Kph: Geld zurück für Gefangene vom 24.9.06

Immer aktualisierte Chronologie der Ereignisse in Kopenhagen seit der Gerichtsentscheidung am Montag, 28.8.06 gegen das Ungdomshuset.

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Stand Sonntag, 14.12.: Geld zurück für die Gefangenen vom 24.9.06!

Menschen, die am 24.9.06 in Kopenhagen auf der „Reclaim the streets“-Action eingefahren sind und im Gewahrsam saßen, haben Anspruch auf Entschädigungszahlungen vom dänischen Staat, da die Ingewahrsamnahme rechtswidrig war.

Das Bonbon an der Sache ist, dass die Kohle direkt aus dem Etat der dänischen Polizei kommt. Insgesamt beläuft sich die gesamte Summe auf 120.000 dänische Kronen, das sind ca. 17.000 Euro.

Das „Anarchist Black Cross“ (ABC) Kopenhagen ruft dazu auf, sich dort zu melden und sich die Kohle auszahlen zu lassen. Wie das alles funktioniert, erfahrt ihr beim ABC:

Mail: info[atblackcross.dk
Internet: http://www.blackcross.dk

Wenn ihr selbst Betroffene seid oder Menschen kennt, die eingefahren sind, meldet Euch schleunigst bei den dänischen GenossInnen!

Soligruppe Kopenhagen (Kiel)

» Indymedia-Artikel zum Thema


Stand Dienstag, 07.07.: WIR HABEN EIN NEUES HAUS!

Am 11. Juni wurde in ihrer Stadtversammlung beschlossen, dass sie uns zwei Gebäude in der Nordvaestgegend der Stadt überlassen werden. Am 1. Juli haben wir mit dem Einzug begonnen!
Wir werden die nächsten Monate nutzen, uns von dem ganzen kommunalen Staub zu entledigen, einen neuen Tresen, eine Bühne, Arbeitsräume zu bauen und den Ort aufzupeppen, so dass jedeR sich zuhause fühlt! Wir sind alle wirklich angetan von dem Ort und hoffen, dass wir so schnell wie möglich bereit sind, die Türen zu öffnen, wir werden alle von Euch zu einer Eröffnungsparty einladen und den Sieg in dem Kampf feiern! Wir hätten es nicht geschafft ohne all die internationale Unterstützung!

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Das Haus und die Gegend
Die zwei Gebäude waren bisher ein Teil eines städtischen sozialen Zentrums mit dem wir nun das Grundstück teilen.
Es liegt zwischen Dortheavej und Rentemestervej im nordwestlichen Teil von Kopenhagen, etwa 2,8 km vom Jagtvej 69 entfernt.
Wir werden die zwei Gebäude in zwei Runden bekommen. Wir haben das erste Gebäude am 1. Juli bekommen, „der Anbau“, der mit 600 m² das kleinere der beiden ist. Das andere Gebäude steht ab dem 1. Januar 2009 zur Übernaheme zur Verfügung.
Die Gesamtfläche der beiden Gebäude beträgt 2000 m² was dem Raum entspricht, den wir im Ungdomshuset hatten.
Wir werden einen kleinen Konzertraum und eine große Küche im Anbau einrichten. das große Gebäude hat schon einen großen Konzertraum mit einem Balkon, nutzungsbereit!

Die Stiftung
Wir haben eine Lösung gefunden, als die „Jagtvej 69“-Stiftung (die sich neben dem Montagstreffen bewährt hat. Sind gute Leute!) die Gebäude von der Stadt gemietet hat. Die Miete wird zurückgezahlt in Form einer monatlichen Subvention von der Stadtverwaltung, so dass es im Endeffekt null ergibt und wir in der Praxis keine Miete zahlen müssen. Augenscheinlich ist dies der Weg den sie gehen müssen, um um die kommunale Bürokratie herum zu kommen.

Die Stiftung wird als formaler gesetzlicher Mittelsmensch zwischen Haus und Stadt arbeiten. Das Verhältnis zwischen Stadt und Stiftung ist in einer Reihe von schriftlichen Absprachen festgelegt. Auch das Verhältnis zwischen Stiftung und Haus wurde niedergeschrieben.

Hauptsache: Wir sind immernoch ein basisdemokratisches Haus mit nur einer Autorität, dem Haus-Treffen!

Die Übernahme
Wir haben bereits angefangen, ins erste Haus einzuziehen. Die Aktivitäten, für die das Gebäude vorher genutzt wurde, haben neue Unterkünfte bekommen und niemand wurde benachteiligt.

Wir haben versprochen, dass alle Aktivitäten in dem anderen Haus auch einen angemessenen Ersatz bekommen. Viele davon werden defacto an anderen Orten im Gebäude, das weiterhin ein kulturelles Zentrum bleibt, unterkommen.

Es ist sehr wichtig klarzustellen, dass wir niemals vorhatten, andere Leute aus ihrem Haus zu schmeißen. Wir haben sichergestellt, dass alle Aktivitäten in gute Unterkünfte ziehen und zu guter Letzt wird ein weiteres Gebäude gebaut, das einige von ihnen aufnehmen wird und sogar Platz für eine brandneue Bücherei schafft.

Was jetzt?
Wir werden in der nächsten Zeit das Haus nutzbar für Konzerte, Partys, Voküs und Aktivitäten machen. Wenn wir fertig sind, werden wir alle zu einer großen Willkommensparty einladen.

Fühlt Euch eingeladen ins neue Haus zu kommen und es Euch anzusehen, aktiv zu sein oder bei der anstehenden Arbeit zu helfen!

Übersetzung von Ungdomshuset, 07.07.2008


Stand Freitag, 01.07.: Kurzbericht zum 2.& 3. Prozesstag wegen Ungeren Soli-Barrikade in Flensburg

^Nächster Termin:
Freitag 04.07. – 12:30 Uhr Saal A113, Amtsgericht Flensburg^
Worum geht’s ?!
In der Nacht zum 5. Januar 2007 brannte vor dem dänischen Konsulat in Flensburg eine Barrikade aus Autoreifen. Dies war offenbar eine Soli-Aktion wegen dem – damals von der Räumung bedrohten – Ungdomshuset in Kopenhagen. Kurz darauf wurden zwei Personen in einem, deutlich vom Konsulat entfernten, Park
festgenommen. Sie werden mit dem Errichten der Barrikade in Verbindung gebracht. Zur Zeit läuft das Verfahren vor dem Amtsgericht in Flensburg. Den Angeklagten wird der Verstoß gegen das Waffen- und das Telekommunikationsgesetz vorgeworfen. Die Staatsanwaltschaft geht davon aus, dass Molotowcocktails verwendet wurden und diese gelten als Waffen. Außerdem wird den beiden Angeklagten ein Funkscanner zugeordnet.

Der 2. Prozeßtag (30.05.08)
Bereits zwei Tage vor dem Prozeßtag wurde der am ersten Verhandlungstag gestellte Befangenheitsantrag gegen Richter Rohdewald als unbegründet zurückgewiesen.
Die Verhandlung begann also in bekannter Zusammensetzung.
Knapp 15 Unterstützer_innen waren gekommen. Zu Beginn verlasen die Angeklagten die unten stehende Erklärung.
Danach folgte eine knapp zwei stündige Vernehmung eines der beiden Polizisten die in der Nacht zum 5. Januar 2007 mit ihrem Streifenwagen als erstes an der Barrikade eintrafen.
Nach dem sich die Vernehmung bis ca. 14 Uhr hingezogen hatte wurde die Verhandlung vertagt.

Der 3. Prozeßtag (17.06.08)
Der 3. Prozeßtag war nur eine Formsache, damit die Unterbrechung zwischen den Verhandlungstagen nicht zu lange ist, er dauerte 5 Minuten. Da die Zeugen im Urlaub waren konnte keine ausfuehrliche Verhandlung stattfinden. Die
Verhandlung wurde auf den 4. Juli vertagt. Für den 4. Prozeßtag ist der andere Polizist der Streifenwagenbesatzung geladen, die mit ihrem Fahrzeug die Barrikade erreichten.

