FEASTEM, CUT TO FIT / 22.10.2015 – Kiel, Alte Meierei

„Do you love grind?“ Diese Frage haben sich CATHETER im Jahre 2004 gestellt und ich sage natürlich … JA! Auf den gestrigen Abend bezogen musste ich dann aber leider wieder einmal feststellen, dass von Kiels Mini-Grindcorehorde nicht viel zu sehen war. Verdammt, warum gibt es in dieser Stadt keine größere Szene für extremes Geballer (und für langsames Geröchel)? Na, egal … diese Frage habe ich mir gefühlt schon 10 000 x mal gestellt und auf manche Fragen gibt’s im Leben einfach keine lösungsorientierten Antworten. FEASTEM und CUT TO FIT, zwei finnische Grindcorebands, beehren an einem Donnerstag die Alte Meierei und ich bin auf jeden Fall glücklich. Dem Herb sei Dank, dass er die Bands in den Norden gelotst hat. Gegen 21.30 Uhr stolpert dann auch schon die erste Combo auf die Bühne – CUT TO FIT. Sofort wird klar, dass der abendliche Hauptpreis in Sachen outfit-Originalität an diese Maniacs geht.

Der Sänger, welcher heute barfuß unterwegs ist, hat extrem fette und lange Dreads mit denen er Wände einschlagen könnte – die Dreads des drummers hingegen, müssen allerdings noch etwas wachsen. Aber der Gitarrist toppt alles: Schlabber-Jogginghose, ne fette schwarze Sonnenbrille im Gesicht, an den Füßen blau karierte Hauspuschen! und um den Hals trägt er ne Silberkette mit nem ziemlich großen Kokslöffel dran. Ich würde sagen – amtliches outfit! Habe ich erwähnt, dass seine Gitarre neongrün farbig leuchtet? Fuck yeah und bevor ich mir noch Gedanken machen kann, ob die Band auch musikalisch was drauf hat, sabbelt der Sänger noch was davon, dass sie auch Merch dabei haben. Und wenn jemand keine Kohle hat, dann nehmen sie als Bezahlung auch mushrooms an. Na, Straight Edge is wat anderes denke ich noch und dann geht’s schon los. Gesang, Schlagzeug und Gitarre, mehr ist nicht angesagt. Nach den ersten zwei Prügelsongs finde ich’s schon ziemlich gut, aber dann steigern sich CUT TO FIT plötzlich und es geht ab wie Hölle mit einem totalen Grindmassaker der besten Sorte. Der Schlagzeuger erweist sich als fit und beherrscht die Grindcore Standard-Disziplinen namens blast beats und double bass und wie sich das gehört, spielt er alles ultraschnell & tight. Die Gitarre klingt fies verzerrt und effektorientiert, so als wenn auch noch ein zusätzlicher Bass dabei wäre. Musikalisch sind CUT TO FIT irgendwo zwischen der zweiten NAPALM DEATH und INSECT WARFARE einzuordnen, von denen auch noch ein Song gecovert wird. Zum Ende erfolgt dass, was so ziemlich jede Grindband auch auf LP macht: Es folgt der langsame Rausschmeißer-Song mit viel Geröchel und der Sänger wälzt sich auf dem ewigen Dreck des Meierei-Fußbodens. Herrlich!

Nach kurzer Pause stehen dann auch FEASTEM auf der Bühne. Wegen der Band hatte ich mich vor allem gefreut und wer mit dem schnellen Scheiß down ist, dem sei ihr 2013-Album namens „Avaritia Humanae“ ans Herz gelegt. Ohne große Worte zu verlieren, legen die Finnen los und das Geballer beginnt. Kenner merken gleich, hier ist ne andere Klasse angesagt. Die Band spielt supertight und perfekt zusammen was wohl auch daran liegt, dass sie wenige Besetzungswechsel hatten und 2015 bereits ihr 10-jähriges Jubiläum feiern dürfen. Der Schlagzeuger, für mich ja immer der absolut zentrale Punkt in einer Band, lässt sein Inferno völlig unangestrengt vom Stapel und hat zugleich noch in etlichen Momenten Zeit, um mit dem Sänger zu scherzen. Irgendwann musste ich die Position wechseln weil ich die Gitarre nicht gut hören konnte, aber die scheint egal wo ich stehe im Krach unterzugehen. Das soll allerdings nicht bedeuten, dass der Auftritt von FEASTEM oder gar der Sound schlecht war – Simon hat wieder mal hervorragende Arbeit geleistet und FEASTEM liefern verflucht druckvollen Grindcore ab, der an NASUM und ROTTEN SOUND erinnert. Crust-Einflüsse würde ich der Band ja nicht bescheinigen, denn gerade als ich mittig vor der Bühne stehe wird deutlich, was für eine monströse, metallische wall of sound die Finnen produzieren. Und sympathisch sind sie obendrein auch noch inklusive guter witziger Ansagen.

Zum Abschluss gibt es noch ein obligatorisches Foto mit allen Anwesenden wo ich mich nervös frage, wie unfotogen meine Hackfresse heute mal wieder aussehen wird. Aber egal, der Abend war so extrem gut, dass nix mehr dazwischen kommen kann. Ein dickes Dankeschön an Herb & Simon, CUT TO FIT, FEASTEM und allen sonstigen Beteiligten!