Kiel: 50 auf Antifa-Kundgebung gegen Nazi-Aktivitäten

In der Woche vom 16.-22.4. kam es im gesamten Kieler Stadtgebiet fast täglich zu nächtlichen Angriffen von Neonazis auf linke Einrichtungen. Dies war der vorläufige Höhepunkt der Aktivität einer offensiver auftretenden Naziszene in Kiel. AntifaschistInnen reagierten darauf und auf den beginnenden NPD-Wahlkampf bisher mit verschiedenen Aktionen auf unterschiedlichen Ebenen. Da die Staatsanwaltschaft eine Nachrichtensperre verhängt hat, die die bürgerlichen Medien erst Wochen später nach und nach wagen zu durchbrechen, dokumentieren wir an dieser Stelle verschiedene Veröffentlichungen Kieler AntifaschistInnen.

Update: Die intensive antifaschistische Öffentlichkeitsarbeit trägt erste Früchte. Einen Pressespiegel gibt’s hier.

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50 auf antifaschistischer Kundgebung gegen Nazi-Aktivitäten in Kiel, 04.03.09

Heute, am 4.3.09, versammelten sich etwa 50 AntifaschistInnen zur Mittagszeit auf dem Asmus-Bremer Platz in der Kieler Innenstadt zu einer Kundgebung. Diese richtete sich gegen die sich seit Ende Januar häufenden Aktionen der neonazistischen „Aktionsgruppe Kiel“, die neben Plakat- und Spühaktionen in den letzten Wochen regelmäßig Flugblattverteilungen in der Innenstadt durchführten. Bisheriger Höhepunkt dieser jüngsten Entwicklungen waren erneute Angriffe auf alternative bzw. linke Einrichtungen in Kiel in der Nacht zum 4. Februar 2009, als bei der Druckerei der Hansastr. 48 und beim Zapata-Buchladen Fensterscheiben eingeworfen wurden. Auch hierzu bekannte sich auf ihrer Internetseite die „Aktionsgruppe Kiel“.

Während der knapp einstündigen Kundgebung, zu der die Autonome Antifa-Koordination Kiel aufgerufen hatte, wurden zahlreiche Flugblätter an die größtenteils aufgeschlossen wirkenden PassantInnen und in umliegenden Geschäften verteilt. In einem Redebeitrag wurden die PassantInnen, Gewerbetreibenden, Beschäftigten und AnwohnerInnen rund um den Asmus-Bremer-Platz dazu aufgerufen, die unangekündigten Verteilaktionen der Nazis zu stören und zu sabotieren. Dies dürfe nicht allein in der Verantwortung organisierter AntifaschistInnen liegen. Widerstand gegen die Nazis in der Stadt war bisher weitestgehend ausgeblieben.

Insgesamt war die Kundgebung trotz Mittagszeit unter der Woche sehr gut besucht und war ein erster hoffnungsvoller Schritt, dem neuen Selbstbewusstsein der Nazis bei ihren öffentlichen Auftritten durch antifaschistische Intervention langfristig etwas entgegen zu setzen. Es liegt an allen AntifaschistInnen in Kiel, in den nächsten Wochen darauf aufzubauen und die Dreistigkeiten der „AG Kiel“ wiedermal einzudämmen. Wie dringend dies ist, zeigt, dass sich bereits eine Stunde nachdem die Antifa-Kundgebung beendet wurde, wieder mehrere Nazis am Asmus-Bremer-Platz auftauchten, um ihren Nazimüll dort abzuladen.

Von www.antifa-kiel.org.


Flugblattaktionen, Sprühereien, Glasscherben und Quarzhandschuhe, 05.02.2009

Zu den aktuellen Naziumtrieben in Kiel

In Kiel sind Neonazis aus dem Spektrum der „autonomen Nationalisten“, die sogenannte „Aktionsgruppe Kiel“, wieder vermehrt aktiv. Der folgende Text versucht einen Überblick über die Geschehnisse der letzten Wochen zu geben.

