„Wir sind immer noch eine Underground-Band“

Interview Henrik Drüner sprach mit Thomas Lang, Sänger von Robocop Kraus|The Robocop Kraus
Sie haben ihre Wurzeln zu gleichen Teilen im Hardcore, im Pop und im Soul: The Robocop Kraus. Mit ihrem dritten Album They think they are the Robocop Kraus (L’Age d’Or/Rough Trade), das Anfang Juni veröffentlicht wird, gehen die fünf Nürnberger auf große Europa-Tour. Als Support des schrägen Punkrock-Orchesters World Inferno Friendship Society|World/Inferno Friendship Society aus New York kommen sie heute nach Kiel in die Alte Meierei.

Das Vorgängeralbum „Living with other people“ von 2003 klang bereits stark nach dem derzeit angesagten WavePunk. Wart ihr vielleicht damals schon der Zeit vorraus?
Lang: Das stimmt, da schießen gerade Bands wie Pilze aus dem Boden, die einen ähnlichen Sound haben. Aber das stört uns nicht – zumal wir in keinem Vakuum leben und auch viele Sachen hören, die uns beeinflussen und bei denen wir keine Vorreiter waren. Jetzt springen halt die Major-Plattenfirmen auf diesen Zug, um Geld zu machen. Bei uns ist das ganz natürlich entstanden. War ja nicht abzusehen, dass das mal so groß würde…

…aber ihr geht doch durchaus auch weltweit auf Tournee…
Das schon. Aber wir sind immer noch eine Underground-Band.

Das kommende Album habt ihr in Stockholm aufgenommen, bei Pelle Gunnerfeldt, der auch The Hives und The (International) Noise Conspiracy produzierte. Wie kam es dazu?
Wir haben Alben zusammengesucht, die gut klingen, und darraus eine Liste mit Wunschkandidaten für die Produktion erstellt. Die haben wir abgeklappert – und er hatte Lust. Wir machen zwar andere Sachen als The Hives und all die anderen Schweden-Bands, aber Pelle hat das sehr gut hinbekommen.

Was wollt ihr mit der Info-Floskel „Simplizität in der Komplexität, Harmonie im Chaos“ sagen?
Keine Ahnung, das ist doch dein Job! (lacht) Beste Journalistensprache… Aber es macht insofern Sinn, dass The Robocop Kraus auf der einen Seite Pop sind, einfach und zugänglich, auf der anderen Seite aber auch recht komplex. Wer die Texte und Arrangements genauer studiert, wird hoffentlich keine schnelle Abnutzung spüren. Also kein Strohfeuer, sondern Substanz!

Bei einem solchen Stilmix muss das Publikum dementsprechend vielfältig sein…
Absolut. Das ist auch von Land zu Land verschieden: In Frankreich beispielsweise haben wir fast ausschließlich ein punk- und Undergroundpublikum, in Deutschland kommen – wohl auch wegen unseres Labels – noch viele Indie-Fans und Studenten dazu. Wir fühlen uns eigentlich überall wohl und versuchen, diese Abgrenzungen offen zu halten. Eine eingeweihte Gemeinde ist das Letzte, was wir beabsichtigen. Stattdessen: Musik für alle!