch begeistert an die Betonwände der Meierei kloppen! Das Konzert von 2016 wird sogar getoppt, denn damals konnte nicht die ganze PA genutzt werden, während heute deren ganze Macht ausgelotet wird. Es dauert nicht lange, bis ausnahmslos alle Anwesenden bangen. Gut, das sind nur zwanzig Leute, aber das ist kein Grund, in sein Bier zu heulen. Ich bin gespannt auf den Nachfolger zu „An Ill Wind Blowing“, den AGE OF WOE demnächst aufnehmen werden!

www.dremufuestias.de