Vorausgegangen war den Naziaktionen ein Outing von 10 militanten Neonazis der „Aktionsgruppe Kiel“, um die es nach der Inhaftierung von Peter Borchert im August 2008 zunächst wieder ruhiger geworden war. Gegen Borchert läuft derzeit in Kiel ein vielbeachteter Prozess. Ihm wird vorgeworfen in einer Schlägerei ein Mitglied der „Hells Angels“ lebensgefährlich verletzt zu haben. Das Outing durch AntifaschistInnen am 17.01. informierte die AnwohnerInnen über die neonazistischen Aktivitäten ihrer NachbarInnen. Desweiteren wurden die ArbeitgeberInnen der Neonazis informiert.

In der Nacht zum 18.01. wurde ein Brandanschlag auf ein Auto vor einem Wohnprojekt in Neumünster verübt. Dass dies als Reaktion auf die Outing-Aktion geschah wird bisher nur vermutet, ist aber nicht auszuschließen.

In Kiel kam es dann Anfang der letzten Januarwoche, am 26.01. und 27.01., zu jeweils halbstündigen Verteilaktionen von veraltetem NPD-Material in der Kieler Innenstadt, vermutlich durch lokale NPD-Aktivisten. Im gleichen Zeitraum tauchten vermehrt Aufkleber nahezu überall in Kiel und einige Sprühereien in der Innenstadt sowie an einer linken Kneipe auf. Dabei zeigte sich anscheinend ein Teilerfolg des Outings, da sich die offensichtlich faschistischen UrheberInnen der dilettantischen Sprühereien aufrichtig für ihre kurzfristig eingetretene Arbeitslosigkeit bedankten.

Als dann am Dienstag, den 03.02., wieder eine Flugblattaktion, diesmal jedoch durchgeführt von drei militanten Neonazis der „Aktionsgruppe Kiel“ (u.a. Daniel Z. und Peter v. d. B.) in der Innenstadt stattfand, traf sich eine kleine Gruppe von AntifaschistInnen, die die Aktion allerdings nur kurzfristig stören konnten. Auf die aggressiven Aufforderungen zu einer Schlägerei reagierten die AntifaschistInnen nicht und gingen so einer Konfrontation aus dem Weg. Die Flugblätter setzten sich aus ebenfalls veraltetem Infomaterial, bestellbar über das Internet, mit dem Aufdruck „Aktionsgruppe Kiel“ zusammen.

In der Nacht auf den 04.02. wurden dann zwei Angriffe auf linke Projekte verübt. Dem Buchladen „Zapata“ und der Druckerei der „Hansastraße 48“ wurden die Scheiben eingeworfen. Dass „autonome Nationalisten“ aus der „Aktionsgruppe Kiel“ hierfür verantwortlich sind, ist relativ sicher, so haben diese im Frühjahr 2008 im Vorfeld der Kommunalwahlen unter anderem genau diesen Projekten die Scheiben eingeworfen.

Gestern, am 04.02., kam es dann im Rahmen einer erneuten Verteilaktion durch die dieselben Neonazis zu einer Auseinandersetzung mit einigen AntifaschistInnen. In dessen Folge kam es zu Festnahmen und erkennungsdienstlichen Behandlungen von vier AntifaschistInnen. Mindestens einer der Neonazis (Daniel Z.) ist ebenfalls durch die Polizei gefasst worden.

Es ist unklar, ob die Kieler „autonomen Nationalisten“ wieder eine Serie von militanten Anschlägen und anderen Aktionen wie im Frühjahr 2008 planen. Von antifaschistischer Seite darf und sollte hier mit vielfältiger Gegenwehr gerechnet werden, um der „Aktionsgruppe Kiel“ und allen anderen faschistischen und neonazistischen Organisationen klare Kante zu geben.

Keinen Millimeter den FaschistInnen!
Organisiert den antifaschistischen Widerstand!

