Kaffee! Kuchen! Plattenrelease!

Shudder And Spit, Chipko / 14.07.2013 – Kiel, Alte Meierei

Da latsch ich schon seit fast 30 Jahren auf Veranstaltungen in der Alten Meierei, hab auf den Hin- und Rückwegen durchaus einige Überraschungen erlebt – aber noch nie einen derartigen Schrecken eingejagt bekommen! Und zwar geht man doch, wenn man den Theodor-Heuss-Ring runterlatscht, an so ‘ner Kirche vorbei (Liebfrauenkirche oder so). Ich bin gerade tief in Gedanken versunken, da versetzt mir ein infernalisch lautes Bimmeln fast einen Herzinfarkt! GÖNG, GÖNG, GÖNG! Bin ohne Flachs wie eine Comic-Figur ein paar Zentimeter in die Luft gesprungen vor Schreck. Ja, es muss 18.00 Uhr gewesen sein und ich war original exakt in diesem Moment neben dem Glockenbiest. Ist ja sicherlich auch wichtig, dass die betwilligen Anwohner_innen so ihre Info bekommen, dass sie sich jetzt auf den Weg machen können, aber ich bin noch völlig fertig, als ich ein paar Minuten später zittrig bei der Meierei ankomme.

Ein paar Beruhigungsbiere und Begrüßungen später geht es mir schon viel besser. KAFFEE! KUCHEN! PLATTENRELEASE! Ich hab die exquisite Shudder And Spit-LP zwar schon in Berlin abgeerntet (siehe On Tour with…), aber Johannes von den Chipkos hat das Ding jetzt auch als Kassette rausgebracht. Super, als echter SAS-Addict muss ich das Ding natürlich auch noch mitnehmen. Außerdem überhäufen CHIPKO die Besucher_innen mit T-Shirts, denn Johannes brauche Platz im Regal, versichert er.

CHIPKO beginnen den Reigen. Jetzt hab ich sie schon für ihre Auftritte in Berlin und Potsdam (zweiter Teil folgt noch! Johannes ist schuld, dass der noch nicht online ist…) abgefeiert und entdecke dennoch immer neue Feinheiten in ihren Songs. Macht allein schon Spaß zu bestaunen, was Jan an Riffs und Tappings rauszaubert. Auch wenn er irgendwann ausversehen mitten im Song den Ausschaltknopf in seinem Effektköfferchen betätigt. Dann sei der Song eben jetzt zu Ende, legt Johannes fest. Letzterer gibt stimmlich trotz leichter Heiserkeit (was man nur beim Sprechen hört) wieder alles und schreit, singt und brüllt äußerst abwechslungsreich die Hütte zusammen. Ordentlich mitgeschmettert wird vom Mob ein neuer Song, der im Refrain die Zeilen „Es gibt keine Lösung – du bist die Lösung – es gibt keine Lösung – alles löst sich auf“ trägt. Geil düstere und zum Teil gar progressiv-verspielte Scheiße, welche die vier hier wieder präsentieren! Mit dem Anti-Nazi-Song „Knochensäge“ gibt es sogar noch ganz rockstarmäßig ‘ne Zugabe.

Yeah, und nun endlich mal wieder SHUDDER AND SPIT. Die Bande hat die Tour gut überstanden und kann ordentlich Geschichten erzählen… Zum Beispiel vom Konzert in Münster, wo sie bei Henning, der auch diverse Berichte für Dremu geschrieben hat, in der Wohnung gezockt haben. Die eifrig herbeieilenden Bullen wurden offenbar von Anwohner_innen wieder vertrieben, die gar nichts gegen das Konzert hatten, als einzige Belästigung vielmehr den Polizeieinsatz empfanden. Man muss eben die richtigen Nachbar_innen haben. SHUDDER AND SPIT haben durch die Konzerte im positiven Sinn an Zockroutine gewonnen – besonders Julian rennt hektisch durch die ganze Meierei, nutzt sogar diese Treppe an der Bühne, die er rauf- und runterkraxelt. Max hingegen verzieht kaum eine Miene, selbst wenn er zwischen den Beats seinen Stick in der Luft herumwirbelt, ist arschharte Coolness gefragt. Ansonsten gibt es alte und neue Gassenhauer, wobei mir heute „Lunatic“, „Fog Cities“, „Shudder And Spit“ sowie ein ganz neues Stück am besten gefallen.

Danach noch mehr Kuchen, Bier, Kaffee, Gesabbel und einen ganz weiten Bogen um diese Kirche – wer weiß, ob die da noch zur Spätandacht bimmeln?

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