Die fabelhafte Welt des Syrano

Der Franzose mixte Hip-Hop und Chanson in der Alten Meierei
Von Robert Otto

Kiel – Deutscher Hip-Hop hat sich seit jeher an englischsprachigen Vorbildern orientiert, auf die eigenen musikalischen Vorfahren schien man hierzulande nie besonders viel Wert zu legen. In Frankreich hat man sich hingegen schon früh vom großen Bruder aus Amerika emanzipiert, denn unsere Nachbarn sind stolz auf ihre musikalischen Vorgänger.

„It’s all about mixing cultures“, sagt Syrano kurz bevor er am Sonnabend um 22.45 Uhr mit seiner vierköpfigen Band zu spielen beginnt. Die meisten der überwiegend jungen Konzertbesucher wirken da noch etwas skeptisch, zumal die angekündigte Symbiose aus Hip-Hop und Chanson nur schwer vorstellbar wirkt. Doch sobald der 25-jährige Musiker aus Chartres mit seiner Band loslegt ist sie wie selbstverständllich.
Er rappt und singt zu Akkordeon, E-Gitarre, Schlagzeug und E-Kontrabass. Das Repertoire reicht von herrlich melancholisch bis hin zu absolut tanzbar. Es klingt wie Jacques Brel, IAM, Yann Tiersen, Manu Chao und zeitweise wie N.E.R.D. – wie Chanson, Hip-Hop und Klezmer. Alles zusammen und alles durcheinander.
Doch Syrano kopiert nicht, er vermischt und kreiert Neues. Er erzählt Geschichten und trotzt dabei der Sprachbarriere. Ob man die Texte versteht, ist egal. Die Band erschafft mit ihren Sounds Bilder, die einem Tim Burton-Film entsprungen zu sein scheinen, und Syrano bewegt sich dazu auf der Bühne wie ein Puppenspieler, als wolle er seinen Fabelwesen Leben einhauchen. Die Musik springt zwischen den Welten hin und her, zwischen melancholischen Akkordeonklängen und groovenden Beats, zwischen poetischem Chanson und urbanem Rhythmus. Im einen Moment singt Syrano gefühlvoll, im nächsten rappt er Doubletime. und in La Fille de par le Vent spielt er sogar ein Solo auf der Melodica.
Das Publikum tanzt und lässt sich zeitweise sogar zum Schunkeln hinreißen. Bei einem Instrumentalstück verschwindet Syrano von der Bühne und umarmt wildfremde Menschen, um danach seinen nächsten Song mit den Worten „We want to show you what french love is“ anzusagen. Was Syrano auf jeden Fall gezeigt hat ist, dass es wirklich spannend sein kann, sich auf seine musikalischen Vorfahren einzulassen.