Nicht schön, nicht geil, aber laut.

Reactory, Post-War Perdition, Black Bang Bomb / 30.09.2011 – Kiel, Alte Meierei

Na endlich! Wurde ja auch Zeit, dass Jens und Fussel mal aus dem Quark kommen, die Destructioncrew wieder aktiv wird und Kiel mit hässlichem Metal-Punk versorgt wird. Viel zu lange mussten wir schick gestylte PseudoPunkbands, posige Rotzrocker oder sonstigen Langweilerkram ertragen! Heute: Die Rückkehr des räudigen, atomar verstrahlten Mutantenmetal. Zwei Bands aus Berlin und dazu noch die Ex-SEXX ACTION BABES, die jetzt in neuer Besetzung und sensationellem Image unter dem Titel Black Bang Bomb firmieren.

Siggi Sick hatte es der Welt mitgeteilt: Er habe eine präzise Vorstellung von seiner neuen Konzeptband. Per Kleinanzeige wurde auf Dremu dafür ein Drummer gesucht: „Basser und Klampfer suchen


— Derbe Harte Drumbestie


–,für Geile Neue Band, Style -Punk,Hardcore,Metal,No Limit


-wenn du bock hast auf Lederimage dann Melde dich unter…“ Man soll es nicht für möglich halten, aber diese knallharten Anforderungen erfüllten dann wohl gleich zwei Schlagzeuger, von denen einer fest dabei ist, der andere ab und zu aushilft, wenn ersterer nicht kann. Egal, was ist neu im Vergleich zu den SEXX ACTION BABES? Äh, erst mal ist bei BBB das gesamte Styling in Schwarz gehalten. Sensation! Oder wie die Band sich treffend selbst beschreibt: „Aus der Schwarzen Materie des Alls,,Hardcore Glampunk Invasion aus einer anderen Galaxie,–Rauh,Wild,High Heel,Corpsepaint,Haircrimes,Leder ,Lack, :::::“. So sah das dann auch aus. Nicht schön, nicht geil, aber laut. Wenn Siggi sich umgedreht hat, und uns seine Kehrseite im viel zu engen Lederminirock präsentierte, beschlugen jedes Mal meine Kontaktlinsen… Gespielt wurden neue BBB-Nummern und alter SAB-Stoff. Im Vergleich klingt die Band ETWAS weniger chaotisch als die Babes, aber der Trash-Faktor (ja, ohne h…) ist natürlich immer noch so unfasslich hoch, dass man eher von einem Gesamt-äh-Kunstwerk sprechen kann als von Songs oder Musik. Erbauliche Darbietung, wobei einige durchaus erleichtert waren, als die Band das Feld räumte…

Hatten BBB dem Unterhaltungsfaktor hohen Wert beigemessen, gaben sich Post-War Perdition schon fast unspektakulär. Nicht jedem Menschen liegt es im Blut, auf ‘nem Konz Action zu machen, aber wenn man sich nicht mehr bewegt als im Proberaum, wirkt so eine Darbietung nicht unbedingt enthusiastisch. Davon ab war das aber ein schönes Gemörtel, was die Berliner abzogen. Eine Mischung aus grindigen Parts und Death/Thrash Metal, über der angenehmerweise ein punkiger Spirit müffelte. Im Nachhinein ärgere ich mich, dass ich das Vinyl nicht mitgenommen habe.

Noch besser fand ich dann Reactory. Die „Metalmutants from hell“ ballerten herrlich oldschooligen Speed/Thrash Metal, der mich immer wieder an TOXIC HOLOCAUST erinnerte (gerade der Gesang röchelte Joel-Grind-artig. Geil!). Alte KREATOR kamen mir auch immer mal in den Sinn, während ich wohlwollend meine Birne kreisen ließ. Die Band vermittelte in meinen Augen und Ohren die stärkste Spielbegeisterung am heutigen Abend und machten somit auch mir am meisten Spaß. So holte ich mir das herrlich aufgemachte Demotape (atomar gelbe Kase mit ebenfalls schick gestyltem Cover und kleenem Beizettel mit allen Texten). Titel wie „Warrior Queen“, „Drop The Bomb“, „Circlepit Of Death“ oder „Gone In The Wasteland” zeigten einen stilsicheren Umgang mit Metal-Klischees, der das nötige Augenzwinkern nicht vermissen ließ.

Ein Abend also, der wie erwartet großartig und übrigens auch erfreulich gut besucht war. Mehr gibbet demnächst, wenn an selber Stelle am 15.10 Fäulnis, November 13th und Vidargängr zocken. Ich werde verhindert sein, also geht hin und berichtet, ihr faulen Hunde!

www.dremufuestias.de