Ich liebe fieses Gekeif!

Witch Hunt, Against Empire, Final Threnody / 07.10.09 – Kiel, Alte Meierei

Dreierlei Crust aus den Staaten (Witch Hunt & (Against Empire) und Norwegen (Final Threnody) bietet uns die Destruktioncrew heute. Da ollen Jens auf der Hälfte seiner Plakatier-Tour durch Kiel der Kleistereimer umgekippt ist und heute Mittwoch ist, stehen eher überschaubare BesucherInnenzahlen zu befürchten. Doch letztendlich isses doch korrekt frequentiert (60 Leuts?), sogar aus Hamburg reist der geneigte Krustie an.

Obwohl ich auf dem Weg zur Meierei mit ‘nem Platten kämpfen muss, bin ich perfekt im Timing: Gelöhnt, Bier geholt, begrüßt und hoppla gibt es auch schon tief gestimmte Gitarren auf die Ohren. Wo die Destruktioncrew die „sehr melodischen“ Elemente (Ankündigung) im Geböller der Norweger entdeckt hat, weiß der Deibel. Eher nicht im fiesen Gekeif der Sängerin (fieses Gekeif ist selbstredend nicht negativ gemeint, ich liebe fieses Gekeif). Die kann übrigens für ‘ne Norwegerin verdammt gut Deutsch, aber ob sie nun nach Norwegen ausgewanderte (Ex-)Deutsche, Norwegerin mit perfekten Deutschkenntnissen oder vllt. auch gar nicht in Norwegen lebende Deutsche ist, interessiert ja wohl auch keinen, da Nationalitäten und Staatsangehörigkeiten eh für’n Arsch sind. So, die Musik von FINAL THRENODY kommt zwar monoton, aber das stört gar nicht. Denn gleichzeitig klingt’s auch verzweifelt und düster, das scheint bei den meisten Anwesenden einen Nerv zu treffen.

Mir gefallen auch AGAINST EMPIRE, die ihr Set sehr vehement beginnen und das Energielevel in der Folge halten, wenn nicht gar steigern. Zwar scheint es ab und zu Kommunikationsprobleme mit dem Drummer zu geben, aber auf die Bremse treten die Jungs deshalb nicht. Besonders der Bassist springt energisch hin und her und streut wilde Schreie ein, die auch ohne Nähe zum Mikro markerschütternd durchdringen. Dafür heimsen AGAINST EMPIRE auch die größte Bewegung im Publikum ein. Wenn man sich umsieht, wird deutlich, dass zu der Mucke der Amis sowohl gepogt als auch die Rübe geschüttelt werden kann. El Tofu und Toffi finden SUICIDAL TENDENCIES und gar METALLICA in der sonst eher krustigen Suppe. Okay, hab ich nicht unbedingt herausgehört. Auf jeden Fall unterlegt der Drummer fast jeden Song mit dem geliebten D-Galoppel-Beat. „So intensiv wie PISSCHRIST!“, brüllt mir El Tofu zu und das sagt wohl Einiges.

WITCH HUNT eilt ein guter Ruf voraus, was an deren Label Alternative Tentacles liegen kann. Die Erwartungen werden aber auch erfüllt: Abwechslungsreich schon der Gesang, da Bassistin und Gitarristin völlig unterschiedlich rangehen – die eine brüllt/grunzt, die andere rotzt/singt eher punkig. Und zudem schreit auch noch der andere Gitarrist, sodass man schon gar nicht mehr weiß, wohin man gucken soll. WITCH HUNT gehen des Öfteren minutenlang auf ihre Texte ein, die zum einen sehr persönlich erscheinen (verstorbene Freunde/Drogen unter Punks), zum anderen auch explizit politisch (Armut in den Staaten/Repression). So wie Janine und Nicole das in Worte fassen, scheint es ihnen ein dringendes Bedürfnis zu sein. Diese Eindringlichkeit wird mit spontanem Applaus bedacht. Ich finde, dass WITCH HUNT trotz der Zuordnung zum Crustcore doch sehr punkig klingen, was sich auf den von mir vor Ort abgeernteten Tonträgern widerspiegelt (Split-7“ mit TO WHAT END? Und LP „Burning Bridges To Nowhere“).

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