Die Prozeßbeobachter_innen
^ Prozeßerlärung:

Ungdomshuset blir !
Brennende Barrikade vor dem dänischen Konsulat am 5. Januar 2007 Prozeßerklärung zum Amtsgerichtsverfahren am 14. Mai 2008 in Flensburg
Die brennende Barrikade aus Autoreifen vor dem dänischen Konsulat in Flensburg in der Nacht zum 5. januar 2007 sollte offenbar auf den Konflikt um das selbstverwaltete Zentrum Ungdomshuset in Kopenhagen aufmerksam machen.
Sie war eine von zahlreichen Solidaritätsaktionen, die weit über die Grenzen Dänemarks hinweg in Europa und selbst in Übersee seit der Zuspitzung des Konfliktes Mitte 2006 stattfanden. Oft waren dänische Konsulate und Botschaften Adressaten der Aktionen.

Zu Anfang ein paar Sätze zum Ungdomshuset:
Das Ungdomshuset kann auf eine lange Geschichte als Ort der politischen, kulturellen und sozialen Auseinanderstezungen zurückblicken. Es entstand 1897 als Folkets Hus und diente als Rückzugsort der beginnenden Arbeiter_innenbewegung Kopenhagens. 1982 wurde das leerstehende Gebäude von
Autonomen besetzt, die Stadt garantierte Selbstverwaltung und eine unbefristete Nutzung. Ende der 1990er Jahre sah die Stadt die Chance, das Zentrum ohne allzuviel Protest zu schließen. 1999 beschloß die Kommune, das Haus am Jagtvej 69 zu verkaufen, wohl wissend, dass ein privater Käufer die Räumung verlangen würde. Mit dem Verkauf des Hauses im Jahre 2000 entwickelte sich der Protest bei den Nutzer_innen und Unterstützer_innen des Ungdomshuset. Ein Dialog
zwischen dem Ungdomshuset und der parlamentarischen Mehrheit, die das Haus verkauft hatte, kam nicht zustande. Die Politiker_innen wiesen es lange Zeit von sich, überhaupt zu diskutieren, mit der Begründung, nach dem Verkauf sei
dies keine kommunale Angelegenheit mehr.
Die Entscheidung des Landgerichts im August 2006, welche ein Recht auf Nutzungdes Ungeren abwies, fiel in eine Zeit in der sich das Ungdomshuset als lebendiges Kulturhaus mit mehreren tausend Besucher_innen jährlich entwickelt hatte. Je konkreter die Bedrohung für das Haus wurde, desto mehr begriffen die
Nutzer_innen, was das Haus für sie bedeutete. Die Beteiligung an den Protesten und die Vehemenz der Auseinandersetzung nahm stetig zu. Dies lag auch daran, dass es um einen weitaus grundsätzlicheren Kampf gegen die rechte Monokultur
und die in der dänischen Politik vorherrschende Intoleranz gegenüber alternativen Lebensstilen ging. Das Vorgehen der dänischen Regierung reiht sich ein in eine Politik der sauberen Innenstädte, wo kein Platz für nonkonforme Kultur ist, die sich in vielen Städten Europas wieder findet. So ist vielen
solidarischen Aktivist_innen aus anderen Ländern der Kampf zur Verteidigung einst erkämpfter Freiräume wohlbekannt, was mit ein Grund für die grenzüberschreitende Unterstützung des Ungdomshuset ist.

Trotz zahlreicher Aktionen unterschiedlichster Form, darunter Demonstrationen mit mehreren tausend Teilnehmer_innen, gelang es nicht, die parlamentarische Mehrheit – die durch ihren Wortbruch und den Verkauf des Hauses die Verantwortung für diesen Konflikt trägt – zum Einlenken zu bewegen.
So wurde im Spätherbst 2006 das Ungeren erneut für besetzt erklärt und eine militante Verteidigung des Gebäudes sowie weitere Unruhen im Falle einer Räumung angekündigt. Die angekündigten Unruhen sollten zum Ziel haben, einen
relevanten Teil des öffentlichen Raumes unter die eigene Kontrolle zu bringen und auf diese Weise das normale Alltagsleben so lange stillzulegen, bis eine
Krise geschaffen ist, die von den Politiker_innen nicht länger ignoriert werden kann.
Ein erster Räumungstermin für den 14. Dezember 2006 konnte nicht realisiert werden, da die dänische Polizei nicht für die Sicherheit garantieren konnte.

Zurück nach Flensburg:
In diese angespannte Zeit des Tauziehens zwischen den Konfliktparteien fiel die brennende Barrikade vor dem dänischen Konsulat. Wir stufen die Aktion als symbolisch ein, da offensichtlich weder eine Verkehrsbeeinträchtigung noch ein Sachschaden beabsichtigt war. Es liegt nahe, anzunehmen, dass das Ziel der Aktion war, den Druck für eine politische Lösung des Konfliktes zu erhöhen und dass die Aktivist_innen davon ausgingen, dass nur eine verhältnismäßig spektakuläre Aktion ein entsprechendes Medienecho hervorrufen würde.
Wir als Angeklagte halten die Aktion für sinnvoll und angemessen und werden uns in keinster Weise von ihr distanzieren.
Das Konstrukt der Anklage weisen wir aber mit Vehemenz zurück. Wir haben die, uns mit der Anklage vorgeworfene, Aktion nicht durchgeführt.

Was weiter in Kopenhagen geschah:
Am 1. März 2007 nach gut drei Monaten Besetzung räumte die Polizei in einer dramatischen Überraschungsaktion mit Einheiten des Antiterrorkorps das Ungdomshuset.
Es folgte eine der größten Unruhen in der dänischen Nachkriegsgeschichte.
Am Donnerstag wurde geräumt – am Sonntag die vorerst letzte Barrikade gebaut.
Das Ziel das Alltagsleben zum Stillstand zubringen und alle Aufmerksamkeit auf den Konflikt zu lenken wurde erreicht.
Am 5. März wurde das Ungdomshuset unter Polizeischutz abgerissen.
In der Zeit nach dem Abriss kam es zu einer Vielzahl von Aktionen mit der Forderung nach einem neuen Haus. Im April 2008 nahmen Verhandlungen zwischen den Ungdomshuset Aktivist_innen und der Stadt über ein neues Gebäude konkrete
Züge an. Ob es tatsächlich ein neues Ungeren geben wird bleibt abzuwarten.
Die Auseinandesetzungen um das Ungdomshuset hat eine politische Bewegung gestärkt, die für Freiräume und eine eigenverantwortliche Kultur sowie gegen durch den Markt bestimmte und von den Behörden kontrollierte Lebensformen
kämpft.
Schließlich bedeutete der Kampf um das Ungeren auch ein Wiedersehen mit den Barrikaden, die bis dahin aus den Straßen Kopenhagens verschwunden waren. Eine neue Generation machte die Erfahrung, daß Widerstand notwendig und konkret
umsetzbar ist.

Ungdomshuset blir! ^


Stand Freitag, 23.05.: Nächster Termin des Ungdomshuset-Prozeß in Flensburg am Fr., 30.5.

Kurzer Bericht zum 1. Prozeßtag wegen Ungeren Soli-Barrikade in Flensburg:

Worum geht’s ?!
In der Nacht zum 5. Januar 2007 brannte vor dem dänischen Konsulat in Flensburg eine Barrikade aus Autoreifen. Dies war offenbar eine Soli-Aktion wegen dem – damals von der Räumung bedrohten – Ungdomshuset in Kopenhagen. Kurz darauf wurden zwei Personen in einem, deutlich vom Konsulat entfernten, Park festgenommen. Sie werden mit dem Errichten der Barrikade in Verbindung gebracht. Zur Zeit läuft das Verfahren vor dem Amtsgericht in Flensburg. Den Angeklagten wird der Verstoß gegen das Waffen- und das Telekommunikationsgesetz vorgeworfen. Die Staatsanwaltschaft geht davon aus, dass Molotowcocktails verwendet wurden und diese gelten als Waffen. Außerdem wird den beiden Angeklagten ein Funkscanner zugeordnet.

Der 1. Prozeßtag
Beim Betreten des Gerichtsgebäudes mussten die Besucher_innen feststellen, dass Zugangskontrollen (Metalldetektor sowie Abtasten) stattfanden. Daraufhin entschieden sich die Angeklagten und die etwa 20 Unterstützer_innen das Gerichtsgebäude zunächst nicht zu betreten. Kurz darauf stellten die Anwälte fest, daß der Prozeß in einen anderen Saal verlegt wurde, der größer ist und über eine Abgrenzung des Zuschauer_innen-bereichs verfügt. Die Verteidiger wollten vor der Verhandlung in einem informellen Gespräch mit dem Richter die Hintergründe der Zugangskontrollen nebst Saalverlegung klären, sowie für die Unterstützer_innen einen ungehinderten Zugang zur Verhandlung erreichen.

