Hemden von der Stange

Supershirt präsentieren in der Alten Meierei ihr neues Album „Kunstwerk“

Kiel. „Blau für die Mädchen, Pink für die Jungen, alles für jeden und Bretter für die Dummen“, heißt es in Bretter, dem zweiten Song des Abends. Unfassbar, Supershirt bechern mit dem Publikum ein Gelage der hitverdächtigen Art, trauen sich, ihren größten Kracher weit vorne zu platzieren. Die Kieler Alte Meierei ist fast ausverkauft, Jungvolk bestimmt das Epizentrum dieses Bebens, das sich von der Bühne aus durch die Menge zieht.

Hip-Hop und Elektro, satte Beats und ab und zu eine Gitarre, ein Gemisch, das Timo Katze, Faxe System und Tim Brenner mit allerlei Verrenkungen und systemorientierter Tanzbarkeit zu untermalen wissen. Audiolith ist zudem eine Plattenfirma mit Gütesiegel, was die Qualität des Trios erklärt. Die Fangemeinde dankt es durch Jubel und absolutes Konformgehen mit dem Projekt. Ansagen werden gefeiert, es ist eigentlich egal, was Supershirt hier und heute spielen, die Crowd surft mit.
Kunstwerk heißt das jüngste Album, ein Titel so gigantisch arrogant, dass man ihn einfach lieben muss. Machwerk würde besser passen, orientieren sich die Songs doch an alt hergebrachten Schemen und Schatten ihrer tausendfach zelebrierten Vorbilder. Zugegeben, Brennende Flügel und Die langweiligsten Orte sind tolle Songs mit Hang zur Melancholie, und Supershirt zeigen, was sie drauf haben. Wäre die kitschige Gitarre nicht, man könnte sich in die skurrilen Texte hineindenken, den selbstverliebten Beat gut finden und überhaupt die ganze Veranstaltung abfeiern. Doch immer dann, wenn Supershirt gepunktet haben, kommt in der Folge eine Element, das die gebürtigen Rostocker und Wahlberliner in die Allgemeingültigkeit zurückwirft. Was kommerziell funktioniert, für ein „Kunstwerk“ letztendlich dann doch zu wenig ist.