SKARDUS 10 Jahre in Ruinen: SKARDUS, HAMLEYPA, FIRMAMENT, FLAGRAS / 10.11.2018 – Kiel, Alte Meierei

Review von Torsten (Dremufuestias)

Vier Black-Metal-Bands am Stück! In der Alten Meierei! – das hat es (soweit ich weiß) an diesem Ort noch nicht gegeben. Doch SKARDUS und die INFERNAL (Black) CRUST BRIGADE machen’s möglich! Vier mal unheiliges, nonkonformes Gebretter soll mir dieses Wochenende stilgerecht verschönern. SKARDUS laden ein zum ersten runden schwarzen Geburtstag: „10 Jahre in Ruinen“ ist das Motto heute – mehr als ein Grund zu feiern …


Genau das scheinen eine Menge anderer Leute auch zu denken. Als ich in der Meierei eintreffe, ist es schon sehr gut gefüllt; sogar so gut wie lange nicht! Erfreulich, erfreulich. Und diesmal sind es nicht nur die üblichen Nasen, die man so gut wie überall trifft; vielmehr sind es Leute, die man noch garnicht hier gesehen hat. Wenn die man bloß auch bei anderen HerbKonzerten da wären …

FLAGRAS beginnen den unheiligen Reigen. Eine junge Kieler Band, die heute scheinbar ihren allerersten Auftritt hat. Aber sie lassen sich nicht nicht lumpen und fahren schweres Geschütz auf: wenn man in die corpsegepainteten Gesichter blickt, weiß man: old school will rule! Und so brettern und blasten sich die Jungs, Gift, Galle und Schwefel spuckend, durch ihr Debütset. Damit sich aber die Galle auch mal beruhigen kann, gibt es hin und wieder ruhigere Parts im Geschwindigkeitswahn. Die ansehnliche Meute vor der Bühne feiert dämonisch und lautstark. Ich muss gestehen, so ganz vom Hocker reißen mich FLAGRAS noch nicht. Der heutige allererste Höreindruck wirkt noch etwas zerfahren. Aber dank einiger Klicks später lichtet sich der phonetische Nebel und der schwarze Schwan ist geboren. Geil! Carpe Noctem!

FIRMAMENT hüllen sich nicht nur sprichwörrtlich in Nebel, sie tauchen auch im Netz irgendwie komplett unter. Merch gibts auch keins; also bleibt nur die Erinnerung an rot leuchtenden Nebel auf und vor der Bühne und einen formidablen Auftritt dieser Band. Diesmal ungeschminkt aber kapuzig, erinnert mich das Ganze musikalisch an ASCENSION; das muss man auch erstmal hinkriegen. Lange Songs, geile Schlagzeugerei, flirrend, flinke Gitarren. Atmosphärisch gut! Schade nur, dass vor der Bühne plötzlich wieder deutlich mehr Platz ist – der Sänger weiß das aber zu nutzen und tobt sich entsprechend aus. Mit ihm ein anderer Zeitgenosse der schon vorher negativ auffällt und auch jetzt wieder unbedingt seinen garstigen Senf dazugeben muss. Er merkt wirklich nicht wie er alle und jeden nervt – was ihm allerdings später zum Verhängnis werden soll …

Indessen warte ich auf ein Zeichen am FIRMAMENT …

Bevor HAMLEYPA beginnen können, müssen sie sich erstmal mit diesem nervigen Zeitgenossen auseinandersetzen, der, besoffenen Kopfes meint, er hätte in der Band neue Kumpels gefunden, ständig auf der Bühne rumturnt, ins Mikro blökt und einen auf Stagehand macht. Irgendwann wird’s der Band zu bunt und der Störenfried wird, nach mehrmaligen Ermahnungen, unsanft ( das aber unbeabsichtigt) von der Bühne „geworfen“. Nun könnte man denken, der Typ hätte genug – doch weit gefehlt …

Doch zunächst beginnen HAMLEYPA mit ihrem Set. Wieder Atmosphäre. Diese wird durch die diesmal in Blau gehüllte Bühne noch unterstützt. Post—Elemente sind vorhanden, ebenso wie pure Raserei und unglaublich hohes Geschreie. Letzteres ist mir etwas zuviel des Guten, weil es etwas zu sehr im Vordergrund zu stehen scheint. Ab und an findet sich auch mal ein falscher Ton, was den Gesamteindruck etwas nach unten zieht.  Geil aber wird es, wenn die Band starke Riffs sich ewig wiederholend spielt. So macht Monotonie Spaß!

Ach, da isser ja wieder: der Sturz von der Bühnentreppe hat ihn nicht abgeschreckt. Jetzt geht er während die Band spielt auf die Bühne und klaut sich da ein Musikerbier — unglaublich … Doch es ist immer noch nicht genug …

SKARDUS haben es geschafft, sich im musikalisch—harten Haifischbecken zehn Jahre zu behaupten — Respekt und Anerkennung dafür, meine Herren! Ich hatte sie nicht immer auf dem Schirm, doch sie tauchten immer wieder auf; zuletzt im Sommer mit den rabiaten Wiegedood an gleicher Stelle. Nun also Party in Ruinen — und ja, es wird ein Abriss! Ohne Worte aber mit viel Effet donnern SKARDUS los. Ohne Unterbrechung gibt es einige Songs am Stück. Dann tatsächlich mal ne Ansage (der Bassist freut sich, dass er endlich mal reden darf — sonst gibts sowas nämlich nicht) und — Schnaps zur Feier des Tages. Das motiviert natürlich die Meute. Es ist wieder deutlich voller als vorhin. Wo waren die alle bloß? Am Schnaps allein liegt es nicht; man merkt eben, dass SKARDUS Bock haben und alles kaputtmachen wollen (ruinös eben…). Anfangs ist der Mob noch relativ ruhig, doch mit einem Mal bricht eine Blackmetallischepogohölle los! Publikum und Band kennen kein Halten mehr; es folgen mehrere Zugaben und die Meute tobt. Selten so’n derben Pit erlebt, ey! Mit von der Partie ist auch „Er, der die ganze Zeit schon nervt“. Mitten im Pit zertrümmert er ne Bierpulle und macht sich dann auch noch obenrum frei. Das ist zuviel des Ganzen und endlich wird dieser Mensch rausgeworfen — man kann das Aufatmen der Leute förmlich hören …  SKARDUS sind zum Glück noch nicht weg und ballern noch einige schwarze Takte in den Saal. Die Coverversion („was für Kenner“) hab ich leider nicht erkannt, aber da hilft bestimmt der ein oder andere Leser … Geiles Konzert, vielleicht das Beste, was ich von SKARDUS je gesehen habe! Die Band hat alles richtig gemacht heute Abend: tolle Bands, gute Stimmung, Shirts fürn Fünfer, prächtiger Sound (Danke Ass!) und zum Schluss liegen wirklich einige Zuhörer in Ruinen — was will man mehr?! Auf die nächsten 10!

Torsten

www.dremufuestias.de