Uhrzeit: 15:05 Uhr
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Kategorie:
Die Antipsychatrie Bewegung und die radikale Linke
Von 18:00 – 20:00 Uhr findet an der Kieler Universität im Rahmen des vom „Arbeits- und Aktionskreises kritischer Studierender“ selbstorganisierten Kolloquiums eine Einführung in die Psychatrie Kritik statt. Danach wird während der Vokü Schwarz/Rot in der Meierei das Verhältnis zwischen der Antipsychatrie Bewegung und der radikalen Linken beleuchtet.
Möglichkeiten antipsychiatrischer Praxis
Obwohl Viele selbst oder durch Freunde/Bekannte schon im Kontakt zur Institution Psychiatrie stehen und die Zahl der Betroffenen auch in der Linken eher wächst, steht das Thema weit außerhalb alltäglicher linker Szene-Diskurse. Zudem ist der Umgang dominiert von Unsicherheiten und Voruteilen gegenüber sogenannten “psychisch kranken“ Menschen. Das Thema selbst wird darüber hinaus in den Bereich des Persönlichen gedrängt und heute selten im Zusammenhang mit Gesellschafts- und Kapitalismuskritik gesehen.
Die ursprünglich aus der Linken und radikalen Linken formulierte Kritik an der am Rand der Gesellschaft operierenden Institution Psychiatrie ist mit dem Beginn der
Psychiatriereform in den 70er Jahren marginal geworden. Eine Zusammenarbeit mit der radikalen Linken ist in der neuen antipsychiatrischen Bewegung in Deutschland noch nicht bewusst angesteuert worden. Die zentrale Forderung der Antipsychiatrie, die Selbstbestimmung der Betroffenen, findet in der neuen antipsychiatrischen Bewegung, die aus Psychiatriebetroffenen, und nicht mehr aus Professoren_innen oder Psychiater_innen besteht, ihre Konsequenz. Wie bei einigen anderen der aus der außerparlamentarischen Opposition hervorgegangenen, partikular arbeitenden Gruppen wurde auch in der antipsychiatrischen Bewegung vergessen, sich in Bezug zur Kapitalismusanalyse zu setzen.
Behandlungen, die manche Betroffene durchaus auch als hilfreich empfinden, genauso wie Umstrukturierung der Psychiatrie zur gemeindenahen Institution können nicht über die Notwendigkeit einer Kritik am psychiatrischen hinwegtäuschen, in dem alltäglich Entmündigungen, Zwangsbehandlungen und Stigmatisierungen stattfinden, und das Netz von sozialer Kontrolle immer engmaschiger gestrickt ist.
Im Vortrag wird der Fokus auf die Umsetzung der antipsychiatrischen Theorien, u. a. von Cooper, Laing, Szasz und Basaglia liegen. Es soll die Frage beantwortet werden, wie eine Begleitung von Krisen aus antipsychiatrischer Sicht aussehen kann. Aktuelle Antipsychiatrische Institutionen und Bewegungen werden vorgestellt.
Der Referent David Wichera arbeitet seit 3 Jahren im Weglaufhaus „Villa Stöckle“, der einzigen antipsychiatrischen Einrichtung in Deutschland. Er ist dort im selbstverwalteten
Team als studentisch Beschäftigter tätig mit besonderem Schwerpunkt auf Öffentlichkeitsarbeit.