Soundlöcher gibt’s keine

Blackbox Red, Menhir, In Distance – 18.02.2015, Alte Meierei, Kiel

Während in der Kieler Pumpe Punkveteranen zu den heißen Rhythmen der U.K. Subs schunkeln, lärmen in der Alten Meierei drei unterschiedliche Sounds durch die Nacht: SPIRAL OF NOISE laden zum gepflegten Schwoof …

Kühl isses heute – auch drinnen … – da kommt der heiße Glühwein, der auf der Theke dampft, grade recht, um die Aufwärmphase galant einzuleiten. In Distance setzen diese Phase fort, indem sie ihren experimentellen Rock aus den Boxen drücken. Das fängt alles ganz entspannt an, der erste Song baut sich langsam auf … – es wird immer lauter und rockiger – und Zack! Ist das Kickdrum – Fell zerdroschen … Also, muss schnell ein Ersatz her. Der findet sich auch, aber es dauert eben ein bisschen bis die Jungs weitermachen können. IN DISTANCE sind ein Trio hier irgendwo aus Schleswig – Holstein; alle noch sehr jung. Hört man aber der rein instrumentalen Musik nicht an: Da gibt’s diverse Sachen die mich an Jazz – Rock erinnern, ein paar Metalriffs finden sich und das, was man so gemeinhin Post – Rock nennt. Klingt durchaus nicht schlecht, aber dass ein oder andere Mal hab ich das Gefühl, die Songs verlieren sich etwas. Die Zuhörer werden hier durchaus gefordert und ich muss zugeben, dass mir der letzte Song dann sogar schon etwas zu viel wird.

Menhir aus Holland sind als nächstes dran. Noch ein Trio. Und nun wird’s krachend und fett! Zwei Bässe sorgen für Aufmerksamkeit! Während das eine Instrument ohne Verzerrung gespielt wird, donnert es aus dem anderen mit vollster Distortion. Aus eben jenem kommen auch diverse Soli, die, im wahrsten Sinne, bis zum Anschlag gespielt werden. Begleitet wird das Saitengedonner von den Tribalartigen Rhythmen des Schlagzeugers. Das zusammen ist unwiderstehlich und haut richtig rein! Auch MENHIR tönen zum größten Teil instrumental. Ab und an brüllen die beiden Basser Worte oder Zeilen in ihre Mikros. Gesprochenes kommt hier von eingespielten Samples, welche die Songs thematisch unterstützen. Musikalisch bewegt sich das Ganze in der Stoner- oder Fuzz – Rock – Ecke. Aber eben mit ganz viel Wumms und Schmackes. Geil!!! MENHIR haben bei mir nen ziemlich großen Stein im Brett …

Nach so viel Wumms folgt mit der nächsten Band wieder etwas Ruhigeres. Obwohl … – so ganz stimmt das nicht … – Blackbox Red drehen auch auf, aber eben mit anderem Kalkül. Hier haben wir ein Duo (auch aus Holland), welches der Konzertflyer als „ghost grunge“ betitelt. Was das? Keine Ahnung – aber zumindest ein schöner Name für ne Schublade. Was die beiden Sympathikusse da machen klingt für mich nach Garage – Rock und vielleicht auch nach Grunge – aber ich finde es klingt einfach gut! Egal wie die Schublade nun heißen mag. Die Frontfrau singt nicht nur, sie spielt Gitarre und Keyboard – manchmal sogar alles zur selben Zeit. Cool! Netterweise werden die leider recht wenigen Besucher von ihr aufgefordert nach vorne zu kommen. So kommt dann doch noch etwas Bewegung in die Chose. Gut so! Denn zur Mucke von BLACKBOX RED lässt sich prima abgehen oder tanzen. Die Songs haben einen recht dunklen Drive und sind sehr dynamisch; noch dazu entwickeln sich einige Songs zu Ohrwürmern. Soundlöcher gibt’s keine, denn der Schlagwerker trommelt alles zu, was nach Bodenwelle aussieht. Geile Band! Sehr zu empfehlen (auch die Videos)!

Torsten

www.dremufuestias.de