Richter Rodewald gab an, daß er nichts angeordnet hätte und das die Kontrollen immer stattfänden.
Die Anwälte forderten und erhielten Akteneinsicht. Es fand sich ein Schreiben in dem verstärkte Zugangskontrollen, die Verlegung in den größeren Saal sowie die Anwesenheit von zwei Sicherheitsbeamten während der Verhandlung von Richter Rodewald angeordnet wurde. Peinlich für den lügenden Richter. Das Schreiben von Richter Rodewald enthält keine detaillierte Begründung für die angeordnete Sicherheitsverfügung, es zitiert lediglich eine Mitteilung der Flensburger Polizei, wonach bei dem Prozeß etwas „passieren“ sollte.

Der versuch die Eingangskontrollen aufheben zu lassen blieb leider erfolglos. Nach einiger Zeit betraten die Angeklagten sowie die Unterstützer_innen das Gerichtsgebäude.
Die Verhandlung begann mit einem Antrag der Verteidigung auf dienstliche Äußerung des Richters zu den Hintergründen der „Sicherheitsmaßnahmen“, insbesondere welche Erkenntnisse die Polizei mitgeteilt hat.
Der Richter lehnte das Auskunftsersuchen ab. Dies war der Anlaß für die Verteidigung eine Unterbrechung zu beantragen. Es wurde ein Befangenheitsantrag formuliert, da die anfängliche Lüge über die angeordneten Maßnahmen und die mangelnde Bereitschaft zur Auskunft von Richter Rodewald eine Voreingenommenheit gegenüber den Angeklagten vermuten lässt. Der abgelehnte Richter übernimmt offensichtlich „ungeprüft“ irgendwelche Mittteilungen der Polizei. Dies erweckt den Eindruck, dass die Polizei den äußeren Ablauf der Hauptverhandlung bestimmt und von einer unabhängigen Justiz keine Rede sein kann.

Zur Entscheidung des Befangenheitsantrages wurde die Verhandlung vertagt. Ob Richter Rodewald aufgrund seiner Lüge für Befangen erklärt wird und durch einen anderen Richter ersetzt wird, erfahrt ihr in der Fortsetzung der Verhandlung am 30.05.08 um 11Uhr im Saal A 113 des Amtsgerichts Flensburg.

^ Nächster Prozesstermin:
Freitag, 30.05. – 11Uhr Saal A113^
Die Prozeßbeobachter_innen


Stand Dienstag, 02.04.: Prozess wegen Ungeren-Solidarität in FL am 14.5.

+++ brennende barrikade im januar 07 vor dänischen konsulat +++ festnahme von 2 personen in dieser nacht +++ anklage wegen waffenbesitz +++ prozess am 14.5. in flensburg

Ungefähr ein Jahr sind die Auseinandersetzungen um den Erhalt des Ungdomshuset im Jagtvej 69 in Kopenhagen her. Viele von Euch können sich bestimmt noch gut daran erinnern, dass es weltweit Soliaktionen gegen die Räumung des Ungeren gab. Auch in Flensburg fanden unterschiedliche Aktionen statt, um Solidarität zu bekunden und den Druck auf politisch Verantwortliche in Kopenhagen zu erhöhen.

Eine dieser Aktionen war eine brennende Barikade vor dem dänischen Konsulat in Flensburg, in der Nacht zum 5. Januar 2007. Die Polizei hat in dieser Nacht 2 Personen festgenommen und stellt einen Zusammenhang zu der Aktion vor dem Konsulat her. Die beiden sehen sich nun mit einer Anklage wegen Waffenbesitz konfrontiert. Ihr erster Prozesstermin ist vermutlich am 14.5.2008.

Das Ungdomshuset war nicht irgendein Haus. Es war einer von Orten, die seit den 70er und 80er Jahren erkämpft wurden. Sei es die alte Meierei in Kiel, die Köpi in Berlin oder viele andere. In diesen selbstverwalteten Räumen können Ansätze zu einem anderen Leben jenseits von Konsum- und Arbeitsmarktterror ausprobiert werden. Eine grundlegende Veränderung der Verhältnisse kann nicht nur theoretisch herbeigeführt werden. Auch in der Praxis wollen wir den Widerstand dagegen entwickeln. Es ist klar, dass solche Freiräume nicht unter staatlicher Bevormundung stehen können. Und es ist auch klar, dass wir sie nicht mit Bitten und Betteln duchsetzen werden. Wer sich radikal den Verhältnissen widersetzt, kriegt die ganze Härte staatlicher Repressionen zu spüren.

Unsere Solidarität gilt daher all denen, die sich die Mittel ihrer Proteste nicht vorschreiben lassen. Ob die beiden Angeklagten an der Aktion tatsächlich beteiligt waren oder nicht, spielt dabei für uns keine Rolle. Denn hier geht es nicht um die Verfolgung von sogenannten Straftaten. Hier geht es darum, radikale Opposition zum Schweigen zu bringen.

Es wäre gut, wenn möglichst viele zum Prozesstermin (sowie zu möglichen Folgeterminen) kommen.
Einige weitere Termine in rund um den Prozess in Flensburg findet Ihr auf der weiter unten.

Zum Schluß sei nochmal darauf hingewiesen, dass unsere Solidarität sich auch auf die Prozesskosten beziehen sollte. Hiermit wird formlos ein Ideenwettbewerb zur Prozesskostenbewältigung ausgerufen! Zu diesem Zweck
gibt es ein Spendenkonto:

Infoladen Subtilus
Kennwort: Ungdomshuset
Kontonummer: 8201097
Hypo Vereinsbank
Bankleitzahl: 20030000

Die erste Auflage des Soli-T-Shirts und aktuelle Informationen bekommt ihr im Infoladen Subtilus in der Norderstrasse 41, Flensburg (Di 15-18, Do 16-20 Uhr)

^ Termine rund um den Prozess:

8.5. 19:00 Uhr : Volxküche mit aktuellen Informationen zum Prozess im Infoladen

14.5. 9:00 Uhr : Frühstück im Infoladen Subtilus. Anschließend gemeinsamer Spaziergang zum Gericht

14.5. 11:00 Uhr : Prozessbeginn im Gericht (Südergraben).

Infoladen Subtilus
Norderstr. 41
24939 Flensburg

Offen: Di.: 15-18 / Do.: 16-20 ^

…page…


Stand Dienstag, 01.04.: Belagerung wird zum Strassenfest

Nach vielen Kämpfen auf der Strasse und am Verhandlungstisch, vielem Hin und Her, einigen Spekulationen und Gerüchten ist es nun endlich soweit : Kopenhagen ist auf dem besten Wege ein neues Ungdomshus /AZ zu bekommen.
Die geplante Belagerung des Rathauses wird nun in eine riesige Demo-Streetparty umgewandelt werden, wobei sich bei allen bedankt werden soll, die die Bewegung in ihrem Kampf für einen neuen Freiraum unterstützt hat.
Die meisten können es immer noch nicht richtig glauben und vermuteten einen schlechten Aprilscherz der Bürgermeisterin und des Kopenhagener Stadtrates.Doch es ist anscheinend wahr – Das bisherige Kulturcenter am Dortheavej 61 in Nordvest wird das neue Ungdomshus in Kopenhagen werden.

In einem extra Montags-Plenum wurde deswegen am heutigen Abend beschlossen Plan F, wie „Fest“ statt der Belagerung durchzuführen. Dieser hatte schon länger existiert, falls die PolitikerInnen sich nun tatsächlich noch vor der Aktion am 3.April zusammenreissen.

„Die öffentliche Mitteilung in der Presse, dass das Kulturcenter am Dortheavej 61 unser neues AZ werden wird, ist schon Sieg genug. Wir haben unser Ziel erreicht und somit gibt es keinen weiteren Grund die wirkliche Belagerung durchzuziehen,“ so Thomas, von der BlokR- Pressesprecher-Gruppe.
Wie schon oben erwähnt umfasst Plan F eine Demo mit anschliessender Streetparty, wo alle dazu aufgefordert werden dran teilzunehmen, um die Neuerwerbung gebührend zu feiern.

