MØRDER, BATTRA// & ANTLERS, SKARDUS / 16.01.2016 – Kiel, Medusa & Alte Meierei

Philipp: Neiiiiiin, wieso müssen zwei derart verführerische Konzis am selben Abend stattfinden? GOD HATES US ALL, das wissen wir seit SLAYER. Aber hassen Philipp (Bronze Tiger Concerts) und Herb (Infernal Crust Brigade) uns denn auch so? Hätte man das nicht zusammenlegen können oder eine der beiden Veranstaltungen zur Matinee deklarieren und die andere zu Meiereizeiten wie in den Achtzigern (Start 24.00 Uhr…) beginnen lassen können? Aber wir nehmen das sportlich und sagen: Qual der Wahl? Fuck off, wir schaffen beides!

Doppelbericht von Siggi und Philipp

Philipp: Natürlich spielen BATTRA// bereits, als wir ins Medusa purzeln. Aber auch nach Löhnung, Tresengang und Begrüßungsorgie bekommen wir noch einen dicken Brocken vom Auftritt mit. Penner Violence aus Halle/Saale, das klingt doch vielversprechend. Duos sind ja mittlerweile nichts Besonderes mehr, sondern fast schon die Norm. Hat ja auch viele Vorteile. Gibt es einen Egomanen in der Band, muss er nur eine_n andere_n zur Sau machen, und nicht ewige Diskussionen mit drei oder gar vier Nasen führen. Und die fetten Gagen können auch ganz anders aufgeteilt werden. Aber meist fehlt bei derartigen Krachduos ja ein Bassist und der Gitarrist singt. Das ist hier genau andersherum. BATTRA// verzichten mal gepflegt auf ’ne Klampfe und dröhnen lediglich mit Schlagzeug und Bass los. Drum & Bass, höhö. Und Geröchel, klar. Der Bass ist verzerrt as fuck und klingt allein schon wie der Dritte Weltkrieg in ’ner Telefonzelle. Die Texte versteht man mit viel Willen rudimentär und ein Blick auf ihre Bandcampseite bestätigt: Es handelt sich um wahre Misanthropen. “Stabil am Inhalieren”, “Hollister Hurensohn” oder “True Till Meth” können allein schon vom Titel her was.

Philipp: Endlich wieder MØRDER! Seit dem Debutgig im April 2015 habe ich die Kieler*innen nicht wieder live sehen können, da sind die Erwartungen mittlerweile na klar gnadenlos gestiegen. Das Medusa ist mittlerweile ausverkauft, bleibt aber irgendwie trotzdem gemütlich und trotz der Fülle kommt man recht schnell aus der ersten Reihe zum Tresen und wieder zurück. Das Kieler Quartett zeigt sich dann in der Tat qualitativ gesteigert und galoppelt hemmungslos nach vorne. TRAGEDY-Knüppel-Groove, von Christian Bahr perfekt in Szene gesetzt, unheilvolle Gitarrenmelodien in den Riffwänden von Pete, ein pervers verzerrtes Bassgedengel des Herrn Harkonnen und natürlich Annas Todesgeröchel und -gegrowle. Alles noch tighter zusammen als bisher und im Songwriting gibt’s so viel Abwechslung, wie es das Genre gerade noch erlaubt. Einziger Kritikpunkt: Die Ansagen sollte meiner Meinung nach ausschließlich Anna übernehmen. Die bringt das irgendwie ernster rüber als Andi, der doch manchmal ungewollt komisch wirkt, was zu den Texten nicht wirklich passt. Übrigens werden heute Textblätter verteilt und ausgelegt, was ich immer super finde – wenn diese denn so aussagekräftig wie bei MØRDER sind….

