Eine Horde hysterischer Affen

Fredag den Trettond, Bloody Phoenix / 05.09.2013 – Kiel, Alte Meierei

Ein Grind/Geballer-Konzert in der Woche – und die Alte Meierei ist GUT gefüllt? Was zur Hölle ist da los?

El Tofu und ich sind fucking pünktlich, schließlich befiehlt Heavy Herb in der Ankündigung, man solle gefälligst nicht so spät kommen, es werde matineehaft früh beginnen. Naja, das wissen aber die Bands offenbar nicht, doch gegen 21.30 Uhr geht es dann tatsächlich los… Die Zeit vorher ist auch ganz ehrlich wie im Fluge vergangen, da so ziemlich alle üblichen Kieler Verdächtigen anwesend sind – und noch einige von außerhalb. Zudem sind die Sitzgelegenheiten vor der und um die Meierei herum immer noch vorhanden und man kann sich herrlich irgendwohin flegeln und dummes Zeug labern. JoyBoy hat sogar wieder Sherry dabei.

Bloody Phoenix haben wir vor einigen Jahren bereits auf dem OBSCENE EXTREME FEST gesehen. Trotz der hohen Anzahl an Bands sind sie uns positiv im Gedächtnis geblieben. Und das zu Recht, wie sich schnell zeigt! Die Melange aus metallischen Riffs und ultraschnellen Grind-Passagen peitscht dem/der Grind-affinen Besucher_in flugs hektische Flecken ins Gesicht. Ein echter Hingucker ist der Schlagzeuger, der seine Sticks bei den derbsten Grindparts ganz locker hält, etwa so wie ein Jazzer (glaub ich zumindest, ich war noch nie auf einem Jazz-Konzert). Von den Texten versteht zwar keine Sau etwas, auch die Ansagen bleiben eher unverständliches Genuschel, aber da ich nach dieser Sause ein Vinyl abernte, kann ich unter Verweis auf Songtitel wie „Showered With Hypocrisy“, „War, Hate & Misery“ oder „Blasting Media“ belegen, dass BLOODY PHOENIX nicht über Drachen und Regenbögen singen, sondern sich eine politische Message nicht nehmen lassen.

Als Fredag den Trettond beginnen, wackeln wortwörtlich die Wände. Eieiei, mit einer derartigen Energieentladung hatte ich nun wirklich nicht gerechnet. Die Stimmung ist zwar bereits den ganzen Abend über gut und positiv, aber man hatte sich doch eher aufs Zugucken beschränkt. FD13 haben jedoch ein Element in ihren Stücken, welches dich gnadenlos nach vorne zieht. Unfasslich treibend und bei aller Brutalität abwechslungsreich prügeln die Schweden, sodass aus dem Halbkreis gemütlich wippender Zuschauer_innen zusehends eine Horde hysterischer Affen wird, in deren viel zu kleinen Käfig ein Hornissennest geworfen wurde. Wie kriegt die Band diesen Effekt bloß hin? Herb nennt in der Ankündigung VICTIMS und SKITSYSTEM als Vergleich, ich würde noch DISFEAR ergänzen. Hm, alle kommen (z.T. zumindest) aus Göteborg – durch welche Sozialisation gehen die Musiker_innen da bloß? Jedenfalls werden die Stücke auch nicht nur einfach gespielt, sondern mit vollem Einsatz und viel Bewegung regelrecht zelebriert. Ein Bombenauftritt, der wohl alle Anwesenden begeistert hat. Übrigens waren FREDAG DEN 13:e vor ein paar Jahren schon mal in der Meierei und wurden von Steffi und Torsten ebenso abgefeiert: FREDAG DEN 13:e 2008.

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