Autonome Antifa-Koordination Kiel, 5.2.09

www.antifa-kiel.org

» Artikel der LPG (A)Löwenzahn

Spendet für die Betroffenen der jüngsten Nazi-Angriffe!, 05.02.2009

Antifaschistische Solidarität gegen wiederholte neonazistische Wutausbrüche in Kiel!

Spätestens als Konsequenz vor allem aus der deutschen Geschichte, bedeutet Antifaschismus neben der Aufklärung über die Ursprünge, Erscheinungsformen und Gefahr faschistischer Ideologie auch immer direkte und frühzeitige Gegenwehr gegen erklärte AnhängerInnen dieser Ideologie. Erst recht, wenn von ihnen öffentliche und politische Aktivität und damit eine unmittelbare Gefahr für alle sich im Widerspruch zu ihnen befindlichen Menschen ausgeht. Es liegt also im Selbstverständnis von AntifaschistInnen begründet, dass sie Neonazis und anderen FaschistInnen durch unterschiedliche Formen der Intervention regelmäßig ihr politisches Leben erschweren. Neben der ohnehin schon dem Faschismus innewohnenden Aggressivität gegen alle Menschen, die nach ihrem nationalistischen, rassistischen und antisemitischen Weltbild weniger wert sein sollen als andere oder solche, die sich in politischer Opposition zu ihnen befinden, rufen vor allem in ihrem Anliegen erfolgreiche antifaschistische Aktionen immer wieder Reaktionen von Seiten der Neonazis und FaschistInnen hervor.

In Kiel traf die Wut über das Engagement von AntifaschistInnen im vergangenen Jahr vor allem Initiativen und Räume, die Teil der antifaschistischen Bewegung sind oder von den Nazis mit ihr assoziiert werden: Als es im Frühling 2008 zu Aktivitäten gegen Kandidaten der NPD zur Kommunalwahl gekommen war, wurden z.B. in der Hansastr. 48 dem Zapata -Buchladen, dem damaligen Arbeitslosenzentrum in Gaarden oder an einem alternativen Wohnprojekt in der Wik Fensterscheiben eingeworfen.

In der Nacht vom 3. Auf den 4. Februar 2009 sind nun abermals Fensterscheiben beim Zapata -Buchladen und an der Druckerei der Hansastr. 48 zu Bruch gegangen. Es liegt nahe, dass dies wiederum Reaktionen auf antifaschistische Aktionen waren: So machen sich AntifaschistInnen seit der erhöhten Aktivität der offen neonazistischen sogenannten Aktionsgruppe Kiel im vergangen Jahr daran, ebendiese durch permanente Aktionen langfristig zu zerschlagen. Bei den Mitgliedern der AG Kiel handelt es sich im übrigen um diejenigen Nazis, die sowohl für die letztjährigen als auch die aktuellen Attacken auf linke Läden verantwortlich sind. Im Januar wurden z.B. alle Mitglieder der AG Kiel unter dem Motto Nazis raus aus der Anonymität in ihrer Nachbarschaft als menschenfeindliche Neonazis öffentlich geoutet. Mit ihrer momentan wieder zunehmenden Aktivität – so wurden neben den Attacken in den letzten Wochen mehrmals Nazi-Flugblätter in der Kieler Innenstadt verteilt – versucht die derzeitige Führungsriege der AG Kiel um Peter von der Born und Daniel Z. nun offensichtlich, eine jetzt erst recht wieder aufblühende Organisation zu suggerieren.

Die Autonome Antifa-Koordination Kiel sieht sich als Teil der breiten antifaschistischen Bewegung in Kiel, die den Nazis notwendigerweise permanent Steine in den Weg legt. Damit einhergehend sehen wir es in der Verantwortung unserer Bewegung, sich mit denen solidarisch zu zeigen, die von den Nazis vor allem nach erfolgreichen Antifa-Aktionen als unsere vermeintlichen RepräsentantInnen einzeln heraus gepickt und angegriffen werden. In den jüngsten Fällen sind in erster Linie materielle Schäden entstanden, weshalb wir alle antifaschistischen Menschen zur materiellen Solidarität mit denen aufrufen, die nun wiederholt von Naziangriffen betroffen sind. Wir haben zu diesem Zweck ein Spendenkonto eingerichtet, alle Eingänge kommen der Behebung der durch die Nazis verursachten Schäden
zu Gute:

Verein zur Förderung der politischen Bildung in Gaarden e.V.
KtoNr: 51448700
BLZ: 210 900 07
Kieler Volksbank eG
Stichwort: Antifa-Solidarität (wichtig!)

