THE FATAL FROLLEIN FEAST mit DJ JOYBOY, SLYMER, RICK KIDS DRESS UP / 24.10.2015 – Kiel, Alte Meierei

Es ist Oktober und du gehst in die Meierei. Also schlüpfste eher in die warmen Socken, oder? Falsch, ab jetzt ziehe ich wohl eher ‘ne Badehose unter, wenn ich zu Meiers gehe, denn diese Bekleidungswahl wäre zumindest der Innentemperatur angemessen gewesen. Der Ofen scheint schon seit Tagen mit Maximum Warp befeuert zu werden. IST DAS WARM HIER! Das denkt wohl jede_r Besucher_in beim Betreten der Meierei. Aber besser als zu kalt, von daher will ich hier nu auch nicht klagen…

Überhaupt ist alles geil: Es gibt Soli-Cocktails (man muss am Tresen allerdings erwähnen, dass man diese gerne MIT Alkohol genießt), Feminismus ohne Hörsaalmief, Dosenbier (ich hab zumindest ein paar mit) und obendruff noch Punk und Thrash Metal! Geht’s besser?

Vom Tagesprogramm hätte ich eigentlich gern auch was gesehen, aber letztlich kann ich froh sein, dass ich nach den Festivitäten des Vortages überhaupt noch LEBE. Immerhin betreten wir timingsicher die Bude: Kaum gelöhnt, dengeln auch RICH KIDS DRESS UP los.

Ich hatte den allerersten Auftritt des SHUDDER-AND-SPIT-Nachfolgers gesehen, die Band seitdem jedoch immer wieder verpasst. Nun ist besagter Gig erst ein halbes Jahr her, aber dennoch habe ich das Gefühl, dass die RICH KIDS bereits einen großen Schritt nach vorne gemacht haben. Das Songwriting klingt flüssig und luftig – ich bekomm da auf Anhieb gute Laune von. Und da ich vorher schon randvoll mit geilem Bock war (ich verspreche übrigens, dass ich diese Wendung ab jetzt nur noch ab und zu klauen werde), bin ich jetzt tiptop drauf. Svea schreit kaum noch, aber das ist in diesem Fall okay. Normalerweise würde ich bei den meisten Sänger_innen Geschrei und Geröchel bevorzugen, aber Svea scheint jetzt erst richtig ihr Potenzial zu erschließen. Das hat soulmäßige Power, PMA und so. Was aber nicht heißen soll, dass inhaltlich keine ernsten Themen verarbeitetet werden, warum auch. Den Ansagen entnehme ich jedenfalls, dass es u.a. um Selbstbetrug, gegen Sexismus und andere –ismen geht. Svea meint z.B., dass es selbst in der Meierei nicht selbstverständlich sei, dass mensch sich in einem Raum befinde, der völlig frei von Diskriminierungen oder übergriffigem Verhalten sei. Recht hat sie, aber zumindest in der heutigen Nacht wird der in der Ankündigung erhoffte „respektvolle Umgang miteinander“ problemlos mit „Spaß, Ausrasten und exzessivem Feiern“ verschmolzen.

Letzte Woche erst hatten SLYMER ihr Livedebut in der T-Stube. Das war herrlich und so freue ich mich auf die Fortsetzung. Heute gefällt mir die schleimige Darbietung gar noch etwas besser. Hatte Kelling in Rendsburg (wahrscheinlich) aus Aufregung oder weil er einfach nur randvoll mit geilem Bock war (verdammt!) alles etwas zu fix getrommelt und sich zum Teil selbst überholt, wird die Kiste heute noch einen Tucken akkurater zusammengenagelt. Ollis Ansagen sind außerdem noch hörenswerter geworden, es geht um Zeitverschwendung vor der Glotze, Zocksucht, das Internet, die Zerstörung von Welpen (was?), also quasi um ALLES. Nico und der Ufo-Mann fräsen die Thrashriffs nur so raus, sodass erste menschliche Flummis in den ersten Reihen auftauchen. Allerdings könnte die SLYMER-Saitenfraktion sich etwas mehr bewegen oder wenigstens büschen headbangen. Der geringe Bewegungsradius fällt auf der im Vergleich zur T-Stube größeren Meierei-Bühne natürlich eher auf. Und Olli könnte häufiger grunzen, so rein als Kontrast zum sonst fast durchgehenden Schreigesang. Aber diese Kritikpunkte sind marginal, insgesamt kracht das schon super ins Gebälk und ich freue mich drauf, Songs wie „Doggod“, „Call Me Crank“ oder „Slapstick Surgery“ irgendwann mal auf lecker Vinyl hören zu können. Ach ja, der beste Bühnendialog wird zwischen Olli und Kelling geführt, Anlass ist Kellings Gewohnheit, zwischen den Songs aufzustehen – Olli: „Da steht der schon wieder rum. Setz dich hin!“ – Kelling: „Nein!“

Da die ursprünglich geplante dritte Band absagen musste, kommen wir bereits jetzt zur Aftershowparty. JoyBoy legt auf, heute übrigens angemessenerweise im rückenfreien KISS-Trägershirt, und er hat den Mob vom ersten Song an auf der Tanzfläche. Der gesamte Innenbereich der Meierei bleibt über Stunden rappelvoll und nicht jedes Pfandglas wird seiner zugedachten Bestimmung zugeführt. Ein erbauliches Feast. Ich plädiere auf Fortsetzung!

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