Infernal Crust Brigade: Weitermachen!

Age Of Collapse und Ruins / 20.05.2014 – Kiel, Alte Meierei

Zu spät gekommen und trotzdem alle Bands gesehen! Naja, einen Versuch war es wert, auf den Flyer „Beginn 20.00 Uhr“ zu schreiben. Doch als ich um 21.30 Uhr eintrudele, sind weniger Zahlende in der Meierei als Finger an meinen Händen. Das ist schon bitter angesichts eines solchen Konzis mit zwei wirklich guten Bands. Ich wühle erst mal in den Distrokisten (viel zu gut sortiert!), bevor ich gucke, ob ich noch was von der Vokü abbekomme. Dafür bin ich nun allerdings wirklich zu spät – in den Töpfen befinden sich nicht mal mehr Reste. Aber irgendwas riecht doch da so gut? Ich folge der olfaktorischen Fährte, welche mich aus dem Café und zur Seite der Meierei führt und hoppla!: Da lungert ja doch ein ganzer Mob mit zahlreichen bekannten Gesichtern! Zieht die Vokü also mehr Leute als ein Konzert. Immerhin geht ein Teil der Leute dann mit hinein, was die Veranstaltung so halbwegs rettet. Ab jetzt also immer Vokü vor ‘nem Finsterkonzi!

Ruins (Bielefeld) hatten bereits vor ziemlich genau einem Jahr mal in der Schaubude gastiert, was ich leider verpasst hatte. Die positiven Stimmen über diesen Auftritt, die mir zu Ohren gekommen waren, sind berechtigt gewesen. RUINS favorisieren die walzige und atmosphärische Seite des Crust. Sehr düstere Gitarren, deformiert durch x Tretminen, fies heiserer Gesang und immer Ausbrüche in Ballerpassagen. Fasziniert bin ich vom Schlagzeuger, der herrlich unkonventionell spielt, daber irgendwie locker und konzentriert gleichzeitig wirkt. Diverse Stücke werden mit perligen Bassläufen eingeleitet, bevor die Wall Of Sound über dich hereinbricht. Auf höflichste bedanken sich RUINS für Bewirtung, Essen und unser Erscheinen. Geile Band!

Age Of Collapse aus San Diego haben eine amtliche Tour am Laufen, welche sie bisher durch Italien, Slowenien, Polen, die Tschechische Republik, Dänemark, Schweden, Norwegen und jetzt Deutschland geführt hat. Weitergehen soll es noch nach Holland, Belgien, Frankreich und in die Schweiz. Und die Band hat offenbar so richtig Bock darauf (hätte ich aber auch…). Im Vergleich zu RUINS geht es insgesamt etwas ruppiger und schneller zur Sache, wobei es natürlich auch hier viele langsame, von (Doom) Metal beeinflusste Parts gibt. Allen Stücken ist jedenfalls gemeinsam, dass sie ausgesprochen packend ausfallen und sich die Bandmitglieder hier tiefsitzenden Frust von der Seele spielen. Die Riffs allein versprühen das Gefühl von Einsamkeit, Depression, Tragik… Ein Blick ins Textblatt der danach natürlich abgeernteten LP bestätigt diesen Eindruck – „You can apologize to your children / for a blue world they will never know / You will apologize… for what they’ll never know.” (“Hands That Take”) oder “I work through your torment until I fucking break, / But it’s not enough to stop the whip, release the reigns.” (“Monuments Of Promise”) oder “Screams tear though sterile halls, never silenced, / How many lives in the name of progress?” (“Life Of Misery”). Harter Stoff, der musikalisch adäquat umgesetzt wird. Ich habe das Gefühl, dass alle Anwesenden ziemlich beeindruckt sind.

Eine Veranstaltung, die definitiv ein paar Besucher_innen mehr verdient hätte, wobei ich das manchmal auch gerade genieße, mit nur einer Handvoll Menschen gemeinsam so ein Konzert zu erleben. Ist aber natürlich hart für die Veranstalter der Infernal Crust Brigade. Weitermachen!

www.dremufuestias.de