Tschüß, Chaos Control! Es war schön mit euch!

Die große Chaos Control-Abschiedsgala / 02.10.2011 – Kiel, Alte Meierei

Was für ein Konzertmarathon! Obwohl ich persönlich THE MOVEMENT/POWER am Donnerstag nicht sehen konnte und somit „nur“ Freitag das Desctructioncrew-Konz sowie Samstag die „Doktor, ich hab NMS!“-Sause zelebriert hatte, fühle ich mich doch am Sonntag wie gerädert. Die anderen sehen zum Glück auch nicht besser aus… Schafft es da IRGENDEINE Band, die allgemeine Lethargie zu durchbrechen und uns zur Meierei zu locken? VERDAMMT NOCH MAL, JA! Schließlich spielen heut nicht irgendwer, sondern ((Chaos Control. Und auch nicht irgendeinen Auftritt, sondern ihren ALLERLETZTEN vor der Bandauflösung. Das verspricht Tränen, Schweiß, Liebe und Dosenbier!

Bandauflösung, letzter Auftritt – da kommen Erinnerungen hoch… Wer muss nicht grinsen, wenn er/sie die alten CC-Bandfotos sieht? Moe mit Locken, der kleine Klampfer mit der Harry-Potter-Brille, Casi noch ganz schüchtern. Heute sind das ja mit brennenden Mülltonnen werfende Tiere geworden. Außer Casi, der ist immer noch schüchtern… Oder die vielen Konzerte – der legendäre M-Move mit der Band auf dem rollenden Wagen… mächtige Cover von DISCHARGE, BODY COUNT… die geilen eigenen Knaller von „Hangover“ über „Piece Of Shit“ bis hin zur „Katze“…

Jetzt das Aus. Die Gründe leuchten ein. Bocky droht vor lauter Musikmachen zu explodieren und nach der x-ten Umbesetzung ist ‘ne Band auch keine Band mehr, sondern ein Mutantenstadl. Außerdem: 12 Jahre sind zu lange… Sagt selbst Rachut.

Nicht übergangen werden sollte die leckere Soli-Bowle für von staatlicher Repression bedrohte Punker!

Die ersten Bands übergehe ich nonchalant. Von A Time To Stand eh nur den letzten Song gesehen und bei Off The Hook zu aufgeregt und mit Schnattern beschäftigt, sodass mir lediglich das Günter-Netzer-Outfit des Sängers in Erinnerung geblieben ist.

Aber dann: Licht aus, Disco Control! Die beste Vorband für CHAOS CONTROL heißt CHAOS CONTROL. Moe im fiesen Spandexhöschen, Bocky bedient so eine tragbare Mini-Orgel und es gibt „Police Brutality“ in der fiesen Discoversion.

Harte Sache. Dann kurzes Umziehen und ein rauschendes Fest beginnt. Vor der Bühne hat man heute mittels längsrum aufgestellter Bühnensegmente so eine Art Catwalk aufgebaut. Vollkommen angebracht, denn nur so kommen die eleganten Outfits und Posen der drei Rampensäue Moe, Bocky und JoyBoy angemessen zur Geltung. Immer wieder stolziert einer der drei so bis weit in den unwürdigen Mob hinein und schleudert sein Instrument unter akrobatischen Verrenkungen gen Hallendecke. Manchmal beglücken uns auch alle drei mit einer fast SCORPIONS-würdigen Choreographie… Natürlich wird das Publikum mit Hohn bedacht, dass es auf so eine schäbige Bauernpunk-Veranstaltung gehe und nicht zum ebenfalls heute stattfindenden Abschiedsgig von ONE FINE DAY. Die Ansagen sind kaum unter einen Hut zu bekommen, da sich alle vier dermaßen hart die verbalen Bälle zuspielen, dass die Zuschauer_innen nur noch hospitalistisch mit den Köpfen hin- und herzucken können als wohnten sie der Ping-Pong-Weltmeisterschaft bei. „Saufen wie die Reichen, Aller“, verkündet Bocky und öffnet eine Pulle Sekt, befindet aber bald: „Schmeckt scheiße“. Wahrscheinlich fehlt der wichtige Faktor Blech als Beigeschmack.

Immer wieder gibt es Gäste, JoyBoys Vorgänger und CHAOS-Urgestein Achim übernimmt den Bass und/oder den Gesang, Dany die Gitarre, sodass es zurück zur Besetzung der Anfangstage geht, hießen die Nasen da gar noch DIE KUMPELZ? Herrlich jedenfalls ganz alte Kracher wie „Ich hab keinen Bock!“ oder „Neighbourhoodgirl“ (Casi: „Eine Art Liebeslied“). Ganz offensichtlich sind einige dieser Stücke derart alt und/oder so spontan ins Programm gerutscht, dass immer mal ein Musiker hilflos grinsend auf sein Instrument guckt.

Ach so, die Stimmung? Kocht natürlich! Es ist das seltene Flair eines ganz besonderen Abends. Scheiße, jetzt nicht pathetisch werden, aber – hach! – es ist einfach zu schön und die eine oder andere Träne wird schnell unter Räuspern zum Bierspritzer deklariert.

Irgendwann werden die weisen Worte „Zugaben sind Rockstarscheiße!“ zitiert und CHAOS CONTROL verneigen sich ein letztes Mal. Zum Glück bleibt uns das letzte Tondokument „Bauernpack“, welches heute als Kase oder CD oder Doppelpack für Autofahrer und Heimscheißer offeriert wird. Wer’s nicht hat, hat Pech gehabt oder sollte mal sein Glück bei den Jungs testen.

Tschüß, CHAOS CONTROL! Es war schön mit euch!

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