Vokü Schwarz/Rot: GES-Proteste 2009

Datum: 29.07.2009
Uhrzeit: 20:30 Uhr

Veranstaltungsort
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„Overcoming Inequality through education“ – Bildungsfetischismus als Systemideologie.

Das GES hat – natürlich – das Thema Bildung als Wirtschaftsfaktor auf seine Agenda gesetzt. Der einleitende Text dazu suggeriert einen Zusammenhang von weltweit ungleicher Verteilung der „Ressourcen“ (also Kapital) und ungleicher „Qualifikation“. Es wird gefragt, wie die Einsicht, dass eine individuelle „Investition“ in Bildung zum eigenen Vorteil diene, auf ganze Volkswirtschaften übertragen werden könne. Hier bekommen die geläufigen Phrasen des arbeitspolitischen Hartz4 Ansatzes „Fördern und Fordern“ sowie das Gerede vom „Humankapital“ eine neue Dimension: Armut, Ausbeutung und Abhängigkeiten erscheinen nicht als unmittelbare Effekte eines auf Konkurrenz und Profit basierenden Wirtschaftssystems, sondern als eigene Defizite der betroffenen Menschen, die mit etwas mehr „Qualifikation“ sich aus ihrer Misere herausarbeiten könnten.


Die Suggestivfrage des GES blendet (bewusst?) Zusammenhänge zwischen Profit und Armut aus, obwohl diese im globalen Zusammenhang klar erkennbar sind und es sich dabei auch nicht gerade um eine neue Erkenntnis handelt. Den „hochrangigen Experten“ aus Politik und Wirtschaft, mit denen das GES prahlt, wird durchaus klar sein, dass sich das Konkurrenzprinzip durch eine weltweit gesteigerte Qualifikation der lohnabhängigen Massen nicht mildern lässt, sondern noch vielmehr intensiviert wird. Es gibt keinen marktwirtschaftlich plausiblen Grund, weshalb Privilegien, die durch Besitztum an Produktionsmitteln, Handelsabkommen, Erbrecht, Patente, Subventionsregeln etc. abgesichert sind, durch ein gesteigertes „Qualifikationsniveau“ der ArbeitnehmerInnen abgebaut werden sollten. Das Anliegen des GES ist in diesem Fall ein klar ideologisches: Die Möglichkeit der Bekämpfung von Armut an die Wand malen (wie dies schon so unzählige Male von ähnlichen Wirtschaftsgipfeln getan wurde, ohne das sich irgendwas strukturell zum Besseren geändert hätte), ohne dabei system-relevante Fragen wie die nach Umverteilung, dem Unterbinden von Ausbeutung im Zuge von Profitmaximierung, einer Ökonomie jenseits des Wachstumszwanges, demokratischer Kontrolle der Wirtschaftsleistung etc. zu stellen. Mehr noch: das Prinzip des Rattenrennens wird sogar noch auf die Spitze getrieben; der Zugriff auf ein Heer ausgebildeter ArbeitnehmerInnen verstärkt die Logik des Standortnationalismus, unter der unsichere Arbeitsverhältnisse, Privatisierung öffentlicher „Dienstleistungen“ (wie etwa Bildung) und Sozialabbau ideologisch verklärt werden.

An diesem Abend wollen wir während der Vokü Schwarz/Rot in der Alten Meierei diese Sichtweise auf die Bildungs- und Arbeitsmarktpolitische Agenda des diesjährigen GES in Plön mit Euch diskutieren. Außerdem stellen wir den speziell für dieses Thema geplanten dezentralen Protest während des Aktionstages am 11. 9. in Plön vor.

Mehr zu GES und Gegenmobilisierung: www.ges-ploen.blogspot.com