„Wir werden das Konzept mit den vier Blöcken beibehalten.Aber anstatt das Rathaus zu belagern werden wir überall dorthin gehen, wovon wir Unterstützung in unserem Kampf erfahren haben und uns bei allen bedanken, die an uns geglaubt haben und glauben.“

von Indymedia


Stand Dienstag, 18.03.: blokR – Belagerung des Kopenhagener Rathaus am Do., 3. April 2008

Zweck der Aktion, Konzept und Richtlinien:
Zweck der Aktion blokR ist, den politischen Druck auf Kopenhagens Politiker/innen beizubehalten, um diese dazu zu bringen, der Ungdomshusbewegung noch vor dem ersten März ein neues Ungdomshus zu geben. Am Donnerstag, den 3.4., hält das Rathaus seine letzte Sitzung ab. Dann ist es genau ein Jahr her, seit die Politiker/innen Polizei und Abbrucharbeiter/innen losgeschickt haben, um ihre Probleme zu lösen. Deshalb organisiert Aktion blokR eine Belagerung des Rathauses. Die Politiker/innen sollen nicht eher ihre Sitzung verlassen, bevor sie eine zufriedenstellende Lösung für ihr selbst geschaffenes Ungdomshusproblem gefunden haben.

Aktion blokR ist:
− ein grosser und breit gefächerter Aufruf zur Belagerung des Rathauses − eine zivil ungehorsame Belagerung des Rathauses, bei der aktiv Widerstand gegen Versuche, diese Belagerung zu durchbrechen, geleistet wird. Alle Aktionen werden gemäß folgendem Aktionskodex ausgeführt:
ziviler, ungehorsamer und aktiver Widerstand soll folgendermaßen verstanden werden: wir werden den Forderungen der Polizei nicht nachkommen; wir werden Gegenwehr leisten gegen eventuelle Versuche der Polizei, die Belagerung zu durchbrechen; wir werden uns wehren und Schutzausrüstung mitbringen und auch anwenden, um die Belagerung aufrecht erhalten zu können. − das Einzige, was geworfen werden wird, sind Handzeichen und eventuelle Tränengasgranaten, welche die Polizei abgefeuert hat. − falls die Politiker/innen versuchen, die Belagerung zu durchbrechen, werden wir ihnen den Rücken zuwenden.

Struktur der Aktion:
Aktion blokR ist eine offene Aktion die aus selbst organisierten Gruppen besteht. Diese Gruppen haben die Kompetenz, Beschlüsse zu treffen, welche ihre eigenen Aufgaben und Verhältnisse betreffen, solange sie dabei das übergeordnete Konzept und die Richtlinien der Aktion respektieren. Jede Gruppe schickt Repräsentant/innen zu einem wöchentlichen Koordinierungstreffen. Hier beraten sie die Dinge, welche über die Aufgaben einzelner Gruppen hinausgehen. Diese Treffen, die von der internen Kommunikationsgruppe einberufen werden, haben somit die Kompetenz, übergeordnete Entscheidungen zu treffen. Deshalb ist es wichtig, dass sich alle Gruppen hier repräsentiert fühlen.

Beim Infotreffen am 19.1. wurden folgende Gruppen eingesetzt: Roter Block, gelber Block, türkiser Block und grüner Block (die Blöcke stehen für jede einzelne Ecke der Belagerung und sie wählen sich selber ihr Konfrontationsniveau und ihre Strategie) Aktionsgruppe ( steht gemeinsam mit den Blöcken für die Detailplanung der Aktion und der Demonstration) interne Kommunikationsgruppe ( koordiniert die Treffen, und organisiert Seminare und Info- Veranstaltungen) Pressegruppe (verfolgt eine offensive Presse- Strategie) Mobilisierungsgruppe (erstellt Plakate, Internetseite, sms-Verteiler, Flyer und ähnliches Mobilisierungsmaterial) VoKü-Gruppe (bereitet leckeres veganes Essen) Jede/r, welche/r sich der Grundlage der Aktion anschliesst, kann eigene Gruppen gründen- denkt nur daran, eine/n Repräsentant/in zum Koordinierungstreffen zu schicken.

Mit freundlichem Gruß, die Initiatoren/innen.

Wir wollen ein Ungdomshus haben, so lange wir noch jung sind- wir können kein Konzert in einer Absichtserklärung veranstalten!

Den Kampf fortsetzen

Infos: http://www.blokr.nu


Stand Sonntag, 02.02.: Tausende ein Jahr nach der Räumung auf Kopenhagens Straßen für ein neues Ungdomshus

Am 01. März 2008, dem ersten Jahrestag der Räumung des Ungdomshuset, beteiligten sich abermals einige tausend Menschen an Demonstrationen für ein neues Ungdomshus in Kopenhagen.

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Etwa 3000 Menschen nahmen am frühen Nachmittag an der Demonstration aus dem Stadtteil Nörrebro zum Radhuspladsen teil. Die Demo zog in sichtweite am „Ground 69“, der Baulücke im Jagtvej wo einst das Ungdomshuset stand
(Eine Rednerin: „Jetzt ist es nur ein Loch, als wenn ein geisteskranker Zahnarzt einen gesunden Zahn mit einer Kneifzange entfernt hätte.“), vorbei durchs Viertel in die Innenstadt. Solidarische AnwohnerInnen hängten Transparente aus ihren Fenstern und ließen Luftballons und Konfetti auf die DemonstrantInnen herabsegeln und die gesamte Route wurde mit 69-Graffitti verschönert. Immer wieder gab es schön anzusehende Pyros und die Stimmung war dank der sehr wenig präsenten Polizei sehr entspannt. Gleichzeitig fand eine zweite Demo mit etwa 1000 TeilnehmerInnen aus Christiania statt. Die beiden Züge vereinten sich auf dem Rathausplatz, wo im Anschluss mehrere Bands spielten. Leider blieb auch Kopenhagen nicht von Sturm und Regen verschont, weshalb das Konzert eher ungemütlich war und viele Leute relativ schnell den Nachhauseweg antraten.

Gegen Mitternacht versammelten sich relativ spontan nochmal knapp 200 AktivistInnen am „Ground 69“ mit dem Plan, gemeinsam in die Innenstadt zu ziehen. Es blieb aber bei vereinzelten Angriffen auf die in unmittelbarer Nähe herumstehenden Polizeifahrzeuge und ein bisschen Pyroshow und die Leute entfernten sich bald wieder oder verweilten noch etwas im Jagtvej. Eine Demo kam jedoch nicht mehr zustande.

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Die nächste große Ungdomshus-Aktion, zu der im Gegensatz zum 01.03. auch schon groß mobilisiert wird, findet am Donnerstag, 03. April statt, wenn das Kopenhagener Rathaus belagert werden soll. Infos dazu: www.blokr.nu


Stand Donnerstag, 21.02.: Ungdomshus nu! Für linke Freiräume – überall!

Ungdomshuset – da war doch was…

Vor fast einem Jahr, am 1. März 2007 wurde in der selbsternannten „innovativen Boomstadt“ Kopenhagen das seit 1982 als autonomes Politik- und Kulturzentrum genutzte „Ungdomshuset“ im Jagtvej 69 von Anti-Terror-Einheiten der dänischen Polizei gewaltsam geräumt und wenige Tage später dem Erdboden gleich gemacht. Ermöglicht wurde dieser Akt der Zerstörung durch ein einige Jahre andauerndes reaktionäres Bündnis der sozialdemokratischen Stadtregierung mit der rechtsfundamentalistischen Christensekte „Faderhuset“. An diese verhökerte die Stadt das Haus, in der Hoffnung, sich auf diese Weise einem unbequemen Ort der Widerständigkeit und Selbstbestimmung entledigen zu können. Doch bereits lange Zeit vor der Räumung formierte sich in Kopenhagen Widerstand gegen diesen Angriff auf die dortige subkulturelle und linke Szene: Es kam zu stetig wachsenden Demonstration, vielfältigen Aktionen und schließ-lich zur fast dreimonatigen Besetzung des „Ungeren“. Unterstützt wurden die AktivistInnen in Kopenhagen dabei von einer Vielzahl Solidaritätsbekundungen, auch weit über die dänischen Grenzen hinaus.
Als Kopenhagens Bürgermeisterin Ritt Bjerregaard die Räumung gegen den Widerstand trotzdem durchsetzte, provozierte sie damit tagelange Straßenschlachten und Massenprotest vor allem im Stadtviertel Nörrebro, dem einstigen Zuhause des „Ungeren“. Die Polizei versuchte mit Massenfestnahmen, Razzien und der Verstüm-melung der Bewegungsfreiheit wieder Herrin der Lage auf Kopen-hagens Straßen zu werden, was ihr jedoch nicht gelingen sollte…

