Antifa-Wochenende 2022: Vorträge – Workshops – Organisierung Tag 3

Datum: 02.04.2022
Uhrzeit: 09:00 - 23:00 Uhr

Kategorie:


Unsere Wahl: Antifa – Den antifaschistischen Selbstschutz organisieren. Gegenmacht aufbauen.


10 Uhr: Selbstverteidigungsseminar

Zusammen wollen wir lernen, wie sich im Notfall verteidigt werden kann. Dafür benutzen wir zum Beispiel Tritte, Knie, Ellenbogen und unsere Hände. Außerdem wollen wir gucken, welche Mimiken/Gestiken dabei helfen selbstbewusst aufzutreten und welche Möglichkeiten es gibt, dass Umfeld einzubeziehen.

Die vermittelten Techniken sollten dabei auch in Partner*innenübungen angewendet werden. Deswegen bringt gemütliche Sportkleidung und etwas zu trinken mit.


10 Uhr: Transpi malen

Politische Transparente gehören auf Demonstrationen und andernorts zu den wichtigsten Kommunikationsmitteln der Inhalte und Forderungen, für die wir auf die Straße gehen. Zudem können sie Schutz vor Kameras und Polizeiübergriffen bieten. Stellt sich nur die Frage: Woher kriegt die Antifa eigentlich immerzu ihre überaus stylischen Banner, wenn sie doch bekanntermaßen über sehr begrenzte finanzielle Ressourcen verfügt? Die Antwort soll in diesem Workshop gegeben werden. Worauf sollte beim Design der Vorlage geachtet werden? Welche Größe eignet sich für welchen Zweck? Welches Material und welches technische Equipment wird benötigt? Um Nützliches mit dem Nützlichen zu verbinden, werden wir im Praxisteil des Workshops Transparente für aktuell anstehende politische Kampagnen in Kiel malen.


11 Uhr: Eine (Nicht-)Auseinandersetzung mit rassistischen Kontinuitäten in Schleswig-Holstein nach 1945 bis heute – Eliten, Institutionen, Polizei

Gerade mit Blick auf die Polizeibehörden in Schleswig-Holstein lässt sich 1945 und danach nicht nur Schweigen und Leugnen attestieren. Im Kontext der Rattenlinie Nord und britischer Besatzung tauchten viele hochrangige NS-Täter*innen unter, wurden rehabilitiert und/oder prägten wesentlich Bereiche wie Polizei und Justiz. Stephan Linck gibt einen Einblick in die besonders verstrickte Geschichte von SH und deren Folgen.Auch heute noch ist polizeiliche und gesetzliche Repression von rassistischen Praxen wie Abschiebehaft geprägt. Einen Einblick in die de-facto Kriminalisierung von Asylsuchenden und den Widerstand dagegen gibt das Bündnis „Kein Abschiebegefängnis in Glückstadt und anderswo!“.Wie also hilft es uns rassistische/o. a. Kontinuitäten zu benennen und welche Grenzen hat diese Perspektive für aktuelle Kritik? Neben dieser Frage soll in der Diskussion Raum für eure Gedanken und Nachfragen sein.Präsentiert vom Netzwerk Antirassistische Aktion Kiel (NARA)


13 Uhr: Antifeminismus in der Rechten und der AfD: Eine Analyse und Fragen nach linken Gegenstrategien

Vortrag mit Anna Berg (AK Fe.In)

Antifeminismus war schon immer ein wesentlicher Bestandteil rechter Ideologie und Bewegung. Für die AfD und andere rechte Bewegungen sind binäre, einander ergänzende Geschlechterkonstruktionen und -identitäten ebenso grundlegend für das völkische Weltbild, wie Rassismus und Antisemitismus.

Im Rahmen der Veranstaltung wollen wir uns mit dem Phänomen des Antifeminismus als zentrales Ideologiemoment und wichtiger Bestandteil des Mobilisierungserfolges rechter Bewegungen auseinandersetzen und vor dem Hintergrund der anstehenden Landtagswahlen insbesondere im Hinblick auf die AfD beleuchten. Dabei wollen wir auch der Frage nachgehen, warum es der antifaschistischen Bewegung bis heute nicht gelungen ist, die große Bedeutung von Geschlechterideologien für rechte Mobilisierungen zu verstehen und sie es bis heute verpasst hat, Feminismus als eine zentrale Strategie gegen den rechten Erfolg zu etablieren. Wir wollen gemeinsam diskutieren welche Chancen sich für uns auftun, wenn wir im Kampf gegen die AfD Antifaschismus und Feminismus gleichberechtigt zusammendenken.

Anna Berg ist Historikerin ist Teil des Autor*innen-Kollektives »FEMINISTISCHE INTERVENTION« (AK Fe.In), welches zuletzt das Buch „Frauen*rechte und Frauen*hass Antifeminismus und die Ethnisierung von Gewalt“ verfasst hat. Das Kollektiv AK Fe.In betreibt Recherche, Forschung und Analyse und verortet sich dabei an einer Schnittstelle zwischen (antifaschistischem und feministischem) Aktivismus und Wissenschaft.

1 binär bedeutet allgemein: „aus zwei Einheiten (Stoffen, Teilen, Ziffern usw.) bestehend“. Eine binäre Vorstellung des Geschlechtersystems geht davon aus, dass es nur zwei Geschlechter gibt: Mann und Frau. Selbst wenn ein sogenanntes Dazwischen zugelassen wird, wird dieses doch entlang dieser zwei Pole eingeordnet, die als eine natürliche Ordnung angenommen werden. Das bedeutet, dass durch eine solche Vorstellung sämtliche anderen Geschlechter als Abweichung von der (binären) „Norm“ betrachtet und unterdrückt werden.

