BISON, LLNN, GRÄNSLANDET / 18.05.2018 – Kiel, Alte Meierei

So langsam gehört der Infernal Crust Briagade echt mal ein Preis verliehen. Was wäre die Kieler Krachlandschaft ohne sie? Vielleicht sollten wir im Poll zukünftig die Kategorie „Konzertgruppe des Jahres“ ergänzen, könnte doch spannend werden. Heute stehen die Genres Post-Metal, Sludge, Stoner, Crust und HC auf dem Menu, vertreten von drei mir bis heute vollständig unbekannten Bands. Allein durch die Veranstaltungen der ICB habe ich mittlerweile viele Bands kennengelernt, von denen ich vorher noch nie gehört hatte. Also: Licht aus, Lärm an!

Als ich eintrudele, zocken GRÄNSLANDET bereits. Die Schweden arbeiten auf Bandcamp mit den Schlagworten D-Beat, Sludge und DIY, was schon mal sympathisch klingt. Gerade doomen sie schön langsam, während ich mein erstes Getränk bestelle und mich zwischen Doom Fränk und Jan ML positioniere. Der Sound ist super und es ist mal so richtig laut. Ich frage mich, ob sich irgendein*e Besucher*in dieses Konzert heute ohne Ohrstöpsel gönnt. Falls ja, dürfte der oder die noch ein paar Tage Piepen auf den Lauschern haben. Der Sänger hat sich vor die Bühne begeben, brüllt markerschütternd und schüttelt seine Dreads. Als ich gerade denke, dass ich den musikalischen Kosmos von GRÄNSLANDET voll erfasst habe, schaltet die Combo plötzlich ein paar Gänge hoch und geht hart im D-Takt ab. Gefällt mir gut und als ich sehe, dass ein Album der Band „Denationalization“ heißt, gefallen sie sogar gleich noch besser.

Um noch ein Beispiel für die heutige Lautstärke zu geben: In der Pause hatte ich zum Schnacken und Bierbestellen die Ohrstöpsel rausgenommen. Als ich gerade am Tresen stehe, haut der Schlagzeuger auf seine Snare. Ich verschütte vor Schreck tatsächlich mindestens einen Flaschenhals und zucke regelrecht zusammen… LLNN (was zur Hölle ist das bloß für ein Name?) klingen kälter als ihre Vorgänger und können dem Post-Dings zugeordnet werden. Copenhell hat eine weitere Formation ausgespuckt, die auf schleppende Heaviness und monolithische Riffgebirge steht. Was den Vierer von anderen Bands des Genres unterscheidet, ist unter anderem die Tatsache, dass ein Keyboarder auf der Bühne steht, der soundtrackartige Synth-Melodien in die Songs orgelt. Insgesamt ergibt sich dennoch eine schwer verdauliche Mischung, ein krachendes Crescendo aus irrem Geschrei und dystopischem Klangbild.

Ein BISON-Review KANN nicht ohne den Begriff „dreckig“ auskommen, behaupte ich mal. Nun klingt ja vieles dreckig und eigentlich sagt das noch nichts Genaueres über die Art der Musik aus. Aber verdammt, klingen BISON dreckig! Mit Sicherheit schmutziger als der von Siggi Sick besungene „Dirty Truck Driver“. Die drei Frontleute wuchten die ganz schweren Riffs in die Meierei, getragen von einem monströsen Sound. „Riff-heavy shit!“, jubelt ein mir unbekannter Besucher begeistert und das trifft es. Sehr gelungen kommt auch der Gesang, den sich James und Dan teilen – während der eine an Tom Arayas besten Raubtiergesang erinnert, gurgelt der andere tiefer aus der Kehle heraus. Die Kanadier haben den anwesenden Mob schnell am Haken: Als ich mich umblicke, sehe ich ungelogen NUR bangende Köpfe. Egal, ob BISON es langsam oder schneller angehen, immer ist da dieser unwiderstehliche Groove, dem du nicht entkommen kannst. Im Stoner/Sludge-Bereich sind BISON für mich ab jetzt ganz weit vorne. Erbaulicher Abend bei bestem Sound!

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