Der lange Atem der Bewegung

Denn die Ungdomshus-Bewegung ließ sich von der Repression nicht brechen, sondern wuchs und verbreiterte sich seit der Räumung zusehends. Wöchentlich fanden seither jeden Donnerstag Demonstrationen mit mindestens vielen Hundert TeilnehmerInnen statt, die von mal zu mal Fortschritte im selbstbewussten Umgang mit der Polizei machten. Auch der linke Aushängepopstar Manu Chao schaute auf einer dieser Veranstaltungen mal vorbei. Ein weiterer Höhepunkt war eine gemeinsame Demonstration von Ungdomshus- und AktivistInnen der ebenfalls dauerhaft bedrohten „freien Stadt“ Christiania, an der sich 10.000 Menschen beteiligten und die Besetzung des „Ground 69“ zum Halbjahrestag der Räumung, in dessen Folge es abermals zu Straßenkämpfen kam. Schon lange forderte die Protestbewegung nicht mehr nur ein neues Ungdomshus, sondern wandte sich allgemein gegen die neoliberale Stadtumstrukturierung und rechten „Normalisierungs“-Wahn in Kopenhagen mitsamt seinen Begleiterscheinungen.

„Lasst uns auf eine politische Lösung hoffen, so dass dieses Irrenhaus hier enden kann!“

Mit diesen Worten forderte die Kopenhagener Polizeichefin Hanne Bech-Hansen im Oktober Ritt Bjerregaard auf, der Bewegung endlich ein neues Haus zu Verfügung zu stellen, da die dänische Polizei durch die andauernden Aktionen ans Ende ihrer Ressourcen getrieben worden war, so dass nach eigenen Angaben die alltäglichen Polizeiaufgaben nicht mehr zu bewältigen waren. Zu diesem Eingeständnis der Überforderung sah sich Bech-Hansen genötigt, nachdem die dänische Polizei sogar in der bürgerlichen Presse wegen des äußerst brutalen Vorgehens gegen die betont gewaltfreien TeilnehmerInnen der G13-Aktion, dem Versuch einer angekündigten Massenbesetzung am 6.10.07, in die Kritik geraten war. Nach dem Umkippen der in die Knie gezwungenen Polizei stand schließlich auch die Stadtregierung unter solchem Druck, dass sich im November schließlich eine Mehrheit im Rathaus zähneknirschend für ein neues Ungdomshus aussprechen musste.

Regierung Schachmatt setzen!

Trotz der (verschriftlichten) Lippenbekenntnisse gibt es bis heute immer noch kein neues Ungdomshus, weshalb in Kopenhagen dazu mobilisiert wird, unter dem Arbeitstitel „blokr“ am das Kopenhagener Rathaus mit Blockaden lahmzulegen, solange bis es endlich ein neues Haus gibt. Wann die Aktion tatsächlich steigen wird, wurde noch nicht bekannt gegeben. Ein erster für den 21. Februar ange-setzter Termin wurde verschoben, nachdem die Stadt in letzter Sekunde nochmals Bemühungen um konkrete Angebote signalisierte. Sicher ist jedoch, dass am ersten Jahrestag der Räumung des alten „Ungeren“ am 1.3.2008 weitere Aktionen stattfinden werden, ob mit oder ohne Haus… Es bleibt zu hoffen, dass die Bewegung ihren Schwung auch in Zukunft weiter aufrecht erhalten kann und ihn auch über die Ungdomshus-Frage hinaus dazu einsetzen wird, weiter an der zwangsweisen Unterordnung jeglicher Lebensbereiche unter kapitalistische Interessen zu rütteln und die Versuche eines Zusammenlebens jenseits bürgerlicher Normen zu verteidigen und auszubauen.

Von Kopenhagen bis Berlin:
Solidarität mit den Kämpfen um linke Freiräume!

Wir wollen auch in Kiel wieder einmal unsere Solidarität mit unseren kämpfenden GenossInnen in Kopenhagen ausdrücken. Wir denken, dass die Ungdomshus-Bewegung in ihrer Breite, Vielseitigkeit und Ausdauer, die sich vom Staat weder integrieren noch in „friedlich“ und „militant“ spalten lassen hat, ein erfolgreiches Beispiel dafür ist, dass der Kampf um unsere Freiräume auch heute noch, in Zeiten hochgerüsteter „Sicherheits“staaten und gesellschaftlichen Rechtsrucks, Perspektiven haben kann. Die internationale Solidarität hat mit zum Erfolg der Ungdomshus-Bewegung beigetragen, genauso wie wir aus ihr Kraft und Erkenntnis schöpfen können, um den Kampf um unsere Freiräume vor der eigenen Haustür auszutragen. Sei es um die akut räumungsbedrohte Köpi in Berlin oder im immer noch nicht endgültig beigelegte Konflikt um die Alte Meierei in Kiel, der nach wie vor jederzeit wieder ausbrechen kann. Solange wir keine Gesellschaftsordnung herbeigeführt haben, die uns ein menschenwürdiges Leben garantieren kann, werden wir auf unsere Freiräume angewiesen sein, in denen wir zumindest punktuell und temporär der alltäglichen Unterdrückung und Ausbeutung entfleuchen können. Wir widmen ihrer Verteidigung daher weiterhin das zu diesem Zwecke nötige Maß an Einsatz.
Kampen fortzaetter!

^ Auf nach Kopenhagen!

Sa., 01.03.2008: Nichts vergessen – nichts vergeben! 1 Jahr nach der Räumung
12 Uhr: You broke our heart – not our spirit!-Doppeldemo Nørrebrohallen/Christiania
14 Uhr: Konzert Røvhuspladsen
(www.ungdomshuset.dk)

Do., 03.04.2008:
Belagerung des Kopenhagener Rathauses
(www.blokr.nu)^
UnterstützerInnen: * Gruppe Zunder (Kiel) * NutzerInnenplenum der Alten Meierei * Soligruppe Kopenhagen (Kiel) *


^ Solidarität mit der Ungdomshus-Bewegung!
Mi., 20.02.2008: Kundgebung – 11.30 Uhr – Dänisches Konsulat Kiel (Lorenzendamm 28/30)^


Stand Mittwoch, 20.02.: Ungdomshus-Solikundgebung und Polizeigewalt in Kiel

– 30 TeilnehmerInnen auf Solidaritätskundgebung für Kopenhagener Ungdomshus-Bewegung vor dem dänischen Konsulat in Kiel

– Polizei greift KundgebungsteilnehmerInnen auf dem gemeinsamen Heimweg in der Kieler Innenstadt brutal an

– Sieglinde Herold (Soligruppe Kopenhagen): „Ob in Kopenhagen oder Kiel: Wo Menschen versuchen, sich der Kontrolle durch den Staat zu entziehen, schlägt dieser mit Gewalt zurück.“

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Heute, am Mittwoch, 20. Februar 2008 zeigten am späten Vormittag etwa 30 Menschen vor dem dänischen Konsulat in Kiel ihre Solidarität mit der Ungdomshus-Bewegung in Kopenhagen, die seit der Räumung des alten autonomen Kultur- und Jugendzentrum „Ungdomshuset“ vor knapp einem Jahr, für ein neues Haus kämpft. In einem Redebeitrag wurde darauf hingewiesen, dass die dänischen AktivistInnen dank ihrer Ausdauer nun kurz vor einem Erfolg stehen und weitere Aktionen in den nächsten zu dessen Vollendung beitragen sollen. Deshalb wurde dazu aufgerufen, sich auch aus Kiel zum Jahrestag der Räumung am 1. März nach Kopenhagen zu begeben und sich an den dortigen Demonstrationen für ein neues Haus zu beteiligen. Der dänischen Vertretung wurde im Anschluss im Konsulat ein Flugblatt überreicht. Zu der Kundgebung hatten die Gruppe Zunder, das NutzerInnenplenum der Alten Meierei und die Soligruppe Kopenhagen (Kiel) aufgerufen.

