Vokü S/R: Geschichte Ukraine (libertäre Sicht)

Datum: 30.06.2010
Uhrzeit: 19:00 Uhr

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VoKü SchwarzRot: Geschichte der Ukraine aus libertärer Sicht

Zu einem Vortrag zu seinem neuen Buch „Freiheit und Gerechtigkeit – die Geschichte der Ukraine aus libertärer Sicht“ (Edition AV) kommt der Autor Roman Danyluk nach Kiel. Lange Zeit war die Ukraine hinter dem Eisernen Vorhang verborgen. Erst die so genannte „Orangene Revolution“ sorgte dafür, dass die politischen Verhältnisse in der Ukraine in der deutschen Öffentlichkeit bekannter wurden. Der Vortrag wird zum einen den Kampf der Ukraine gegen den Faschismus zum Schwerpunkt haben und zum anderen ein Licht auf die Vorkommnisse vor und nach der Unabhängikeit 1991 werfen. Verköstigt werdet ihr mit veganen ukrainischen Spezialitäten, Vodka und einer erlesenen Auswahl osteuropäischer Biere.

Anschließend: Datscha-Klezmer-BalkanBeats-Dub-Soliparty für den Arbeitskampf der FAU Westmecklenburg mit Livemusik von Geigerzähler

^Lange Zeit war die Ukraine von Mitteleuropa aus gesehen ein Land am äußersten östlichen Rand des Kontinents und zudem im 20. Jahrhundert für über 70 Jahre hinter einem Eisernen Vorhang verborgen. Erst die sogenannte Orangene Revolution im Winter 2004 sorgte dafür, dass die politischen Verhältnisse in der Ukraine in Deutschland in den Massenmedien größeren Raum einnahmen und so in der deutschen Öffentlichkeit bekannter wurden. Dabei blickt dieses osteuropäische Land auf eine bewegte und äußerst interessante Vergangenheit zurück. Gerade aus emanzipatorischer Sicht spielten sich in der Ukraine überaus wichtige und spannende Ereignisse ab. So organisierten sich die ukrainischen Kosaken an dem großen Fluss Dnjepr zu Beginn der Neuzeit bereits in einer egalitär-freiheitlichen Gemeinschaft, als die meisten europäischen Gesellschaften noch in einem absolutistischen Feudalsystem verharrten.

Von der antifeudalen Bewegung der Hajdamaken im 18. Jahrhundert führt die freiheitlichprogressive Spur in der ukrainischen Gesellschaft über die sozialrevolutionären Gruppen der Narodniki des Zarenreichs schließlich zur Entstehung aller modernen sozialistischen Strömungen innerhalb der Ukraine: Sozialdemokratie, Kommunismus, Anarchismus.

Während der Oktoberrevolution 1917/18 fiel daher nicht von ungefähr der neokosakische bäuerliche Anarchismus in der Ukraine auf so fruchtbaren Boden und ermöglichte in den Jahren 1917-21 in Teilen der Ost- und Südukraine ein freiheitliches gesellschaftliches Experiment, welches mit dem Namen Machnowschtschina bezeichnet wurde.

Der unbändige Freiheitswille der ukrainischen Massen und deren Kampf um ihre kulturelle bzw. sprachliche Eigenständigkeit, führte auch in der Sowjetphase dazu, dass die Ukraine sieben Jahrzehnte hindurch von der sowjetischen Zentrale in Moskau als eine unruhige und widerspenstige Teilrepublik angesehen und dementsprechend behandelt wurde.
Seit der Unabhängigkeit des Landes im Jahr 1991 gestaltet sich der Alltag großer Teile der ukrainischen Bevölkerung äußerst mühevoll. Eingezwängt zwischen einer allgegenwärtigen Korruption, der Herrschaft gieriger Oligarchenclans und mafiöser Strukturen in Wirtschaft, Politik und Gesellschaft, explodierte der Unmut der geknechteten Massen nach massiven Wahlfälschungen bei den Präsidentschaftswahlen 2004.
Dieses politische Lesebuch zur Geschichte der Ukraine schlägt noch einmal die hoffnungsvollen und ermutigenden Kapitel in der Vergangenheit und Gegenwart dieses osteuropäischen Landes auf, verschweigt dabei auch die dunklen Seiten in der ukrainischen Historie nicht. Auf dem Weg zur Emanzipation der Menschheit lohnt es sich jedenfalls, einen Blick auf die bewegende Geschichte der Ukraine zu richten, um aus den faszinierenden Ereignissen und dem lang anhaltenden Kampf um egalitäre Verhältnisse – aber auch den bitteren Niederlagen – zu lernen.

Aus dem Inhalt (an diesem Abend liegt der Fokus auf der Zeit des 2. Weltkrieges sowie den Ereignissen nach 1991):

Die Entstehung der Ukraine und ihrer freiheitlichen Traditionen
# Rebellion und Freiheit – Die Dnjepr-Kosaken
# Nieder mit der Tyrannei ! – Die Bewegung der Hajdamaken

Die sozialistische Bewegung der Ukraine
# Bringt den Arbeitenden das Licht – Die Narodniki
# Marx und Schewtschenko – Die ersten sozialistischen Parteien
# Kein Gott, kein Chef, kein Staat – Der Anarchismus in der Ukraine
# Die Fabriken den ArbeiterInnen – Die AnarchosyndikalistInnen
# PLSR – Die Partei der Linken SozialrevolutionärInnen
# Alle Macht den Räten – das Revolutionskonzept der PLSR

Bürgerkrieg und Revolution in der Ukraine 1917-22
# Land und Freiheit – Die bäuerlichen Massen organisieren sich als revolutionäre Klasse
# Freiheit und Gerechtigkeit – Die Machnowschtschina erhebt ihr Haupt
# Monarchie und Reaktion – Die weiße Konterrevolution marschiert!
# Freiheit oder Tod – Das Ende der Machnowschtschina

Die Entwicklungen in der Zwischenkriegszeit
# Anbruch der Morgenröte? – Die Sowjetukraine zwischen den Weltkriegen
# Vaterland oder Tod – Der ukrainische Nationalismus formiert sich

Die Ukraine im 2. Weltkrieg
# Tod dem Faschismus! – Die antifaschistischen PartisanInnen in der Ukraine
# Die ukrainische Beteiligung an der Shoah
# Täter oder Helden? – Die Ukrainische Aufständische Armee

Die Sowjetukraine in den Jahren 1945-91
# Reform und Zusammenbruch – Die Periode von Glasnost und Perestroika
# Neuere Geschichte der anarchistischen Bewegung in der Ukraine in den 1980er und 90er Jahren

Die Entwicklung seit der Unabhängigkeit 1991
# Sowjetische Zerfallsprozesse – Die Ukraine wird unabhängig
# Füttere Du Sie! – Der Kampfzyklus der Bergleute im Donbass
# Korruption, Oligarchie und Alltag – Die Jahre der Kutschma-Ära 1994-2004
# Die Orangene Revolution auf dem Majdan
# Nachbetrachtungen und ein Ausblick^
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