Ich mag diese vollständig negative Scheiße

Downfall Of Gaia, Always Wanted War / 25.02.11 – Kiel, Alte Meierei

FUGBAUM CONCERTS sind eine neue Konzertgruppe in Kiel, die in den letzten Monaten schon ein paar Sachen veranstaltet hat. Ich glaub, für mich ist es heute die erste Fugbaum-Geschichte. Interessanterweise ist die Meierei recht gut gefüllt (obwohl in der Schaubude ZAUNPFAHL spielen) – liegt es an eben dieser Tatsache, dass man allgemein neugierig ist? Oder ist das den BesucherInnen im Grunde egal und es sind einfach die Bands, die den bunten Mob verschiedenster Altersklassen ziehen? Bei mir persönlich kommt beides zusammen, finde auch beide Bands gut und hatte mich schon länger drauf gefreut.

Always Wanted War fallen nicht nur durch gute Mucke auf, sondern ebenfalls mit ihren liebevoll gestalteten Releases (Gitarrist/Sänger Dennis schmeißt auch zusammen mit Bassist Nikolas das sexy Label TIEF IN MARCELLOS SCHULD). So gibt es die Coverplatte „So long and thanks for the double pedal, Nils“ als 3”-CD mit individuellem Booklet, das man selbst wählen kann (mal haben sie Ausschnitte aus Comics genommen, mal Fotos oder Bilder aus Zeitschriften – die komplette Galerie hier), besiebdruckter Box und transparentem Inlay… Musikalisch gibt es die gewohnte Kelle aus Hardcore und Screamo. Strecker ist es zu sehr „Hamburger Schule“, aber der ist eh doof heute, weil er nicht mit uns vorglühen wollte. Ich mag das sehr, knallt gut und der Wechselgesang vom Schlagzeuger mit Headmike und Dennis hat Stil. Außerdem tänzelt letzterer hinreißend über die „Bühne“ und stellt die Stücke charmant vor. Gefällt mir heute noch besser als beim letzten Mal, was daran liegen mag, dass ich seitdem die „Doom 3D“-Platte und die Split mir Seenot häufig gehört habe.

Downfall Of Gaia haben neulich ‘ne schlechte Kritik im Plastic Bomb bekommen, Micha schrieb da was von „Trauerkloß-Musik“ oder so. Klar, energischer Hardcore mit hochgereckter Faust und dem Aufruf zur Weltrevolution klingt anders. Hier gibt es Schwermut, Melancholie, eine insgesamt eher nihilistische Stimmung, was auch die Texte widerspiegeln: „Am Ende der Straße. Einer sterbenden Welt. Das, was du Leben nennst. Komplett im Schlaf erstickt“. Ich weiß nicht, warum, aber ich mag diese vollständig negative Scheiße, die Doom, Downtempo oder auch Black Metal oft transportieren. Oder Cranberries. Auch aus dieser Musik lässt sich am Ende doch wieder (positive) Kraft schöpfen. Schlimmer find ich so Heile-Welt-Mist aus dem Radio. Ist DAS nicht viel eher krank angesichts einer kaputten Welt? Jedenfalls türmen DOWNFALL OF GAIA einen monströsen Klang auf, zu dem man wie versunken hin- und herwanken kann. Nennt es Neo-Crust, nennt es Downtempo – diese Band klingt einfach mächtig. Da die Stücke generell Überlänge haben, wird wenig kommuniziert und dennoch viel gesagt. Eine Atmosphäre, wie sie nur wenige Bands erzeugen. Ich kann übrigens die neue Splitscheibe (DOWNFALL OF GAIA/IN THE HEARTS OF EMPORERS) schwer empfehlen, sehr intensive Platte (und recht edel aufgemacht). Hier könnt ihr mal reinhören, was natürlich den Genuss der Vinylplatte lediglich erahnen lässt.

Könnte gut sein, dass hier bald Fotos folgen, denn Toffi hat eifrig geknipst.

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