Ich liebe diesen Scheiß!

Agrotóxico, Vladimir Harkonnen, Rasta Knast, 24.09.2010, Alte Meierei, Kiel

Frühschichten sind was Blödes. Meistens geht man viel zu spät ins Bett, nur um dann am frühen Morgen die Klüsen nicht aufzukriegen. Aber da muss man durch. Schließlich gibt am Abend in der Meierei noch ordentlich eins auffe (Schlaf-)mütze. Also zu Hause noch 2 Minuten ratzen, alle Kräfte mobilisieren und ab zur musikalischen Erweckung!

Immerhin könnte man ja meinen, heut gäbe es „BREAKING THE SILENCE PART II“, denn zwei Drittel der heute lärmenden Bands waren vor einigen Monaten schon mal in ähnlicher Konstellation vor Ort. Damals unterstützt von Bambix und Rawside, wobei letztere wegen Krankheit nicht spielen konnten. Hat was von nem Deja Vu. Oder is dat schon Karma???

Auf jeden Fall hab ich Bock!!! Und als Rasta Knast anfangen, steh ich vorne an und freu mich wie Bolle. Die Hannoveraner ham’s mir angetan. Ihr Deutschpunk in Wort und Ton gefällt mir nachhaltig gut. Anfänglich ist’s noch ziemlich ruhig vor der Bühne. Die Resonanzen sind eher verhalten. Aber nach und nach wird die Meute warm und tanzwillig. Kein Wunder. Songs wie „39 Grad“, „Räuberstaat“ oder „Einer mehr oder weniger“ gehen ins Ohr und in die Beine. Neben den grandiosen Eigengewächsen, gibt’s noch eine Coverversion bei der Agrotóxico – Arthur ans Mikro gebeten wird. Jedoch – der debile Tastendrücker hat vergessen von wem. Wie blöd, erzählt mir doch mein Nebenmann Frank ganz begeistert, dass er genau DIE Scheibe grade erst gehört hat … Man möge die Lücke vervollständigen. Danke. Auch bei RASTA KNAST gibt’s wohl nu ne Lücke, denn deren Drummer Ballo bestreitet heute Abend seinen letzten Gig. Ich hoffe mal, dass dieser Auftritt ein guter für ihn war. Und ich will hoffen, dass die Band bald `nen neuen Trommler hat. Denn ich freu mich schon jetzt auf „Breaking The Silence Part III“ !!!! 😉 Prima Einstieg in eine lange Nacht!

Hab se lange nicht mehr geseh’n, die Gebrüder Harkonnen. Hab aber gelesen, dasse nu neue Songs im Gepäck haben soll’n …. – bin gespannt, doh! Aber los geht’s erstmal mit den bislang bekannten Krachern. „Eyebrow In Surprise“, „Roadkill Barbecue“ (Philipp: „Ich liebe diesen Scheiß!“), „Teddybear 666“ oder dem unvermeidlichem „Party Of The Damned“. Die Dinger haben mittlerweile sone Art „Klassikerstatus“ – die ham sich so eingebrannt; die gehen nich` mehr weg. Und die Musiker? Gut aufgelegt wie immer, spielfreudig und immer auffen Punkt – naja, fast. Einmal kommt die gut geölte Maschine ins Stottern, weil ein Drumstick eigene Wege geht und sich nicht mehr finden lassen will. But who cares – die VLADIES rocken die Hütte so unglaublich fett, dass es eine wahre Pracht ist! Schnell, gut und schweißtreibend. Und die neuen Songs? Sind spitze! Es gibt deren zwei: „Tangeled äh – Dings … und „“Frontex Fuckers“. Beide Stücke äußerst fulminant. Letzterer beginnt verschleppt-doomig und endet in einem Blast(!)orkan. Eric Harkonnen gibt alles! Und wesentlich langsamer ist „Tangled….“ auch nicht. Richtig schön flott kommt die „Parabel“ daher. Darin wird das ewige Abmühen thematisiert. Das ewige Strampeln, dargestellt an Fliegen, die an so`nem Fliegenfänger kleben. Je mehr die Viecher strampeln, desto mehr verheddern sie sich …. Klebrig. Das kann man, symbolisch gesehen, auch von Vladimir Harkonnen sagen. Die Jungs sind fesselnd. Und immer wieder gut!

Da diesmal nach jeder Band das Schlagzeug umgebaut wird, wird der Abend sehr lang. Erst gegen Eins entern AGROTOXICO die Bühne. Aber wie! Der Opener „Fim do Mundo“ rast durch die Meierei und rüttelt die schon etwas müde Meute wach. Ein strammer Beat nach dem anderen paukt sich in die weit offenen Gehörgänge. Die Menge mobilisiert letzte Kräfte, pogt, feiert und schwooft. Die AGROS sprühen vor Energie und ballern ihre Songs vehement in die tobende Masse. Man könnte den Brasilianern vorwerfen, ihre Songs böten nicht genug Abwechslung, denn es geht ja nur in eine Richtung. Nach vorne! Spielt hier aber keine Rolle. Wer so entfesselt spielt, mit Enthusiasmus und Charme, der darf sich auch wiederholen. Mir gefällt der brutale Hardcore-Punk! Was gibt’s schöneres als die volle Kelle davon? Noch’n Schluck Bier dazu. Aaahhh!!! Bangen, Arsch wackeln, Fuß wippen und einfach nur abfeiern. Wat’n Spaß! Den haben auch die Brasilianer. Zwei Zugaben und etliche Dankesbekundungen später beenden AGROTOXICO ihre geile Show. Geiles Ding! Vom Feinsten! Kommt ja wieder! … und ich geh zur näxten Frühschicht ….

Danke Rotten Sprotten! Da habter wieder für `nen tollen Abend gesorgt! Frage an alle: Wann kommt „Breaking The Silence Part III“??? 😉

Torsten

www.dremufuestias.de