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Nachdem der Versammlungsleiter die Kundgebung gegen Mittag für beendet erklärt hatte, beschlossen viele der KundgebungsteilnehmerInnen spontan den Heimweg Richtung Bahnhof gemeinsam zu begehen, worauf gut 20 Personen mit einem Transparent locker durch die Innenstadt gingen und Flugblätter verteilten. Am Ziegelteich stoppten jedoch einige Wagenladungen PolizistInnen die Gruppe und rissen mehrere Personen sofort brutal zu Boden und entwendeten das Transparent. Unter Gewaltandrohungen wurden Platzverweise verteilt und die Personalien der am Boden Liegenden aufgenommen, gleichzeitig kam es immer wieder zu Angriffen auf vereinzelte umstehende Menschen. Erst nach einigen Minuten entspannte sich die Lage. Die Polizei rechtfertigte ihren gewalttätigen Angriff mit der Begründung, bei der attackierten Gruppe habe es sich um eine „unangemeldete Demonstration“ gehandelt.

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Sieglinde Herold von der Soligruppe Kopenhagen (Kiel) kommentierte die Eskalation durch die Polizei: „Heute haben wir bei dem Polizeiübergriff die gleichen Mechanismen feststellen müssen, die Anlass für die vorherige Kundgebung am dänischen Konsulat waren: Überall wo Menschen sich nicht der allumfassenden staatlichen Kontrolle fügen wollen, sondern selbst über ihr Handeln entscheiden, greift die Polizei hart durch und versucht, solche Bestrebungen mit Gewalt zu unterdrücken. Das ist in Kopenhagen vor einem Jahr mit der Räumung und des Abriss des Ungdomshuset geschehen und heute mussten dies Menschen spüren, die keinen Sinn darin sahen, ihren Nachhauseweg bei der Polizei anzumelden, sondern sich ihre Bewegungsfreiheit einfach nahmen. Natürlich war die heutige Aktion der Kieler Polizei unter dem Kommando von Einsatzleiter Kramm ihre Rache dafür, dass es in den vergangenen Monaten in Kiel immer wieder dazu gekommen ist, dass sich Menschen spontan und unangemeldet zu politischen Kundgebungen in der Öffentlichkeit versammelten, was offensichtlich an dem polizeilichen Ego gekratzt hat. Die Kopenhagener Ungdomshus-Bewegung hat allerdings auch gezeigt: Unliebsamer Protest lässt sich nicht durch Repression zerschlagen, sondern erfordert Problemlösungen auf politischer Ebene.“

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( Pressemitteilung der Gruppe Zunder, des NutzerInnenplenums der Alten Meierei und der Soligruppe Kopenhagen (Kiel), 20.02.2008 )

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Stand Dienstag, 21.01.: Aktion G13 Teil 2 läuft an

Ungdomshus-AktivistInnen planen Belagerung des Kopenhagener Rathauses…

Die Ungdomshusbewegung ist zurück mit einer neuen groß angelegten Aktion, welche auf zivilen Ungehorsam beruht.
G13 hat überlebt. Festgefahrende Ungdomshusverhandlungen rufen eine neue zivile Ungehorsamkeits- Aktion namens “BlokR” (Wortspiel mit dän.”blokér” dt.”blockieren”) auf den Plan, welche erneuten Druck auf die PolitikerInnen ausüben soll.

Im Oktober 2007 verleitete die Massenaktion G13, die PolitikerInnen dazu erneut Verhandlungen um ein neues Ungdomshus aufzunehmen. Vor kurzem kam allerdings zum Ausdruck, dass zumindest die Szene ums Ungdomshus mit dem bisherigen Verlauf der Verhandlungen überhaupt gar nicht zufrieden ist: Ein neues Haus lässt auf sich warten, während der Jahrestag der Räumung des Alten immer näher rückt.

Um erneuten Druck auf die PolitikerInnen auszuüben, lanciert die Ungdomshusbewegung jetzt G13 Teil II- eine Massenaktion, die auf dem Prinzip des zivilen Ungehorsams beruht. Wie der Name “BlokR” schon andeutet, handelt es sich hierbei um eine Belagerung des Rathauses, bzw des Kopenhagener Stadtrates, welche darauf hinausläuft die PolitikerInnen nicht eher aus dem Rathaus zu lassen, bis sie eine Lösung für das Problem gefunden haben, welches sie vor Jahren selbst geschaffen haben.

Die Ungdomshusbewegung kann nicht auf die lange Bank geschoben werden

Laut Plan soll die Aktion am Donnerstag den 21.Februar stattfinden, wo der Stadtrat eine Konferenz bezüglich Ungdomshus abhält und wobei die letzte Chance besteht ein neues Haus noch vor dem 1. März, dem Jahrestag der Räumung zu finden, wo viele neue Strassenkämpfe befürchten, falls die Parteien nicht bis dahin eine Lösung gefunden haben.
„Wir befürchten, dass die Verhandlungen sonst dabei sind einzuschlafen“, so Lars von BlokRs neu gegründeter Pressegruppe.
„Ziel der Aktion ist es, vor allem den PolitikerInnen zu zeigen, dass wir immer noch richtig viele sind, die für einen selbstverwalteten und autonomen Freiraum kämpfen. Uns kann mensch nicht einfach in einer kommunalen bürokratischen Akte verschwinden lassen.“
Der Plan ist, dieselbe Strategie zu verwenden wie bei der G13-Aktion im Herbst: Die AktivistInnen teilen sich in unterschiedliche Blöcke unter eigener Farbe. Jeder Block hat die Aufgabe einen Eingang zum Rathaus zu erreichen und diesen dann zu blockieren.

Die einzelnen Gruppen wählen selbst Konfrontationsniveau und eigene ausgeklügelte Strategien. Ähnlich wie am 6.Oktober soll die Aktion unter einem gemeinsamen übergeordneten Aktionskonsens stattfinden, welcher lautet: Konfrontation, aber keine Gewalt.

Die Pressegruppe lässt verlauten, dass auch aktiver Widerstand gegen eventuelle Versuche der Polizei die Blockaden zu verhindern oder gar aufzubrechen ausgeübt werden soll.
„Aktiver Widerstand in Form von zivilen Ungehorsam soll heissen, dass wir den Befehlen der Polizei nicht nachkommen werden und dass wir uns gegen Versuche die Blockaden aufzubrechen zur Wehr setzen, indem wir zurückschubsen und indem wir Schutzmassnahmen treffen, um die Belagerung aufrechtzuerhalten.“
Er erzählt weiter, dass den PolitikerInnen der Rücken zugewendet werden wird, falls sie versuchen werden die Blockaden von innen zu durchbrechen. „Die kommen erst raus, wenn die ein Haus gefunden haben“ sagt er.

Kampf gegen die Bürokratie des Stadtrates, nicht gegen Demokratie

Ist es nicht antidemokratisch eine derartige Aktion gegen von der Bevölkerung gewählte PolitikerInnen zu machen? Versucht ihr nicht euren Willen aufzuzwingen, anstatt einen demokratischen Prozess abzuwarten?
„Weder können, noch wollen wir jemanden zu etwas zwingen. Wir möchten einfach auf Nummer sicher gehen, dass die PolitikerInnen ihr Versprechen einhalten. Die Aktion richtet sich nicht gegen die politschen Verhandlungen, an denen wir offen und demokratisch teilgenommen haben. Sie ist gegen die Bürokratie des Stadtrates gerichtet, welche dazu geführt hat, dass der bisherige Prozess ins Stocken geraten ist“, antwort Lars.

Vom deutschsprachigen Ungdomshuset-Blog


Stand Mittwoch, 02.01.: Radiobericht über Situation in Kopenhagen

Nachmittagsmagazin für subversive Unternehmungen auf FSK

»www.freie-radios.net

Nach einjähriger Kampagne zeichnet sich die Wiederkehr des Ungdomhuset in Kopenhagen ab. In einem KorrespondentInnen Gespräch wird nachgezeichnet, welche politischen Verschiebungen dieses vorläufige Ergebnis ermöglichten und wie die Zusage der Bürgermeisterin einzuordnen wäre.

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Stand Dienstag, 25.12.: Neues aus Kopenhagen

• Nach Monaten der Ermittlungen sind 15 von 36 der im Ungdomshuset festgenommenen AktivistInnen wegen Körperverletzung oder versuchter Körperverletzung im Zusammenhang mit der Räumung des Hauses angeklagt.

• Der Gender-Experiment Freiraum „Warehouse 9“ wird am Ende dieses Jahres Obdachlos sein, auf Grund der durch die Stadtverwaltung Kopenhagens geforderte Miete.

• Neue Aktionen sind für den 28. Dezember 2007 geplant.