Spendet zur Behebung der von den Nazis verursachten materiellen Schäden!
Weiter im Kampf gegen die AG Kiel und alle anderen Nazi-Banden!

Autonome Antifa-Koordination Kiel, Februar 2009

Von www.antifa-kiel.org

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Kiel: 750 Cops, 200 Antifas, 20 ANs + 7 NPDler (Indymedia, 13.6.)

– 200 AntifaschistInnen am 12. Juni donnerstagnachmittags gegen Nazikundgebung in Kiel auf der Straße
– 750 PolzistInnen aus ganz SH und HH riegeln Rathaus(platz) ab und setzen Kundgebung für 7 NPDler durch
– Auseinandersetzungen zwischen selbsternannten „autonomen“ Nazis und Antifas abseits der Kundgebung
– Über 20 Antifas in Gewahrsam genommen

Am Donnerstag, 12. Juni fand die konstituierende Ratssitzung im Kieler Rathaus statt, in das nach der Kommunalwahl am 24. Mai erstmals auch die NPD in Person ihres Spitzenkandidaten Herrmann Gutsche eingezogen war. Dies nahm die NPD zum Anlass eine Kundgebung auf dem Rathausplatz anzumelden, die entsprechende antifaschistische Gegenmobilisierungen hervorrief.

Schon ab mittags wurde rund ums Rathaus sichtbar, dass die Polizei ihre Ankündigung eines Großeinsatzes mehr als wahr machen sollte: Der Rathausplatz war mit Einsatzfahrzeugen zugeparkt und ringsherum mit Hamburger Gittern abgesperrt, die nur nach Gesinnungskontrolle durch PolizistInnen passiert werden durften und allerorts waren in der Innenstadt Polizeiheere in Kampfmontur unterwegs.
Ab 13 Uhr sammelten sich AntifaschistInnen, die den Aufrufen des Runden Tischs gegen Rassismus und Faschismus und der Autonomen Antifa-Koordination gefolgt waren, auf dem Asmus-Bremer-Platz oder streunten durch die Gegend rund ums Rathaus. Als gegen 13.30 Uhr die Kundgebung des Runden Tischs begann, dürften hier etwa 150 AntifaschistInnen anwesend gewesen sein. Da die Nazikundgebung ab 14 Uhr angemeldet war, entfernte sich ein Großteil der TeilnehmerInnen bald darauf und sammelte sich im Hiroschimapark. Kurz nach 14 Uhr erschien ein Häuflein von maximal 7 Nazis samt einer Fahne, eines Pappschildes und eines Transparentes auf dem Rathauspatz Ecke Deutsche Bank, woraufhin sich etwa 80 AntifaschistInnen aus dem Park in Bewegung setzen, jedoch wie zu Erwarten, auf halber Strecke von mehreren Ketten Polizei und nach kurzen Rangeleien mit BFE-Einheiten gestoppt wurden. Da von der anderen Seite aus Richtung Holstenbrücke ein näheres Rankommen an die Nazikundgebung möglich war, sammelten sich vor allem hier im Folgenden konstant etwa 100 GegendemonstrantInnen, die leider nur zeitweise lautstark die Naziredner störten. Die Beteiligung an der NPD-Miniaturkundgebung blieb zu Höchstzeiten bei lächerlichen 7 Nazis, darunter Jens Lüdtke und vor Beginn der Ratssitzung Herrmann Gutsche von der NPD Kiel/Plön und der extra angereiste Hamburger Nazikader Thomas Wulff. Dafür, dass hinter den weiträumigen Polizeiabsperrungen niemand die Nazireden gehört geschweige denn verstanden haben dürfte (dies war schon vom nächstmöglichen Standpunkt auf Antifa-Seite äußerst schwierig), hielten diese immerhin 1 ½ Stunden damit durch, ihr Gelaber im Wind verpuffen zu lassen.

