GEWINNEN WERDEN IMMER WIR!

Die achtwöchige „Let There Be Rock“-Kampagne kulminierte also wie geplant im fetten Wiedereröffnungsfest in der Meierei – trotz weiterhin bestehenden Veranstaltungsverbots.
Die Fascho-Demonstration („Keine Steuergeldverschwendung für Chaotenzentren“ oder so lautete das Motto…) war von der Polizei verboten worden, da man einen Ansturm von „1500 gewaltbereiten Autonomen“ erwarte (KN am 03.06.) und sich somit im polizeilichen Notstand befinde. Dass die NPD nicht aufmarschieren konnte, ist natürlich schön, diese Darstellung der Gegen-DemonstrantInnen schlichtweg eine Frechheit. Als interessierter Bürger nutzte ich das „Bürgertelefon“ und erkundigte mich, ob die NPD denn nun gegen das Verbot beim Verwaltungsgericht geklagt hatte. Die Beamtin am Fon erklärte mir, dass sei nicht der Fall gewesen, die Nazis hätten NICHT geklagt. Da haben die Hunde doch mit eingezogenem Schwanz gekniffen, ohne jedes Mittel ausgeschöpft zu haben. Erbärmlich!

Leider schaffte ich es erst abends zur Meierei, obwohl sich auch das Programm vorher klasse anhörte. Nach einem Kinderfest sind wohl die Di Chuzpenics aufgetreten und es waren mehrere Infoveranstaltungen angekündigt, u.a. vom dänischen Ungdomshuset (geiler Squat in Kopenhagen). Vor der Meierei wurden Cocktails ausgeschenkt, die wie immer in der Meierei sehr günstig waren. Es war schon recht voll, als ich ankam, die Stimmung war ausgelassen und positiv. Kein Wunder, ENDLICH mal wieder eine Veranstaltung in der Meierei! Allein hier zu stehen und zu feiern, Leute zu treffen usw, war ein Anlass sich zu freuen – da hätte es gar keine Bands gebraucht…

Die Meierei sieht nach den Umbauten natürlich leicht verändert aus, hat aber nichts von ihrem Charme verloren. Im Gegenteil, ist alles richtig gut geworden!
Als erste Band war ein Trio an der Reihe, die rein instrumental zockten. Keine Ahnung, wie die hießen, wer es mitgekriegt hat, möge es per Kommentar anfügen. Die Mucke war schon recht abgefahren, vor allem durch den Einsatz eines E-Cellos. So ein Ding hatte ich noch nie gehört, nicht mal gesehen. Die Songs hatten für mich einen Sound-Track-Charakter, steigerten sich von ruhigen Parts in noisige Eruptionen. Nicht schlecht, zumindest sehr interessant.

Danach gab es eine Ansprache von zwei Meieristen, „weil… das ist hier immer so!“, während derer noch einmal die Solidarität der Leute betont wurde und die Hoffnung geäußert wurde, dass man sich endlich mal wieder mit den wirklich wichtigen Dingen beschäftigen können werde, nämlich der inhaltlichen Gestaltung der zukünftigen Veranstaltungen. Yeah, hoffen wir, dass jetzt alles gut geht! Der Typ von der „Aarg!“-Gruppe stellte außerdem noch ein Gemälde vor, was man der Meierei überreicht hatte, um allen Aktionen zu gedenken, die bisher in der bzw. für die Meierei stattgefunden haben. Schickes Teil, da hängt eine Puppe (ganz klar ein „gewaltbereiter Autonomer“, hi hi) anner Wand und pinselt einen Aufruf zur Revolution aufs Beton.

Die nun folgenden Astrophobes spielten Rock’n’Roll mit ziemlich garagigem Sound. War nicht so mein Ding, da feierte ich lieber draußen weiter. Man traf so viele Leute, die man viel zu selten sieht, dass die Zeit wie im Fluge verging. So gut und wichtig die Exil-Konzerte waren – es war halt doch nie „the real deal“.

Von Xawara hatte ich gar nicht viel erwartet, der Name klingt eher nach ’ner fiesen Gothic-Chanteuse, aber als ich die Band dann auf der Bühne sah, fiel es mir wie Schuppen aus den Augen, dass wir mal mit BONEHOUSE mit denen in Verden gespielt hatten. Richtig geiles Crust-Geböller spielten die, dass einfach nur fett und aggressiv aus den Boxen donnerte. Da kam zu der eh schon ausgelassenen Stimmung das eine oder andere Tänzchen dazu. Früher hatten die noch einen Sänger, glaube ich, der Gesang wurde jetzt von den Gitarristen (oder waren es Gitarrist und Bassist?) gebölkt, kam auf jeden Fall tief und angepisst rüber. Treffer!

Und nu Tackleberry, die noch kurzfristig ins Programm gerutscht waren. Alter Schwede, die Band gibt es gerade anderthalb Jahre und sie entwickelt sich so rasant, dass man wirklich bei jedem Auftritt denkt, dass sie schon wieder NOCH BESSER geworden ist. Heute gab es gar kein Halten mehr, auf der Bühne war ständig Action, da stand keiner still und wer gerade nicht rumsprang, schleuderte seine Klampfe durch die Luft. War natürlich auch mehr Platz auf der Bühne als neulich in der Schaubude. Neben „The Youngblooded“ haute mich heute vor allem das intensiv vorgetragene „The Problem Is An Egoist“ aus den Latschen. Jetzt geriet auch der Mob in Fahrt – wer kann da auch schon still stehen? Die Songs und der ganze Auftritt hatten diese hektische Energie klassischer Youth Crew-Bands inklusive der Chöre zum Mitschmettern. „We Are The Power Rangers Of Hardcore!“ schrie Hannes – indeed, Alter!

Tscha, von den weiteren Bands kann ich nichts mehr berichten, denn die Winde des Schicksals trieben mich in andere Gefilde.
Das Fazit, dass es ein geniales Fest war, kann ich mir fast sparen.
GEWINNEN WERDEN IMMER WIR!