Total fuckin‘ darkness

Deathrite, Depravation, Mayak / 25.10.2013 – Kiel, Alte Meierei

Was für eine herrliche Kombination – die Death-Metal-Punks von Deathrite treffen auf die Hardcore-Black-Metaller Depravation treffen auf die Metalpunk-Sludger Mayak. Wer da nicht ein gewisses nervöses Zittern verspürt, der kann wohl generell mit Punk und/oder Metal nichts anfangen. Muss ja auch nicht, so bleibt man gemütlich unter sich und muss keine Arschgeigen ertragen…

Es beginnen MAYAK aus Bielefeld, welche übrigens demnächst über das Kieler Label OBEY!-Records eine 7“ veröffentlichen werden. Der MetalSon hat heute bereits die Testpressung dabei, um sie der Band zu übergeben. Das Ding KANN nur super werden. Denn MAYAK, die ihren Stil selbst als Sludge/Black Metal/Stoner/Hardcorepunk bezeichnen, haben diesen mitreißenden Crustgroove, der dich zum Headbangen und Bierverschütten versklavt! Mit erbaulicher Brutalität und Fiesheit fräst sich der Vierer durch das Konzi. Ich mag das ja immer, wenn man merkt, dass die Bandmitglieder Metal hören, sich aber nicht den stumpfen Klischees dieses Genres beugen, sondern dabei ‘ne klare Punk-Attitüde fahren. Der Sänger screamt formidabel, die Gitarre zaubert immer überraschende BLACK-SABBATH-Melodien/Riffs, vom Schlagzeuger wird man immer durch Wechsel von Groove- zu Blastpassagen begeistert und das Tuckern des Basses lässt den Humpen in meiner Hand vibrieren. Wirklich geile Scheiße, ich muss irgendwie an eine düstere Version von KVELERTAK denken.

Schön, dass sich DEPRAVATION aus Gießen bereits wieder hier blicken lassen. Ihr letztes Gastspiel in der Meierei fand erst im März dieses Jahres statt und ist noch in bester Erinnerung. „Mehr Licht!“, sprach Goethe. „Nö, mach aus – und zwar komplett!“, antworten hingegen DEPRAVATION. Keine Hoffnung, alles ist im Arsch, Grablichter und Strahler mit Gegenlicht sind das einzige, was die Trümmer unserer Zivilisation fahl bescheinen, Nebelschwaden hüllen die Besucher ein (ist heute nicht rauchfrei…?) – wie beim letzten Mal ist das alles sehr stimmig und atmosphärisch gelungen. Wenn es einen Unterschied zum März-Auftritt gibt, dann vielleicht der, dass DEPRAVATION mittlerweile NOCH HEAVIER klingen. Ob „Ruins“, „Pestilence“, „Filth“ oder „Wrath“ – bei jedem Stück entfesselt der Fünfer einen wirbelnden Pesthauch. Mal muss ich an DISSECTION-artige Melodieführung denken, mal an BOLT-THROWER-Walzomat. Da bleibt mir vor innerer Erschütterung fast das Herz stehen. So BONNIE-TYLER-mäßig, deren Konterfei auch ein DEPRAVATION-Shirt ziert. TOTAL ECLIPSE OF THE HEART! Ach ja, holt euch UNBEDINGT die LP „DEPRAVATION – II: Maledictvm”!

Meine Kutte wird unter anderem auch von einem DEATHRITE-Patch geziert. Muss ich mir diesen nun abreißen, weil die Dresdner heute abstinken? HÖLLE, NEIN! Eher reiß ich mir alle anderen Patches ab und wandele als DEATHRITE-Werbesäule durch mein weiteres Dasein. Unwiderstehliche Slo-Mo-Parts lassen mich ausrasten und das Hirn im Schädelkasten munter hin- und herplätschern. Bei den Songpassagen der entfesselten Raserei könnte ich mich schreiend auf dem Boden wälzen. Aber Contenance! Ich find’s geil, wie begeistert der Gitarrist von den eigenen Songs ist. Der scheint jeden Moment vor Energie fast zu platzen. Soundmäßig muss man einfach an ENTOMBED und diesen typischen Schweden-Crunch denken, aber DEATHRITE packen Blastbeats dazu, sind ultraheavy und wirken wütender als ein Hafenarbeiter, der gerade seinen Liebeskummer im Suff wegspülen will und dem die letzte Pulle geklaut wurde. Geradezu metaphorisch: DEATHRITE lassen die Grablichter und Strahler weg, machen die Meierei-Lampen aber nicht wieder an – total fuckin‘ darkness. Auch hier gibt es einen neue LP, die übrigens schlicht grandios geworden ist: „Into Extinction“!

Hoffentlich wird man alle drei Bands bald wieder im Norden sehen können.

www.dremufuestias.de