Siggi: Wrestling ausverkauft im Max…shit auch ..ab ins Medusa in good old Gaarden…Mørder heizen mit ultra Crust ein….netter laden das Medusa, neben der bar gemütliche sofa ecken zum absitzen und viel gesülze mit der kieler Szene. ..es waren alle da, und die party ging echt ab …zur ersten Band ..Battraii..kann ich nix sagen, da ich in der sofaecke versackt bin..Mørder gingen später so richtig zur Sache. .Pete nagelte Messerscharfe Riffs in die Menge das es eine freude war …meine Synapsen orteten auch ein richtig fiesen Bass Teppich von Andi…der mit dem Drummer ohne Gnade ein super sound ins Medusa ballerten…im sehr dunklen licht was die Bühne beleuchtete huschte eine schwarze gestalt auf und ab …die Sängerin erging sich im Ultraschall Crustsound und tonierte in mehr gebückter Haltung eine der Hartesten gesangs darbietungen seit langem..hoch heisere schrei Attacken auf tiefere Growlls, das ganze mit einer nicht menschlichen Ausdauer. ..da schmeckt das Bier doch glatt schon wieder. …die ganze show ging fett ab…der Sound War die Hölle geil…wie ein explodierter Dragracer auf der viertel Meile…

Siggi: aftershow party wurde in der Meierei abgehalten….der Black Metal dort hörte sich an wie verstopfter Stuhlgang im Darm an…nee das war nix, gerade noch zum Biergarten Sommer loch zu gebrauchen. ..aber das bier schmeckte trotzdem. ..ein gelungenes Club treiben. ..yeah

Philipp: Wir machen es wie Siggi und beamen uns möglichst schnell zur geliebten Meierei rüber, leiden dort aber so gar nicht unter Verstopfung. Zunächst fällt auf, dass es echt gut besucht ist. Zumindest für ein Herb-Konzert, haha. Das liegt sicherlich auch an SKARDUS, die als Kieler Band eine gewisse Anhängerschaft zu mobilisieren vermögen. RIMRUNA und HAMLEYPA sind leider schon durch und eben jene SKARDUS haben just begonnen. Schade, ich hätte gerne erlebt, wie ernst RIMRUNA Songinhalte wie jene von „Frostbann“, „Winters Macht“, „Eisiger Sturmwind“ oder „Die Sage vom ewigen Eis“ transportiert hätten… SKARDUS haben es natürlich voll drauf. Ich liebe ihre drei bisherigen Kassetten. Bei den ruhigen Intros werden Erinnerungen an DRAUTRAN wach (Gerüchte flüstern übrigens von baldig erscheinendem DRAUTRAN-Vinyl…), die Böllerpassagen hämmern den headbangenden Besucher*innen die Hirne weich und ganz versteckt wabern klagende Melodien. Tolles Songwriting, ohne irgendein Pseudo-Gehabe gezockt.

Philipp: Zum Abschluss geben uns ANTLERS aus Leipzig die komplette Dröhnung. JoyBoy holt alles aus der Meierei-Anlage, sodass ich beim ersten Stück fast aus den Latschen gewuchtet werde. Ich muss mich vergewissern: Ja, es handelt sich höchstens um fünf Gestalten, die aber jeweils vier Arme besitzen müssen, soviel Töne kneten da gleichzeitig in meinem Kopf herum. 90er Black Metal der zweiten Generation mit großartigen Melodien, die mich tatsächlich ab und zu an DISSECTION erinnern. Irgendwer weist mich darauf hin, dass mindestens zwei der Bandmitglieder eher nach Hipster als nach Klischee-Soziopath aussehen. Hm, das mag sein, aber: Drauf geschissen. Lieber geile Mucke mit ansprechenden Texten von Typen, die nicht 100%ig dem Dresscode entsprechen, als elitäre oder gar indifferente bis rechtsoffene Vollpfosten. Antikosmisch am Arsch! Und ansprechend sind die Texte, wie z.B. „A Jail Of Flesh“ unterstreicht: „Now I stand at the edge of this open grave / and it stares at me, / in silence to announce it´s not my time yet. / But for the enemy / who dwells in me. / I feel how the abyss stares back. / Night never falls into these walls. / Bars forged in skin and blood. / Condemned to have to look at the ground / in this hell I am trapped, in this burning white light. / I shall open my veins wide / to impregnate these sick walls. / To corrode the stones / and let my soul go straight to burn in the sun.“

Denn.

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