Antifa-Café: Zur aktuellen politischen Situation in Kolumbien

Datum: 12.05.2022
Uhrzeit: 19:00 Uhr

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In Kolumbien bleibt die Situation für linke Politik kompliziert. Die rechte Regierung von Präsident Ivan Duque hielt Wort und setzte die Friedensverträge mit der entwaffneten Guerilla FARC-EP nicht um: Die Umsetzung der für Kolumbien so wichtigen Agrarreform, die eine Neuverteilung des Landes an landlose Bauern und eine Substitution des Koka-Anbaus vorsehen würde, wird blockiert. Die Aufarbeitung des bewaffneten Konflikts wird sabotiert, indem die Guerilla einseitig dämonisiert wird, während staatliche Verbrechen weitestgehend ungesühnt bleiben. Der nach wie vor wütende Paramilitarismus fordert seine Opfer unter Menschenrechtsaktivist:innen, Gewerkschafter:innen, aktiven Linken und demobilisierten Kämpfer:innen. Angesichts dieser Situation entschlossen sich einige, die Waffen wieder aufzunehmen. Andere kämpfen nun politisch oder auf der Straße gegen das kapitalistische Regime.

Im Jahr 2020 sorgte die pandemische Situation und die Maßnahmen der Regierung für Hunger und Elend in den ärmsten Teilen der arbeitenden Klasse in Kolumbien und für den sozialen Abstieg von Teilen der Mittelklassen. Wie in vielen Ländern Lateinamerikas bedeutete ein Lockdown ein de facto Berufsverbot für die ärmsten Teile der arbeitenden Klasse, die im informellen Sektor auf den Straßen arbeiten. Doch statt das Elend dieser Menschen durch staatliche Leistungen aufzufangen, startete die Duque-Regierung eine neoliberale Kürzungsoffensive, die die arbeitende Klasse noch härter treffen sollte. Diese leistete im September 2020 und monatelang im Frühjahr 2021 Widerstand auf den Straßen und konnte die Reformen schließlich kippen. Doch der Preis war hoch: Die kolumbianische Polizei und bewaffnete Rechtsradikale ermordeten dutzende Protestierende.

Im Jahr 2022 steht Kolumbien vor Präsidentschafts-Wahlen am 29. Mai. Mit dem Wahlbündnis Pacto Histórico tritt der Sozialdemokrat Gustavo Petro gegen verschiedene rechte und liberal-konservative Allianzen an. Der Pacto Histórico setzt sich dabei aus allen relevanten linken politischen Kräften von revolutionären bis reformistischen und linksliberalen Akteuren in Kolumbien zusammen. Mit dem Kandidaten Gustavo Pedro ist seitens der kolumbianischen politischen Linken die Hoffnung verbunden, dass die Friedensverträge von Havanna gerettet werden können.

Drei linke Aktivist:innen der Gruppe RASH Bogotá werden im Mai 2022 nach Deutschland reisen, um über den Stand des derzeitigen Friedensprozesses in Kolumbien, die Schwierigkeiten der Bewegungs- und Partei-Linken, die sozialen Bewegungen und die diesjährigen Präsidentschaftswahlen zu referieren. Die Aktivist:innen sind in verschiedenen Basisprojekten der Hauptstadt aktiv, darunter feministische Kampagnen und Basisinitiativen, gegenkulturelle Medien und Veranstaltungskultur und auch dem Wahlkampf für Kandidat:innen des Bündnisses Pacto Histórico.

Wie immer wird es dazu schmackhafte Snacks, einen gut gedeckten Propaganda-Tisch vom Libertären Laden, einen Infoblock und eine erfrischende Getränkeauswahl geben. Anschließend: RASH-Tresen mit Musik

Das Café wird wegen der andauernden pandemischen Lage unter 2G+-Bedingungen stattfinden. Nur Geimpften und Genesenen ist der Zutritt mit einem tagesaktuellen negativen Corona-Test möglich (es wird auch Tests vor Ort geben). Wenn ihr euch aus medizinischen Gründen nicht impfen lassen könnt, ist dies mit einem entsprechenden Nachweis zu belegen. Wir bitten euch darüber hinaus, auch selbst aktiv auf einen solidarischen und rücksichtsvollen Umgang mit allen Anwesenden zu achten.

Die Veranstaltung findet in Kooperation mit der Rosa Luxemburg Stiftung Schleswig Holstein statt.