Dies ist zum größten Teil eine Übersetzung des Artikels „News from Copenhagen“, welcher von „indymedia.dk“ veröffentlicht wurde. Es wurden weitergehende Links eingebaut und Teile umformatiert. Fehler dürfen gesucht und gefunden werden, bitte dann aber auch ergänzen.

Festgenommene AktivistInnen

Neun der AktivistInnen wurden wegen Körperverletzung oder schwerer Körperverletzung gegen die PolizistInnen, welche das Haus am 1. März räumten, angeklagt. Die restlichen sechs wurden nur wegen versuchter Körperverletzung gegenüber PolizistInnen angeklagt.

Die Klagen wegen „normaler“ Körperverletzung können ein Urteil von bis zu acht Jahren Haft bedeuten. Der Tatbestand der versuchten Körperveletzung ist eine Neuheit in der dänischen Rechtssprechung, es wurde bisher noch niemand diesbezüglich verurteilt.

Ein Rechtsprofessor der Universität Kopenhagen sagte, dass es sehr fragwürdig ist ob die AktivistInnen verurteil werden solange es so schwer nachzuweisen ist, dass die besagten Personen konkrete Pläne zur Verwendung der im Haus gefundenen Waffen hatten. Alle AktivistInnen wurden nach mehreren Monaten aus der Haft entlassen und die Gerichtstermine sind bisher noch nicht veröffentlicht worden. Derweil werden Fälle von anderen AktivistInnen, welche während den Aufständen über das Jahr hinweg festgenommen wurden, vorangetrieben.

–> mehr zu diesem Thema in englischer Sprache auf indymedia.dk

„Genderchaos“-Freiraum wird raumlos

„Warehouse 9“ beschreibt sich selbst als „… einen kleine Performance-Raum und Kunstgalerie in dem alten Schlachthofviertel in der Innenstadt Kopenhagens.

Es ist ein Raum für zeitgenössische Kunst, Musik, Gedichte und Aufführungen mit direkter Verbindung zur internationalen Queer-Gemeinschaft. Es verfolgt das Ziel, etablierte Grenzen in der Musik, im Theater, in der Kunst und im Nachtleben zu durchbrechen und neue Verbindungen zwischen Genres und zwischen Communities zu schaffen.“

Seit Mai dieses Jahrs hat WH9 ein Gebäude der Stadtverwaltung als Galerie und Performance-Raum genutzt. Die Verwaltung fordert für 2008 400.000 kr (circa 54.000 Euro). Trotz der Mittel, die WH9 für verschiedene Ausstellungen und Aufführungen erhält, ist es dem Projekt unmöglich die geforderte Miete zu zahlen.
Die Gruppe ist überrascht über die Höhe der von der Verwaltung verlangten Miete, insbesondere da das heruntergekommene Haus weder über eine Wasserversorgung noch eine Heizung verfügt.
„Das Ergebnis wird kulturelle Gleichmachung Vesterbros (Stadtteil von Kopenhagen, hrg.) sein. In Zukunft wird es nur noch Raum für kommerzielle Kultur geben…. Die Basis kreativen Wachstums werden ausgelöscht.“, so ein Sprecher von WH9.

–> Mehr Informationen unter: warehouse9.dk oder in englischer Sprache in diesem Artikel auf indymedia.dk.

Squatting the country

Eine Gruppe von AktivistInnen aus ganz Dänemark hat über die letzten Monate eine große Besetzungsaktion am 28. Dezember organisiert. Außer dem Datum wurden keine Details über die Aktion veröffentlicht, aber das AktivistInnen-Kollektiv sagt, dass Ziel der Aktion sein zu zeigen, dass der Kampf um Freiräume und gegen Repression nicht ausschließlich in der Hauptstadt stattfindet.

–> Mehr dazu in diesem englischsprachigen Artikel auf indymedia.dk.

Das AktivistInnen-Kollektiv kann (öffentlich und unverschlüsselt) unter bzdanmark at gmail dot com angeschrieben werden.

von Indymedia.

Infos: http://www.ungdomshuset.dk
Deutschsprachige News: http://ungeren.wordpress.com


Stand Dienstag, 10.10.: Neues und Altes aus Dänemark – „Aktion G13“-Demo und Hausbesetzung

Aktivisten aus dem Umfeld des am 1. März geräumten und, inzwischen abgerissenen, autonomen Jugendzentrum Ungdomshuset luden am Samstag, 06.10.07, zur Aktion G13 ein, um endlich ein neues Haus für die Ungdomshusbewegung in Kopenhagen zu finden.

Die Mobilisierung verlief zum ersten Mal zu einer Aktion nach dem Abriss von Anfang an öffentlich und auch das zukünftige neue Ungdomshus wurde bekannt gegeben – ein stillgelegtes Wasserwerk an der Grøndalsvænge Allé 13 im Stadtteil Nørrebro, in dem auch das alte Ungdomshuset stand. Die Bekanntmachung der Adresse sorgte bei der dänischen Polizei für Verwirrung, diese deklarierte die Aktion zunächst als Fake. Zuvor waren mehrere Häuser ohne Ankündigung besetzt worden, aber auch ebenso schnell wieder geräumt. Dieses Mal setzten die Aktivisten wohl auf Masse statt Überraschungsmoment.
Als die Behörden merkten, dass es Ernst war, bot Kopenhagens Bürgermeisterin Ritt kurzfristig ein Gespräch an, allerdings erst nach dem 6. Oktober. Es sollte über ein neues Haus gesprochen werden. Die Kosten für die Auseinandersetzungen mit der Polizei seit der Räumung belaufen sich ca. auf das 6-fache der Summe, für die ein geeignetes Grundstück hätte überlassen werden können. Auch die Polizei selbst beschwerte sich über die ständigen Unruhen in Kopenhagen und die Spontanität der Aktionen und den damit verbundenen ungewöhnlichen Einsatzzeiten. Die Aktion sollte dennoch stattfinden, da die Entscheidung auf keinen Fall einer staatlichen Seite in die Hände gegeben werden sollte.

Die Polizei bereitete sich schon in der Nacht zu Samstag auf die Besetzung der Grøndalsvænge Allé 13 vor und sicherte das Gelände mit Nato-Zaun sowie Schildern, die bei einem möglichen Betreten auf Geldstrafe oder Gefängnisstrafe hinwiesen. In der Nacht postierten sich auch erste Beamte und führten Personenkontrollen in der Nähe durch. Morgens wurden dann Kräfte aus Dänemark nach K-Town zusammengezogen und Hundestaffeln waren auf dem Gelände zu beobachten.

Ein weiteres morgendliches Phänomen war eine Demonstration der Nachbarmanifestation Nørrebro, in Wirklichkeit konservative Politiker und deren Anhängerschaft, die sich mithilfe von gelben Davidssternen an den Jacken und Forderungen wie Nein zu Randale als Opfer der Aktionen in Nørrebro darstellen wollten. Die besorgten Nachbarn waren auch schon bei der Halbjahresriot am 1. September in Erscheinung getreten, können aber anscheinend nicht so richtig Fuß im Stadtteil fassen. Schon merkwürdig bei der Form von Ausdrucksweise…

