Bauwagenplatzsuche vs. Investorenträume

Wir dokumentieren einen Artikel von de.indymedia.org:

Am Donnerstag den 10.5. gingen in Kiel abermals ca. 200 Menschen in Solidarität mit der Wagengruppe Schlagloch und für eine „Stadt für alle“ auf die Straße. Die Wagengruppe hatte öffentlich angekündigt, eine der jahrzehntelang brach liegenden Flächen an der Hörn zwischen Gaarden und Innenstadt für einen neuen Wagenplatz in Betracht zu ziehen.

Nachdem der Winter auf einer nicht ganz so optimalen Fläche in einem Industriegebiet verbracht wurde, will das Schlagloch weiterhin für einen innerstädtischen Platz kämpfen und mischt sich so auch wieder in die städtische Kommunal- und Wohnungspolitik ein, an der es aus linker Perspektive aufgrund sinnloser und naturzerstörender Verkehrs- und Großbauprojekte und eklatanten Wohnraumangel momentan viel zu kritisieren gibt. Genannt seien hier die schleichende Zerstörung des Kieler Grüngürtels samt Kleingärten durch Projekte wie Möbel Kraft und die geplante Südspange/Ostring II sowie die unter größtenteils kommerziellen & privatwirtschaftlichen Interessen geplante Nutzung/Bebauung großer städtischer Flächen wie die des Hörngeländes und des Kieler Flughafens.

Die Wagengruppe Schlagloch hat im Winter mit der Kieler Stadtverwaltung verhandelt und so auch wertvolle Einblicke in den Zustand und die Planung öffentlicher Flächen in Kiel gewonnen. Die Flächensuche wurde öffentlich dokumentiert, dort heißt es u.a.: „Entgegen der Aussagen der Stadt Kiel, gibt es unzählige freie Flächen. […] Darunter sind auch 56 stadteigene Flächen. Generell scheint es allerdings häufig der Fall zu sein, dass Flächen aus städtischem Besitz entweder bereits an eine*n Privatinvestor*in verkauft worden sind oder noch verkauft werden sollen. Damit werden sie der öffentlichen Nutzung entzogen. […] Wir sind mit einem solchen buchstäblichen Ausverkauf städtischer Flächen und der ungenügenden Einplanung bezahlbaren Wohnraums nicht einverstanden! Wir fordern die Stadt auf, die Flächen für den dringend notwendigen städtischen sozialen Wohnungsbau zu nutzen oder aber (mindestens als Zwischennutzung bis dahin!) für alternative Wohnprojekte, wie z.B. einen Wagenplatz, zur Verfügung zu stellen!“

Nach der Ankündigung einer Besetzung der Hörn für den 10. Mai kam tatsächlich wieder Bewegung in die Sache: Die Kieler Nachrichten und die Stadt lancierten in scheinbar abgesprochener Kampagne an einem Tag zwei Artikel in der Zeitung: Erstens sei die angekündigte Besetzung natürlich illegal – der Bürgermeister persönlich drohte mit Abbruch der Gespräche – und zweitens sei die Bebauung ja schon sehr weit geplant, es seien neben Gastronomie, Gewerbe und Garagen sogar öffentlich geförderte Sozialwohnungen dabei… Just am Tag nach der gestrigen Demo, über die die Kieler Nachrichten dann nicht berichteten, ein weiterer Jubelartikel, dass ein weiterer Investor – vielleicht – auch Garagen, Gewerbe und ein paar Wohnungen dort bauen will.

Die kleine bunte Demo schaffte es am Ende trotz zwischenzeitlichen Starkregens gut gelaunt bis zur Hörn, wo nach einiger polizeilicher Verplantheit die Besetzung durch die Polizei erst „verhindert“ wurde, diese jedoch eine halbe Stunde später Feierabend machte und die Wagen so trotzdem noch auf die Fläche konnten. Nach ein wenig Feierei wurde auch hier Feierabend gemacht und angekündigt, mensch solle doch am heutigen Tag mal die Infokanäle checken, denn so schön und praktisch ist das Hörngelände für einen Wagenplatz natürlich nicht…

Mehr Fotos: https://de.indymedia.org/node/20761

Weitere Infos: http://schlagloch.blogsport.eu/