Nicht notwendig pünktlich zu sein

Zinnschauer, Caleya, I not dance / 13.09.2013 – Alte Meierei, Kiel

Am Freitag schien es echt tote Hose zu werden und ich bereitete mich auf nen schön‘ Shooterabend vor. Also schön vorm Rechner abschimmeln und rumballern. Dann aber meldete sich Siggi Sick und meinte: MEIEREI! ‚Caleya‘ HARDCORE!. Hm…ok…haste mal wieder nicht richtig geforscht, was in der City so abgeht, aber zum Glück hat man ja Freunde. Und mit eben diesem wollte ich mich auf ein gemeinsames Vorglühen vor der Meierei treffen. Da ich ja bekanntlich eh nix vor hatte, packte ich den Portwein ein und beeilte mich, um pünktlich bei der Meierei zu sein. Und ich bemerke stets, dass es nicht notwendig ist, pünktlich zu sein. Siggi trudelte natürlich lässig- ROCKERSTYLE- kurz vor Beginn von ‚Zinnschauer‘ ein. Eigentlich könnten wir ja rein. Die akustischen Klänge gepaart mit hellem kräftigem Organsgeträllere ist bei mir noch gewöhnungsbedürftig. Siggi sagte doch was von HC. Der Mann kann singen und er hat eine Botschaft. Zu verstehen ist es aber nicht. Ich fange trotz des guten Klanges nur Wortfetzen auf: Letztendlich ist Zinnschauer auch nicht unbedingt mein Fall. Die erste Reihe stehen dann auch fast nur Zweitsemester- Perlen mit ihren Smartphones. Postrock unplugged könnte man das nennen. Aber obs wirklich so ist- kein Plan.
Weil ich n Bier zischen wollte, luscher ich aber doch kurz rein und applaudiere, weil zurzeit noch nicht viel los ist.

Dann ist ‚CALEYA‘ dran. Der Sänger Tobi hatte glaub ich an diesem Freitag noch Geburtstag. Herzlichen Glückwunsch nachträglich noch mal. Gut drauf waren Sie aber allemal und meine Fresse, sind die derbe. Post-HC. Hm..joa…also singen und derbe rumschreien kann der Herr, dass es nur so Spaß macht. Geile Stimme. Dem könnt man auch ohne Kapelle zuhören. Nicht ein einziges Mal am schwächeln. Die Truppe um ihn herum, versemmelt nicht einen Ton und packt heftige Groove-Parts mit in den Post-HC. Schön auch zu hören, dass deren Drummer aufgrund von Krankheit (glaube ich jedenfalls) grade ersetzt wird von ‚Jan‘- so hiess der Neuzugang an den Drums. Respekt vor allem, als bekannt wird, sich das komplexe Spiel innerhalb von 2 Wochen reingeprügelt zu haben. Alter Schwede!!! Normalerweise bleib ich lieber ganz hinten im Bus, wenn es HC in der Meierei gibt. Kein Bock auf Pogo. Hin und wieder mal ja. Aber heute nicht. Glück gehabt. Denn die Jungs bedienen die Arschwackel-Kniebeuge-Fraktion. Geht bestimmt auch heftiger ab. Aber heute sind durch die milden Abendtemperaturen alle Besucher auf halber Leistung. Der Drops war dann auch nach ca. 45 min gelutscht. Also erstmal wieder nach draußen, Revue passieren lassen und mit Siggi n paar Jolln genossen.

Bei ‚I not dance‘ wurds dann atmosphärisch. Ja Post-HC ist vielseitig und ‚IND‘ spielen ihn aufbauend, um ihn dann als Schmankerl am Ende explodieren zu lassen. Immer abwechselnde schnelle Riffs gepaart mit Geklimper. Ich bin sowieso der totale Post-Laie. Keine Ahnung, was bei mir im Schrank steht und in Wirklichkeit unter Post läuft. Is mir lax. ‚I NOT DANCE‘ waren wohl auch schon n paar Mal in Kiel. Ich sehe Sie heute zum ersten Mal. Ich möchte auch nicht beurteilen, ob die jetzt an Intensität den Vorgänger übertrumpfen. Aber wäre es meine eigene Schublade würde ich sagen Heavy-HC. Das ganze tönt teilweise echt schwer daher. Rein optisch werde ich bei denen an ‚CLUTCH‘ erinnert. Bärte…wohin das Auge blickt. Von der Musik aber nicht so leicht zugänglich wie Caleya. Was vor allem an den ausgefeilten Strukturen der Songs liegt. Doch das zu beurteilen liegt mir fern, denn der Portwein fordert seinen Tribut und mir wird heiss und kalt. Irgendwie schaff ich es aber doch noch bis zum Ende.

In Schweiß gebadet, entlässt mich die Meierei in die milde Nacht. Nochn Zisch beim Döner geholt und zufrieden nach Hause gelatscht. Ein super Gig war das für nen anfänglich verkorksten Wochenendanfang. Nun kann ich endlich, ohne Schuldgefühle das Wochende nicht richtig genutzt zu haben, meinen Shooter anmachen und rumballern.

www.dremufuestias.de