Legendäre Punk-Band „UK Subs“ morgen in der Alten Meierei
Man schrieb das Jahr 1977, und es war London, die Wiege des Punk, als Sänger Charlie Harper seine Blues Band „The Marauders“ einer Frischzellenkur in Sachen Sound unterzog und in „United Kingdom Subversives“ – später abgekürzt zu „UK Subs“ – umbenannte. Morgen Abend machen sie in der Alten Meierei auf ihrer Europa-Tour Station. Kompromisslose Pub-Rock-Mitgrölsongs waren das Markenzeichen, Charlie Harper galt in vielerlei Hinsicht als schwieriger Typ und demzufolge sollte die Historie der Band fortan geprägt sein von ständigen Besetzungswechseln.
Auf Euro Tour: Charlie Harper (oben)
und Bassist Alvin Gibbs
Eines der auffälligeren Line Ups bestand in jedem Fall aus – natürlich – Harper selbst, Steve Jones (Schlagzeug), Steve Slack (Bass) und Nicky Garratt (Gitarre), spielte sich durch alle Kneipen und Clubs des Londoner Underground bis ins Studio des legendären Radio-Moderators John Peel und des kommerziellen Fernsehens („Top of the Pops“). 1979 schließlich das erste Album Another Kind of Blues, veröffentlicht nach der Independent-single C.I.D., die ein Jahr zuvor aufgrund geringer Auflage schnell vergriffen war. Sieben Top 30 Hits sollte sich die Truppe bis 1981 noch aus dem Ärmel schütteln, darunter Stranglehold, der bekannteste Song der UK Subs überhaupt, Tomorrows Girls oder Keep on Running. 1983 schien die Band am Ende, gab nach einem begeistert gefeierten Open Air Gig in Warschau vor 30.000 Fans ihre Auflösung bekannt.
Gründe gab es viele: die einzelnen Mitglieder waren untereinander zerstritten, gelangweilt, immer dieselben Songs zu spielen und sahen ihren stark am Blues und Rock’n’Roll entwickelten Punk Rock einer neuen Ära gegenüber, die wesentlich experimentierfreudiger zu Werke ging. Und die Musikpresse verkündete zudem das Ende des Punk Rock. Dessen ungeachtet formierte Charlie Harper ohne Umschweife „The Real UK Subs“, indem er einige ältere Bandmitglieder mit neuen mischte und begab sich auf nimmer enden wollende Tourneen rund um den Globus, die ihn – den „Godfather of Punk“ – seit nunmehr siebenundzwanzig Jahren über Wasser halten.
Unzählige Alben, Best Off- und Tribute-Platten später hat sich die Volkswahrheit vom nicht vergehenden Unkraut bestätigt: Charlie Harper kommt mit Nicky Garratt (Gitarre), Alvin Gibbs (Bass) und Jason Willer (Schlagzeug) einmal mehr über Europa, um musikalisch zu berichten von einer Zeit, als drei dreckig gespielte Akkorde einem gestreckten Mittelfinger gleichkamen, der allen Pink Floyd Fans des Erdballs gezeigt wurde, die im Fahrwasser von Flower Power und Kunst-Gargantuen den Sinn für das soziale Elend – nicht nur in England – verloren hatten. Auf dem Tournee-Plan, der 38 Städte umfasst: Kiels Alte Meierei. Pflichtprogramm für jeden Genre-Fan.
Alte Meierei (Hornheimer Weg), morgen, 21 Uhr.
Von Carsten Purfürst