Drum & Bass ist also doch was Geiles!

Beehover, Shakhtyor, Golgi Complex / 07.05.2014 – Kiel, Alte Meierei

Perfekt – Beehover zählten zu den wenigen Bands, die ich auf dem HELL OVER HAMMABURG im März verpasst hatte. Doch zack! – kommt bereits die zweite Chance. Dazu um die Ecke in der geliebten Meierei, und auch noch mit Hamburgs geilen Instrumental-Doomern Shakhtyor und den Kieler Proggies Golgi Complex.

Für letztere bin ich allerdings etwas spät dran und bekomme nur noch die letzten beiden Stücke mit. Merke: Die Spiral-Of-Noise-Crew meint ihre Anfangszeiten tatsächlich ernst. Das erste der beiden von mir goutierten Stücke ist sehr doomig und düster. Gefällt mir ausgesprochen gut, auch wenn gesanglich nicht alle Töne getroffen werden. Zum Abschluss gibt es das PINK-FLOYD-Cover „Have A Cigar“. Flirrende Keyboards, spacige Rhythmik, läuft auch gut rein. Hätt ich gern länger gesehen.

Immer wieder witzig, dass bei einer anderen Konzertgruppe auch ganz andere Leute erreicht werden. Ich kenne heute echt nicht so viele Leute, obwohl es für einen Mittwoch wirklich gut besucht ist.

SHAKHTYOR mag ich ja sehr und es ist den Jungs zu gönnen, dass ihr neues Album bei Metal Blade und Cyclone Empire erschienen ist. Nicht selbstverständlich für derart schwerverdauliche Musik, die zudem noch ohne Gesang daherkommt, an welchem sich viele Leute ja doch orientieren. Die russischen Bergmänner (soviel bedeutet in etwa der Bandname) wummern und wabern in angenehm hoher Phonzahl los. Trotz der zahlreichen Tretmienen wirken die Stücke nie überladen. Mal lausche ich andächtig, mal muss ich bangen, als hielte mich eine eiserne Faust im Nacken gepackt, die dem Motto „bang that head that doesn’t bang“ folgt. Nein, die Effekte sind wirklich nicht Nabelschau, sondern sorgen für einen abwechslungsreichen Gitarrensound, der stets atmosphärisch dicht ist. Ist es nun Post-Metal, Sludge oder Extrem-Doom? Mir wumpe, auf jeden Fall Musik mit sehr viel Dynamik.

BEEHOOVER haben mich sofort im Griff. Es handelt sich um lediglich zwei Typen, was ja in letzter Zeit wieder ein kleiner Trend zu werden scheint (siehe BÖLZER oder MANTAR). Beide sitzen sich gegenüber und zwar quer zum Publikum. Sitzen? Ja, das trifft nicht nur auf den Schlagzeuger zu – auch der Bassist/Sänger pflanzt sich auf ‘nen Hocker. Und ihr habt abermals richtig gelesen: Es gibt keine Gitarre. Alles schon mal sehr urig also, zumal erwähnter Bassist/Sänger ein barfüßig-bärtiger Hippietroll ist. Die Musik ist echt schwer zu beschreiben. Heavy Metal trifft auf Blues trifft auf Extrem-Zeugs trifft auf Stoner. Aber trotz aller Einflüsse: Letztendlich ist das krassser Metal mit absoluten Killerriffs. Vor allem der Gesang ist wirklich kauzig, was ich natürlich positiv meine. Der Typ schmettert mal voller Pathos, dann kreischt er alles in Grund und Boden, um dann wiederum so einen bärbeißigen Blueseinschlag reinzubringen. Flasht mich total. Der Bass ist derart verzerrt, dass eine Gitarre tatsächlich überflüssig wäre. Die ganze Zeit über wird der Auftritt von einem gelungenen Spannungsbogen gehalten, was möglicherweise daher rührt, wie die beiden Kerle sich gegenübersitzen und förmlich akustische Blitze zwischen ihnen hin- und herzucken. Hey, Drum & Bass ist also doch was Geiles!

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