Nun aber der Schwenk auf die den Tag bestimmenden Aktion G13. Mittags startete von Christiania eine Vordemo zum Ort der Auftaktskundgebung, die Nørrebrohallen, aus, an der sich ca. 300-500 Menschen beteiligten. Der Platz bei den Nørrebrohallen war bei Sonnenschein um 13 Uhr mit etwa 1.500 Menschen schon gut gefüllt. Zu sehen waren auch die vier Lautis, die die Demonstration mittels vier Farben in vier Blöcke aufteilen sollte. Farbige Stofffetzen, Hals-/Kopftücher und alle anderen vorstellbaren Kleidungsstücke sowie Fahnen wiesen auf den jeweiligen Block hin. Die Blöcke würden sich nahe der Grøndalsvænge Allé von der Demo abspalten und die Besetzung beginnen. Am Anfang der Demo sollte der grüne Block gehen, der nachher jedoch eher zusammenbleiben würde und keine großen Konfrontationen eingehen sollte. Es folgte der gelbe Block, in dem viele Feminist_Innen vertreten waren. Dieser sollte bereit sein durch Polizeiketten zu gehen, aber auf jeden Fall als Einheit agieren. Türkis war die Farbe des dritten Blocks, dessen Aktivisten auch offensiv sowie eher dezentral vorgehen sollten. Den Schluss bildete der rote Block, der kreativ unterstützend wirken sollte. In den Durchsagen wurde immer wieder die Gewaltlosigkeit der heutigen Aktion betont, somit sollte die Besetzung durch zivilen Ungehorsam, was soviel wie Wegdrücken der eventuell auftretenden Bullen hieß, ermöglicht werden. Daneben aber auch ungewöhnliche, zumindest für deutsche Demoverhältnisse Vorgeschädigte, Ansagen, wie z.B. Masking (Vermummen) is forbidden in Denmark, but I think we don’t care today. Yay!
Dem Wink mit dem Zaunpfahl wurde auch nachgekommen und die Demo begann mit einer obligatorischen Stunde Verspätung um 14:00, dafür allerdings mit ca. 3.500 Teilnehmer_Innen. Das Tolle an Demos in Dänemark wurde zugleich deutlich, da keine Bullen den Demozug begleiteten, keine Kameras filmten und ziemlich entspannt und vermummt ohne Kettenbildung gelaufen werden konnte. Die Demo wuchs immer weiter an, so dass am Ende von 7.000 bis 10.000 Demonstrant_Innen die Rede war. Am Rande der Demo solidarisierten sich immer wieder Einwohner_Innen mit der heutigen Aktion. Begleitet wurde das Ganze durch Sprayen von 69 oder G13 an Schilder, Wände und auf Stufen und diversen pyrotechnischen Mitteln. Eine sehr lebendige und ausdrucksstarke Demo also, hier in Dland leider nicht in der Form (ohne Konsequenzen) realisierbar.

Nach knapp ein einhalb Stunden war mensch dann am nahesten Punkt zur Grøndalsvænge Allé 13 angekommen und die Lautis riefen die jeweiligen Blöcke auf nun den Fahnen zu folgen. Zitronenwasser wird auf die Halstücher gespritzt und soll gegen das Tränengas helfen, was falsch ist, da die Feuchtigkeit das Gas nur kurzzeitig auffängt, sodass die Konzentration steigt und ohne Wechseln des Tuches die Wirkung letztendlich noch verstärkt wird. Es werden Leitern und große Holzschilde ausgegeben. Die Spannung ist fast greifbar und das Adrenalin steigt.
Der türkise Block entfernt sich unter Jubel der anderen im Joggingschritt vom Demozug, trifft nahe am Gelände aber auf einen(!) Zivicop mit Gasmaske, der fröhlich mit Tränengasgranaten um sich schmeißt, so dass der direkte Weg erstmal versperrt ist. Es folgt ein Ausflug ins Grüne und auf eine Bahnschiene, an der schon Hundestaffeln warten. Der Block wird von nun an von, teils zivilen, PolizistInnen hin und her gedrängt, sodass eine Besetzung schnell unmöglich erscheint und erste Festnahmen gemacht werden. Wechselklamotten sind definitiv eine schöne Sache!
Der grüne Block geht zu einer S-Bahn-Station, deren Unterführung aber mit Wannen versperrt ist. Dort wird massiv Tränengas verschossen und auch Festnahmen gemacht. Teile des gelben Blocks kommen zur Hilfe, aber können nicht viel erreichen. Hierbei werden ein paar Menschen, die auf die Wannen geklettert waren, ohne Rücksicht von den Bullen runtergeschubst.
Dem Hauptteil des gelben Blocks gelingt es jedoch mehrere Polizeisperren zu umgehen und so gelangen 200-300 Aktivisten auf das Gelände des Wasserwerks und teilweise auf die Gebäude. Eine Piratenfahne wird auf dem Dach geschwenkt. Kurzzeitig scheint eine Besetzung möglich, aber die Polizei kesselt die Besetzer_Innen ein. Diese werden einzeln in Gewahrsam genommen und in eine Gefangenensammelstelle gebracht, wo sie gefesselt und auf nacktem Boden sitzend den Großteil des Samstags oder sogar noch Zeit darüber hinaus verbringen dürfen. Die letzten Gefangenen werden Sonntag Mittag entlassen.
Der rote Block ist irgendwie überall und nirgends.
Nachdem klar geworden war, dass die Aktion erstmal gescheitert ist, sammelten sich Teile der Blöcke an dem Startpunkt bei den Nørrebrohallen. Allerdings kamen nur 1.000 Leute zusammen. Die Aktionsleitung entschied die Aktion abzubrechen. Dies geschah mal zeitlich betrachtet etwa drei einhalb Stunden nach der Trennung der Blöcke. In einer Durchsage wurde die heutige Aktion als großen Erfolg gelobt. Es wurde noch etwas Musik gespielt und die Stimmung entspannte sich wieder.
In der einsetzenden Dunkelheit fuhren die Bullen in ihren Wannen die Straßen im Stadtteil auf und ab und kontrollierten jede Person, die auch nur im Entferntesten ein Aktivist sein könnte. Es blieb den Abend über dennoch ruhig, denn es wurde weiterhin auf einen friedlichen Tagesausklang gepocht. Ein Umstand, der nicht allen gefallen haben dürfte, aber anscheinend akzeptiert wurde. Festzuhalten ist, dass den ganzen Tag von Seiten der Aktivisten keine Gewalt ausgegangen ist. Die Polizei hat ihre typischen Beißreflexe gezeigt und fand wiederum keine andere Lösung als ihr geliebtes Tränengas zu verschießen um die Situation in ihren Griff zu bekommen.

Da kommt auch die Frage auf, ob die Aktion als Erfolg zu bewerten ist. In Teilen ist sie das sicher. Das Mobilisierungspotential wurde sehr gut ausgenutzt und eine starke Demo konnte ihre Forderungen an die Öffentlichkeit tragen. Dennoch stand am Ende des Tages kein neues Haus zur Verfügung, Aktion G13 hat somit ihr eigentliches Ziel verfehlt. Ein militantes Vorgehen hätte zwar mehr Leute auf das Gelände gebracht, ob dieses im Anschluss hätte gehalten werden könnte, ist zumindest zweifelhaft. Das Farbblockprinzip hat Laune gemacht und lässt sich ausbauen und hoffentlich auf andere Aktionen übertragen. Wie so oft heißt es, aus Fehlern lernen und das nächste Mal besser machen. Politisch hat der Verlauf des Tages aber sicherlich einen wichtigen Nutzen, denn nun müssen Polizei und Staat erklären, wie es zur Rekordfestnahme an einem Tag der dänischen Geschichte von 436 Personen und zum massiven Tränengaseinsatz gegenüber friedlichen Demonstranten kam. Dazu sei nur erwähnt, dass in den meisten deutschen Medien die Aktion ausschließlich als Ausschreitungen zwischen Polizei und Jugendlichen und erneuter Krawalle in Kopenhagen dargestellt wurde. Ein paar, anscheinend besonders gut informierte, Quellen wussten sogar von brennenden Barrikaden zu berichten… Die dänische Berichterstattung sah da zum Glück etwas differenzierter aus.
Ebenfalls erwähnenswert sind die Unterstützer_Innen, die u.a. in Eckernförde, Flensburg, Hamburg, Jena, Oslo und Japan (mensch möge verzeihen sollte ich welche vergessen haben) ihre Solidarität mithilfe von Transparenten, Kundgebungen, Demos oder Besetzungen ausdrückten.

Ein, zwei Neuigkeiten gibt es auch schon aus K-Town. Das Treffen mit der Bürgermeisterin Ritt hat zwar kein konkretes Ergebnis hervorgebracht, es sollen aber Lösungen wegen eventueller kommunaler Aufsicht, das kann z.B. Brandschutzverordnung oder Lebensmittelaufsicht heißen, diskutiert worden sein.
Die Polizei scheint die Ungdomshusbewegung im politischen Sinn unterstützen zu wollen bzw. sich als Verlierer der Auseinandersetzung zu sehen und fordert von Ritt eine Lösung des Problems. Sie stößt finanziell und personell momentan an ihre Grenzen, da viele Bereitschaftsbeamte zu sehr mit den Aktionen beschäftigt sind und abends kaum andere Einsatzbereiche abgedeckt werden können oder mehr Beamte für teure Lohnzuschläge in den Dienst geholt werden müssen.
Ein neues (ganz?) autonomes Zentrum in Kopenhagen ist also wieder in Sicht. Sonst sieht mensch sich vielleicht am 1. März, ob mit oder ohne Haus 😉 . Bis dahin:

Der Kampf geht weiter! – Kampen fortzætter!


Ältere Ungdomshuset-News gibt’s hier.