Berlin: Liebig14 geräumt – Soliaktionen

Aufrufe für das geräumte Hausprojekt Liebig 14 in Berlin.


Liebig14 heute geräumt – Solidarität muss praktisch werden!

^Update: Einem Bericht auf Indymedia ist zu entnehmen, dass heute am frühen Abend etwa 30 Aktivist_innen spontan und offensiv in Solidarität mit der geräumten Liebig14 durch die Kieler Innenstadt demonstrierten.^
Heute, am 2. Februar 2011 wurde in Berlin-Friedrichshain das seit über 20 Jahren bestehende linke Hausprojekt in der Liebigstraße 14 geräumt. Erst nach mehreren Stunden und mit Hilfe eines martialischen Polizeiaufgebots konnte dieser stellvertretende Angriff des Staates auf alle emanzipatorischen Projekte gegen den Widerstand der Besetzer_innen gewalttätig durchgesetzt werden, um seine kapitalistische Stadtaufwertungspolitik weiter repressiv voranzutreiben. Seit den Morgenstunden bereits sind in ganz Berlin hunderte von Menschen aktiv und zeigen sich mit Blockaden, Demos, Besetzungen und direkten Aktionen, die trotz eines Aufgebots von 2500 Polizist_innen weiterhin andauern und zunehmen, mit den Bewohner_innen solidarisch und machen deutlich, dass der Kampf um die Liebig14 mit der Räumung nicht vorbei ist – im Gegenteil. Auch in anderen Städten laufen bereits diverse Soliaktionen, weitere sind angekündigt.

Linke emanzipatorische Räume verteidigen – Liebig14 forever!
Wandelt Wut in Widerstand – werdet aktiv!

Newsticker aus Berlin: l14soli.blogsport.de
Weitere Infos: de.indymedia.org


Räumungstermin für Liebig 14

Heute, am 10.01.2011 ist für alle Wohnungen des Hausprojektes in der Liebigstraße 14 in Berlin-Friedrichshain ein schriftlicher Räumungsbescheid eingegangen, der am 02.02.2011 um 8:00 Uhr zur Vollstreckung angesetzt worden ist.

Die verlorenen Prozesse und das Versagen der Politik!

Der Räumungsbescheid für unser Wohnprojekt ist die Folge eines beinahe vierjährigen Rechtsstreites um die Kündigung sämtlicher (!) Wohnungen zwischen den Bewohner_innen des Hausprojektes und den Eigentümern Suitbert Beulker (ebenfalls Eigentümer des Hausprojektes in der Rigaerstr. 94) und Edwin Thöne, seines Zeichens Geschäftsführer des Kinderschutzbund Unna.
Vorgeschobener Grund der Kündigungen war neben dem Heraushängen von Transparenten und Beleidigungen gegen Beulker der Einbau einer Zwischentür im Treppenhaus.
(Wen die juristische Posse interessiert: Indymedia)

Versuche, mit Berliner Bezirks- und Senatspolitiker_innen eine legale Lösung für den Verbleib unseres Hausprojektes zu finden oder mit Hilfe einer Stiftung das Haus zu kaufen, scheiterten.
Das lag zum Einen daran, dass die Politiker_innen Kompetenzen von sich gewiesen haben, auf unsere Situation Einfluss nehmen zu können. Zum Anderen glänzten verantwortliche Senatspolitiker_innen vielfach durch Abwesenheit. So zum Beispiel unser viel geliebter Senator für Inneres, Erhard Körting oder die Senatorin für Stadtentwicklung, Ingeborg Junge-Reyer, die seit Jahren eine aggressive, neoliberale Wohnungspolitik verfolgt und zum Beispiel die Mietzuschüsse des Senats für Hartz 4 Empfänger_innen abgeschafft hat.
Auch Holger Lippmann, Geschäftsführer des Berliner Liegenschaftsfonds, weigerte sich bis zum Schluss, ernsthaft über ein Ersatzobjekt zu verhandeln.
Begleitet wurde all dies von verschiedensten erfolgreichen Aktionen, von bunt bis schwarz, von laut bis klammheimlich. Daran gilt es anzuknüpfen.

Die Häuser denen die drin leben!

Denn wir sind nicht die einzigen, die von Zwangsumzügen, Räumungen und dem ganzen Aufwärtungs-Kladderadatsch betroffen sind. Neben dem Kampf um die wenigen verbliebenen selbstverwalteten Freiräume (so z.B. die Rigaer 94, Köpi bei uns um die Ecke, aber auch die Squater_innen in Amsterdam und überall sonst) sind vor allem in Berlin immer mehr Menschen von steigenden Mieten betroffen und verlieren ihre Wohnungen und ihr soziales Umfeld.
Ihnen gilt unsere Solidarität und Unterstützung.

KOMMT ZUR AVV AM 13.01.2011 UM 19:30 IM BETHANIEN!

HALTET AUGEN UND OHREN OFFEN UND CHECKT REGELMÄSSIG UNSEREN BLOG!!
SEID KREATIV, ORGANISIERT EUCH UND HAUT AUF DEN PUTZ!

SOLIDARITÄT IST EINE WAFFE!!!

