Modrig, krank & atomar verstrahlt

Eiltank, May The Force Be With You / 17.03.12 – Kiel, Alte Meierei

22.00 Uhr – der Rezensent ist pünktlich, doch wo sind die anderen Menschen? Faules Punkerpack, kommt immer später in die Gänge!

Tatsächlich wird es sogar recht gut besucht und ich bin überzeugt, dass von den Rotten Sprotten (für etwaige Nicht-Kieler: die zuständige Konzertgruppe) über die Bands bin zu den Besucher_innen alle gute Erinnerungen an diesen Abend mit nach Hause genommen haben.

Zum Beispiel an die Moves von May The Force Be With You! Da wird im Crabcore-Stil getanzt, Karate-Kicks werden in die Luft verteilt, der Bassist reißt die Fäuste hoch, als wolle er eine imaginäre Schauspieljury von seiner Interpretation des Braveheart überzeugen… Und wer sich jetzt die Hände reibt und einen saftigen Verriss erwartet, den muss ich enttäuschen: Spaß macht die Scheiße! Metalcore mit der nötigen Prise Ironie und irgendwie auch Punk-Attitüde. Alles andere wär bei ‘nem alten Haudegen wie Dave Zolda (Horror Business und hier Gitarre) auch Quatsch. Die Band hat die Lacher mit einer durchgeknallten ÄRZTE-Covernummer auf ihrer Seite. Nur für die Breakdowns, die MTFBWY in IRON MAIDENs „Trooper“ einbauen, werden sie auf ewig in der Hölle schmoren. Aber „Hell ain’t a bad place to be“, hat mal ein weiser Mann gesagt. Danach – Trommelwirbel – kaufe ich mir doch glatt die erste Metalcore-Platte meines Lebens. Außer man zählt POWER auch in dieses Genre. Haha.

Jetzt heißt es die Köppe einziehen! Ist es ein Flugzeug? Eine Eisenbahn? Nein, es sind GEiltank! Oder doch Eilmember? Distank? Entank? Eiltombed? Schon die Kutten sitzen perfekt, sind zudem mit MORBID- und AUTOPSY-Patches geschmackssicher bepflastert. Der Gitarrensound kommt tief aus der Gruft – hier sind Liebhaber am Werk. Nicht schön soll es klingen, sondern modrig, krank und atomar verstrahlt. Da macht es fast gar nichts, dass eine Gitarre heute fehlt. „Unser Papa ist gerade Gitarrist geworden!“ Ach so. Passiert. Fand ich den Auftritt mit SPERMBIRDS schon etwas besser als die Wilwarin-Sause, so flasht mich der heutige Abriss tatsächlich noch mal einen Tucken stärker. Wer die Split mit ASIFLASH und die „Stiller Beobachter“-Platte noch nicht hat, dem seien diese Schätzchen hiermit streng empfohlen. Von beiden gibt’s heute was zu hören, dazu auch hier ein, zwei Coverversionen, ich glaub, „Today’s Overdose“ von WOLFPACK ist dabei. Einziger Kritikpunkt: Der Musikgenuss ist viel zu schnell rum, ‘nen Stündchen länger wär ja wohl noch drin gewesen!

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