Stilistischer Spagat mit Spannkraft

Lack of Limits recycelten in der Alten Meierei gekonnt Folk Rock und scheuten keine Experimente.

Folk-Rock-Bands haben es dieser Tage schwer. Allzu mächtig scheint das Erbe der Überväter, die diesem Genre in den 80ern zur Formvollendung verhalfen, abgefrühstückt auch die Crossover-Ausflüge, in denen flugs Stilarten von Jazz bis Techno beigemischt wurden, um der Prüfplakette zu entgehen. Lack of Limits bilden da keine Ausnahme, haben aber mit Damian Clarke von der legendären Pressgang einen superben Support aufgetan. Kein Wunder, tourten die Oldenburger doch bis vor wenigen Tagen noch mit der Pressgang durch England, wo es – nach Aussage von Bodhran-Spieler und Sänger Marco Neumann – „auch nicht anders zugeht als hier: Dienstag voll, Samstag leer, alles völlig unberechenbar.“
In der Meierei ist es weder voll noch leer, ein angenehmes Publikum lauscht Drehleier, Gitarre und der außerordentlichen Stimme Clarkes, bevor ein Hornstoß Lack of Limits ankündigt: ein Bodhran spielender Pferdenarr mit Didgeridoo, eine multiinstrumentale Straßenmusikerin mit Liebe zum Ska und Polit-Songs, ein Jazz-Drummer mit Lizenz zum Rocken, ein Gitarrist, der bei den Indianern das Singen lernte und eine Bassistin mit Heavy Metal-Background. Neben einer Vielzahl von Eigenkompositionen und gelungenen A-capella-Arrangements diverser Traditionals, überraschen Lack of Limits mit einem Medley aus reggae-verhafteten Traditional (The Night Visit), das flugs die Kombination von Bob Marleys I Shot The Sheriff und Clint Eastwood der Gorillaz durchläuft.
Weggeschoben die eher poppigen Ansätze der letzten CD Out Of The Ashes, als Lack of the Limits auf Teufel komm raus versuchten, einen Hit zu landen. Das Quintett orientiert sich an der Basis, und die heißt: Party. Lack of Limits bieten einen zweistündigen Trip durch ihr Werk, überzeugen durch Spielfreude und Hang zur Selbstironie, wenn die einzelnen Musiker ähnliche wirre Blicke aufsetzen wie ihr Zipfelmützen-Kobold, der das Bandlogo ziert. „FolkRock-Recycling – alles Gute kommt wieder“ hat sich die Band auf ihr Banner geschrieben. Im Fall von Lack of Limits kein frommer Wunsch.