ALTARAGE, ESKHATON / 14.8.2019 – Kiel, Alte Meierei

Torsten: Die OBLIVIIOLENCE TOUR macht in der Alten Meierei Station und spült zwei Bands von fernen Gestaden an den Ostseestrand: ESKHATON aus Australien(!) und ALTARAGE aus Spanien. Von Letzteren hab ich, glaub ich, mal ein Review gelesen, der Name der ersten Band sagt mir mal gar nichts. Doch das soll sich heute nachhaltig ändern!

Torsten: Nachdem schon der Soundcheck an den Grundmauern der Alten Meierei rüttelt (Ace mischt wieder höllisch gut!), erfolgt wenig später der totale Abriss! ESKHATON (deren Schriftzug – Design eher Black-metallisch wirkt) weben einen dermaßen dichten Soundteppich, dass man zuerst nur mit runtergeklappter Kinnlade dasteht und sich wehrlos dem lärmenden „Chaos“ ergibt. Nachdem sich die Ohren an die Wall of Sound gewöhnt haben, wird klar, woher dieses „Chaos“ stammt: hier stehen ganz klar MORBID ANGEL Pate. Einerseits vom Gefrickel her, andererseits von der Wucht. Beides zusammen ergibt einen, dich ständig mit sich ziehenden, Mahlstrom. Durch die Dunkelheit und den immerwährenden Nebel im Saal wird dieser Eindruck noch rabiat verstärkt. Einfach ist es sicher nicht, den brachial-chaotischen Klängen der Australier zu folgen – „Morbid Angel auf Steroiden“, wie Gitarrist Whirlwinddead es zitiert, ist nix für Anfänger. Um den gelungenen Ansatz zu vertiefen, wird die „OMEGALITHEOS“- CD erworben; worin sich folgendes findet:

„Serpentity, Serpentity, Serpentity, fire breathing hydranic doom

Hexakosioihexekontahex

SESSUM SESSUM SESSUM, EZEZU PULHU EMUSH INA URI TIAMATU“

Der Große, Alte ist überall…

Philipp: Das sehe ich ähnlich, auch ich denke immer mal an MORBID ANGEL, aber in der (Ur-)Suppe befindet sich aus meiner Sicht zudem eine Prise DIOCLETIAN und ein Spinnenbein PORTAL. Der fiese Gitarrensound hat fast schon etwas War Black Metal mäßiges. ESKHATON klingen ganz sicher nicht im Ansatz poliert, sondern morastig und, wie Torsten treffend sagt, chaotisch (im Sinne von impressionistisch, ihr versteht schon). Ein sinnverwirrender Orkan aus Riffs, Blastbeats und disharmonischen Soli, der wirklich die Intention der Anrufung der great old ones zu verfolgen scheint.

Torsten: Die Bühne bleibt im dunklen, wieder wabert tonnenweise Nebel über selbige und rote Spots beleuchten dieses Szenario von hinten. ALTARAGE tragen kapuzige Tücher auf dem Kopf und schieben ne Wand Atmosphäre vor sich her. Jetzt wird‘s teilweise langsamer, schleppender, aber nicht weniger intensiv! Die drei Spanier donnern herrlich dröhnig-dominant durch die angeschwärzte Death-Metal-Botanik. Was für ein Sound! Überwältigend und abgrundtief! Es wird geblastet und ausgeteilt und manchmal steckst du einfach tief im phonetischen Matsch. Das ist so’n bisschen wie HEXIS, nur noch böser. Noch wuchtiger.

Wie bei ESHKATON auch wartet der Sound nicht grade mit Feinheiten auf. Auch hier hat sich das Chaos eingenistet. Das macht es mitunter etwas monoton. Aber dafür entschädigt dann schlussendlich die Wucht, mit der die Songs zelebriert werden. Warum Energie für Harmonien verschwenden, wenn dass, was ausgedrückt werden soll, ebenso mit Dissonanz, Schmutz und Schwere erreichbar ist. In diesem Sinne haben ALTRARAGE ihren Auftrag bestens erfüllt. Da sag nochmal einer, schwarze Löcher gebe es nur im Weltall … – nö, an diesem Abend war ganz sicher auch eins in Kiel …

Philipp: ALTARAGE brauchen nur zwei Songs, um mich zum Plattenkauf zu bewegen. Obwohl wir Konzertgruppenmitglieder die Bandmitglieder kurz zuvor noch bei profanen Aktivitäten wie Essen, Musik-Nerdtalk und Smartphone-Glotzerei beobachtet haben, funktioniert das „Defacing“ hier perfekt – der Mensch tritt hinter dem Gesamtwerk zurück, wird zur Entität. Der barbarische, ätzende Gitarrensound passt zu diesem blackened Death Metal. Vom Gesamtpaket her finde ich ALTARAGE noch etwas stärker als ihre australischen Kollegen, sie verkörpern eine überzeugend bösartige Attacke. Von Anfang bis Ende fahren die Spanier eine Wall of Sound, die durchweg monolithisch gestaltet ist. Wie viele Stücke gespielt worden sind, könnte ich am Schluss unmöglich sagen – womöglich war es ein einziger, alptraumhaft ewig langer Track?

Nächste INC-Station: DISGUSTED GEIST und MEDICINE NOOSE am 28.08.2019 in der Alten Meierei!

www.dremufuestias.de