Mit allen Bierduschen gewaschene Punk-Veteranen

Die deutsche Hardcore-Band Spermbirds präsentiert ihr achtes Album A Columbus Feeling in der Alten Meierei in Kiel
Kiel. „Spermbirds, die gibt’s noch?“, entfuhr es einer Bekannten beim Blick auf die anstehenden Konzerttermine. Ja, die gibt’s noch, und die waren auch nie richtig weg. 27 Jahre sind vergangen, seit sich die Hardcore-Punkband in Kaiserslautern gründete. Unter dem Einfluss von US-Hardcore-Pionieren wie Black Flag, deren agressive, politisch motivierte Befindlichkeits-Berichte der schleichenden Kommerzialisierung des Punkrock entgegensteuerten, schlugen sich die Spermbirds wie galoppierende Elefanten durchs Unterholz des Untergrunds.

1986 erschien ihr Debutalbum Something to prove; hier zeigten sie ihr Gespür für einprägsame Melodien des englischen Punkrock. Mit dem dritten Album Common Thread manifestierten sie ihren herausragenden Crossover-Stil. Mit dem Amerikaner Lee Hollis verfügen die fünf Pfälzer über einen sehr markanten Frontmann, der die (Schatten-)Seiten des Lebens zynisch kommentiert. Er ist einer, den man vorschickt, wenn‘ s was zu meckern gibt und keine Zeit für differenzierte Diskussionen bleibt. Lee war es auch, der die Band 1999 erneut zusammenführte, nachdem man drei Jahre zuvor den dritten vorläufigen Abschiedsgig gespielt hatte. 2004 rammte das Quintett mit Set an Example einen weiteren Meilenstein in ihre von Trennungsschmerz und Wiedersehensfreude geprägte Karriere.
Sechs Jahre haben die Spermbirds, was man – ohne Wahrheitsanspruch – mit „Vögel-Vögel“ übersetzen könnte, gebraucht, um ihr gerade erschienenes achtes Album A Columbus Feeling fertigzustellen. Eine lange Zeit, aber alle Bandmitglieder gehen ihren Berufen oder weiteren Projekten nach und haben zum Teil Familie, was ja auch Hardcore sein kann. Das neue Album weist keine musikalischen Verschleißspuren auf, die mit allen Bierduschen gewaschene Band klingt immer noch frisch und ambitioniert. Gereifte Hardcore Kracher wie Stacks and Piles oder ein Ohrwurm-Aspirant wie Columbus Feeling zeigen erneut, dass eine Pause für die Spermbirds immer eine kreative ist.
Live werden Lee, Bassmann Markus, die Gitarristen Steve und Roger sowie Drummer Mathias mit Sicherheit jede Relaxtheit im Tourbus gelassen haben, und ein funky Bass wird wohl nur im Intro des Klassikers My God rides a Skateboard zu hören sein.