Präsentiert von Feministisches Café Kiel


13 Uhr: Computersicherheit

Wer sich antifaschistisch engagiert, dem droht die Gefahr, in das Fadenkreuz von Polizei und Verfassungsschutz zu geraten. Häufig werden dann Computer als auch Handys von Aktivist*innen überwacht und ausspioniert. In dem Workshop werden Tipps und Tricks zur Abwehr staatlicher Überwachungsmaßnahmen, wie beispielsweise zu den Themen Verschlüsselung, sicher Kommunizieren, anonymen Surfen und vielem mehr, verständlich vermittelt. Zu jedem Thema werden diverse nützliche Programme vorgestellt, denn nur wer sich zumindest ein wenig mit deren Funktionsweisen beschäftigt hat, kann diese auch sicher einsetzen. Außerdem werfen wir einen Blick darauf, wie und ob Smartphones überhaupt sicher eingesetzt werden können. Vorkenntnisse sind nicht erforderlich.

16 Uhr: Repression gegen Antifaschist*innen und andere Linke – Antifa-Ost Verfahren und §129 mit Rote Hilfe Jena

Seit September 2021 läuft in Dresden das Verfahren gegen Lina und drei weitere Antifaschist:innen aus Sachsen und Thüringen. Sie stehen wegen der angeblichen Mitgliedschaft in einer kriminellen Vereinigung nach §129 StGB vor Gericht, weil sie an verschiedenen Angriffen auf Nazis beteiligt gewesen sein sollen. Der Anklage voraus gingen Ermittlungen durch die sächsische Soko LinX. Der politische Wille dieser Sonderkommission des sächsischen LKA, zeigt sich im aktuellen Antifa Ost-Prozess wiedermal mehr als deutlich. So wird der Prozess medial auf eine Weise inszeniert, die aus den Angeklagten eine Art RAF 2.0 konstruiert und den Kampf gegen organisierte Nazis als Terrorismus darstellt. Angesichts der Verstrickungen der sächsischen Polizei selbst in neonazistische und rechte Netzwerke, ist diese Inszenierung kaum verwunderlich.

Wir, die Rote Hilfe Jena, arbeiten als Teil der Solidaritätskoordination Thüringen (SoKo). Diese ist ein Zusammenschluss aus verschiedenen Gruppen, Strukturen und Einzelpersonen. Sie solidarisiert sich mit Menschen, die in Thüringen und darüber hinaus von Repressionen betroffen sind. In dem Workshop wollen wir euch einen Überblick über das 129er Verfahren und den bisherigen Verlauf der Verhandlungstage geben. Ein offener Austausch mit euch über die politische Dimension des Verfahrens und den komplexen Schwierigkeiten, denen wir uns in der Antirepressionsarbeit stellen müssen, ist uns dabei wichtig.


16 Uhr: Wir wissen, was wir wollen – Frauenrevolution in Nord-und Ostsyrien mit Gemeinsam Kämpfen Hamburg

In Nord- und Ostsyrien wird seit 2012 ein basisdemokratisches Projekt aufgebaut, welches sich ideologisch auf die kurdische Freiheitsbewegung bezieht. Leitidee dieser ist das Konzept des Demokratischen Konföderalismus, welcher auf Geschlechtergleichheit, Basisdemokratie und Ökologie setzt. Der gesellschaftliche Transformationsprozess wird auch als Frauenrevolution bezeichnet. Doch was macht diese aus? Eine Delegation von „Gemeinsam Kämpfen“ führte Interviews mit Frauen, die diese Frage aus ihrer Perspektive beantworten und die Umsetzung der Frauenrevolution in die Praxis beschreiben. Zentral in ihren Erzählungen ist der gelebte Widerstand, nicht nur gegen militärische Angriffe auf die Region, sondern auch gegen patriarchale Strukturen in der Gesellschaft. Sie berichten von der Organisation in Räten, dem Aufbau einer alternativen Ökonomie und warum es dafür autonome, feministische Organisierung braucht. Ihre Praxis zeigt eine globale Perspektive jenseits von Staat, Macht und Patriarchat auf.


19 Uhr: Klimakrise und Rechtsruck mit Prisma / IL Leipzig (Klima und Antifa AG)

Hitzesommer, Waldbrände und schmelzende Arktis. Gleichzeitig werden immer wieder rechte Terrorzellen aufgedeckt und die sogenannten Querdenker bringen tausende Menschen auf die Straße – mittendrin Reichskriegsfahnen und Naziparolen. Wie hängen diese – auf den ersten Blick so verschiedenen – Phänomene zusammen?In unserem Vortrag schauen wir uns sowohl den Rechtsruck als auch die Klimakrise genauer an. Dabei betrachten wir vor allem die ökonomische Perspektive und blicken sowohl auf die Inhalte als auch auf die Bewegungen, die sich dagegen jeweils formieren. Wir fragen uns: Wo liegen die Gemeinsamkeiten? (Wie) können wir unsere Kämpfe sinnvoll verbinden? Welche Perspektiven bietet das für einen linken Aktivismus?


Das Wochenende wird wegen der andauernden pandemischen Lage unter 2G+-Bedingungen stattfinden. Nur Geimpften und Genesenen ist der Zutritt mit einem tagesaktuellen negativen Corona-Test möglich (es wird auch Tests vor Ort geben). Wenn ihr euch aus medizinischen Gründen nicht impfen lassen könnt, ist dies mit einem entsprechenden Nachweis zu belegen. Wir bitten euch darüber hinaus, auch selbst aktiv auf einen solidarischen und rücksichtsvollen Umgang mit allen Anwesenden zu achten.

Das vollständige Programm und weitere Infos finden sich hier!