Weitere Infos: liebig14.blogsport.de
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Von wba.blogsport.de:

„Vom Gerichtssaal auf die Straße“

Das autonome Wohn- und Kulturprojekt Liebig 14 steht kurz vor der Räumung. Am 13.11.2009 fand der letzte Prozess gegen das Hausprojekt in der Liebigstraße 14 in Berlin statt. Wie vorauszusehen war, wurde der juristische Kampf um die bestehenden Mietverträge verloren. Jetzt gilt es einer drohenden Räumung auf anderen Ebenen etwas entgegenzusetzen!

Das Haus in der Liebigstraße 14 wurde 1990 nach Leerstand besetzt und erlangte 1992 Einzelmietverträge mit der Wohnungsbaugesellschaft Friedrichshain (WBF). Seit der Besetzung bietet das Projekt gemeinschaftlich verwalteten Wohnraum für Menschen verschiedenster Altersgruppen und Herkunft sowie Platz für kulturelle Veranstaltungen und politisch- emanzipatorische Arbeit. Im Jahr 1999 wurde das Haus an die LiLa GbR verkauft, bestehend aus den Gesellschaftern Suitbert Beulker und Edwin Thöne. Mit dem Eigentümerwechsel begann eine Reihe von aggressiven Maßnahmen gegen die Bewohner_innen und die kollektive Wohnform. Wie z.B. die Räumung der Gemeinschaftsräume im Erdgeschoss 2007 und dem Abbau einer Zwischentür im Treppenhaus, welche von den BewohnerInnen notwendigerweise anstelle der einzelnen Wohnungstüren eingesetzt worden war. Diese musste letztendlich auch als Kündigungsgrund herhalten.

Die Liebig 14 positioniert sich gegen gesellschaftliche Ausgrenzung und Unterdrückung jeglicher Art und bietet kollektiven Wohnraum für politisch Interessierte und vom profitorientierten Wohnungsmarkt Ausgeschlossene. Die selbstorganisierte Hausgemeinschaft ermöglicht zudem ein solidarisches und selbstbewusstes Auftreten im Umgang mit „Hauseigentümern“ und drohender Verdrängung.
Die Verdrängung unkommerzieller Projekte ist eine der Folgen der umfassenden Aufwertung der Innenstadtgebiete (Gentrifizierung). Modernisierung von günstigem Wohnraum und die dadurch steigenden Mieten sind eine folge kapitalistischer Verwertungslogik. Dadurch findet vor allem eine Verdrängung einkommensschwacher Menschen statt.
Organisierte Hausgemeinschaften, wie sie in Hausprojekten existieren, ermöglichen von Gentrifizierung betroffenen Mieter_innen, sich gegen drohende Verdrängung effektiv zur Wehr zu setzen. Daher ist der Kampf für den Erhalt eines Autonomen Hausprojektes als exemplarisch für den Widerstand gegen Gentrifikation zu begreifen.

Gerade in letzter Zeit kam es in Berlin zu einem Schlag der staatlichen Repressionsorgane gegen Einzelpersonen sowie linksradikale Strukturen. Menschen wurden festgenommen, Hausprojekte gerazzt, keine 2 Wochen später wird das Wohnprojekt in der Brunnenstrasse 183 geräumt und kurz darauf ein Jugendlicher in einem Park von Zivilpolizisten angeschossen. Darauf gab es bereits viele Antworten, jedoch gilt es auch nach vorne zu blicken und sich auf kommende Ereignisse vorzubereiten um nicht weiter in die Defensive zu geraten. Eine Räumung der Liebig 14 kommt für uns nicht infrage. Zeigen wir gemeinsam, dass wir keinen Bock haben auf diesen Staat und seine Repression, dass wir keinen Bock haben auf Fremdbestimmung und dass wir keinen Bock haben auf kapitalistische Verwertungslogik. Wir wollen das wirklich schöne Leben – nicht übermorgen, nicht morgen, sondern jetzt!

„Wenn sie sich mit eine_r von uns anlegen, legen sie sich mit uns allen an.“

Die Liebig 14 ist in Berlin Teil einer Struktur linksradikaler Freiräume, in denen versucht wird, die Einflüsse gesellschaftlicher Ausgrenzungs- und Unterdrückungsmechanismen wie z.B. Rassismus, Sexismus, Homophobie möglichst gering zu halten. Doch geht es nicht darum, sich in der eigenen schönen Welt auszuruhen, sondern um den Anspruch, mit den Ideen eines Lebens ohne Kapitalismus, Hierarchien und Unterdrückung in die Gesellschaft zu intervenieren. In Angesicht dessen wäre der Verlust eines Raumes, in dem dies praktisch erprobt und für einige Menschen erfahrbar gemacht wird nicht hinzunehmen. Das Vorgehen gegen eines unserer Kultur- und Wohnprojekte ist mit ein Angriff auf alle, die dieses und ähnliche Projekte nutzen aber auch auf alle, die mit den Ideen und Ansprüchen des Projektes die Gesellschaft erreichen wollen. Darum seid Solidarisch und unterstützt den Kampf um den Erhalt der Liebig 14.

Kapitalistischen Normalbetrieb stilllegen!
Wir bleiben alle!

Links:
» Liebig 14 – Homepage
» Liebig 14 – Blog