Für DC-Verhältnisse ein buntes Programm

Kobayashi, He is ledger, Sodium / 21.01.11 – Kiel, Alte Meierei

Und mal wieder ZWEI lohnenswerte Konzerte an einem Abend. Aber was soll’s – freuen wir uns bei aller Qual darüber, dass überhaupt derart viel in Kiel los ist. Aufgrund meiner beruflichen Situation werde ich ja häufiger gefragt, ob ich nicht nach Lübeck ziehen wolle. Darauf kann ich meist leider nur mit einem dreckigen Lachen antworten.

Sodium kommen zwar (mittlerweile) aus Lübeck, spielen gefühlt aber häufiger in Kiel. Heute kommt zum ersten Mal Ingmar als zweiter Gitarrist zum Einsatz! Zunächst starten SODIUM zu dritt, was auch schon gut kracht und vom erfreulich zahlreich erschienenen Publikum mit Heißhunger goutiert wird. Schnell fällt auf, dass SODIUM noch einen Tucken besser geworden sind – SCHON WIEDER! Ich finde sie auch jedes Mal sehr angenehm in ihrer Bühnenpräsenz – da ist einfach nix Aufgesetztes, keine überflüssigen Einheizersprüche, es wird „einfach“ mit vollem Einsatz die düstere Musik gelebt. Der Hammer ist dann das neue Stück mit Ingmar an der Gitarre – FALL OF EFRAFA lassen grüßen, besonders im atmosphärisch dichten ruhigeren Part. Hendriks Gekreische und Lukas‘ Gebrülle wird von ihm auch noch durch fiese Schreie ergänzt – verstehen kann man trotzdem nichts, he he.

Von der nächsten Band hatte ich vorher nicht viel erwartet, der Name klingt zunächst bemüht witzig. Aber hoppla, die Nasen kommen aus Flensburg und z.T. kennt man sie auch schon! Der Sänger freut sich, endlich mal „in der Hauptstadt“ spielen zu können, wobei ihm auffällt, dass er überhaupt noch nie in irgendeiner Hauptstadt gewesen sei, haha… Jegliche etwaige Skepsis wird schnell weggeblasen, He is ledger sind die Überraschung des Abends. Vor allem der Gitarrist schreddert wie ein Gestörter. Später erzählt mir der sympathische Schlagzeuger, dass sie eigentlich versuchten, Hardcore zu spielen. Klappt nicht wirklich, heraus kommt eher Frickel-Death im PSYCROPTIC-Stil… Allerdings lassen sich die Jungs nicht völlig in diese Schublade einordnen, denn ab zu gibt es auch thrashige Passagen und etwas straightere Attacken, die dann doch grob in die Hardcore-Ecke gehen. Auf jeden Fall ein großer Spaß, der lautstark bejubelt wird. Bin mir sicher, dass die wenigen Unstimmigkeiten im Zusammenspiel in Zukunft beseitigt werden. Man darf gespannt sein.

Für Destruction-Crew-Verhältnisse ist es heute ein buntes Programm, denn auch Kobayashi passen natürlich nicht ins übliche D-Beat/Crust-Muster. Aber ist ja auch völlig wumpe, solange der Inhalt stimmt. Und zudem ist es heute deutlich besser besucht, als zu den sonstigen Terminen, an denen nachts unter der Woche obskure Bands knüppeln (was natürlich nicht gegen die Zerstörungsboys spricht, nur gegen EUCH Ignoranten, die ihr nie hingeht)… Jo, aber zurück zu den Bremern: Die haben einerseits offensichtlich viel Freude daran, ihren Hardcore/Punk rauszuhauen, lassen es sich andererseits nicht nehmen, inhaltlich Stellung zu beziehen. Für Aktivismus, gegen… ja, halt die ganze Scheiße. Musikalisch? Knallt‘s gut, kommt dennoch recht melodisch. Und reißt mich heute Abend irgendwie nicht völlig mit, obwohl ich das jetzt nicht festmachen kann, warum überhaupt. Vielleicht sind drei Bands zuviel, vielleicht hätte ich gerade doch lieber obskuren Knüppelbands gelauscht? Egal, erbaulicher Abend allemal!

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