Neben der durchgehend fortgesetzten Kundgebung des Runden Tisch bewegten sich parallel verschiedene Gruppen von AntifaschistInnen rund ums Rathaus. Hierbei kam es zu heftigen Auseinandersetzungen mit den mittlerweile auch in Kiel angekommenen selbsternannten „autonomen“ Nazis: Etwa 15-20 ANs, unter ihnen natürlich die beiden gaardenflüchtigen Nazis Peter Borchert und Thomas Krüger, griffen gegen 14.30 Uhr in der Waisenhofstraße hinter dem Rathaus eine kleinere Gruppe Antifas an, wobei ein Antifa so verletzt wurde, dass er ins Krankenhaus eingeliefert werden musste. Immerhin soll ein Teil der Nazis bei ihrem Fluchtversuch dank eines antifaschistischen Gegenangriffs einige Meter weiter auch nicht gänzlich unbescholten davon gekommen sein. Die in Sichtweite anwesende Polizei schien damit überfordert, AntifaschistInnen und Nazis auseinander zuhalten und reagierte dementsprechend konzeptlos. Erst nach einiger Zeit gelang es ihr neben zwei am Boden liegenden Antifaschisten, insgesamt 11 Nazis festzusetzen und sie war sich nicht zu schade, wiederum 20 Minuten dafür zu brauchen, einen Krankenwagen für den Verletzten zu rufen (der währenddessen mit dem Gesicht zum Boden liegen musste). Nachdem nach einer halben Stunde die festgenommenen Nazis abtransportiert waren, begann die Polizei nahezu alle AntifaschistInnen (gut zwei Dutzend), die sich mittlerweile aus Solidarität mit dem verletzten Genossen eingefunden hatten, einzukesseln und etwas später nach und nach in Gewahrsam zu nehmen. Immerhin war die Stimmung im Kessel (besser als draußen) und deren Versorgung mit Getränken und Essen durch die mehr und mehr von der mittlerweile beendeten Kundgebung eintrudelnden AntifaschistInnen recht gut. Die Polizei hatte bei der Überbeschäftigung an diesem Tag wohl unerträgliche Langeweile und zettelte immer mal wieder Ärger an oder baute schwachsinnige Korridore zwischen Kessel, Straße und den Solidarischen außerhalb des Kessels.
Die Gefangenen wurden in Transportern weggefahren und größtenteils in den Polizeikomplex in der Blumenstraße gebracht. Einige andere wurden bereits eine Straßenecke weiter wieder ausgesetzt.
Auch in der Blume setzte sich die scheinbare Verwirrtheit der Bullen fort: So wurde mehrfach versucht, AntifaschistInnen mit in die Zellen der Nazis zu setzen, was in einem Fall auch gelang.
Während 10-15 solidarische AntifaschistInnen vor der Wache auf ihre GenossInnen warteten, sollten nun auch die 11 festgenommenen Nazis entlassen werden, was sich jedoch als schwieriges Unterfangen entpuppte: Eine Nazifrau wählte beim Anblick der Antifas den Rückwärtsgang in den Bau und musste auch am anderen Ausgang feststellen, dass alles unter antifaschistischer Beobachtung war. Zusammen mit weiteren, mittlerweile auch entlassenen KameradInnen rief sie sich nun ein Taxi, welches allerdings lieber eine Leerfahrt einlegte, nachdem sein Fahrer darüber aufgeklärt wurde, dass er Nazis befördern sollte. Nachdem ein zweiter Taxifahrer offensichtlich weniger Probleme damit hatte und die erste Naziladung wegfuhr, wiederholte sich das Spiel mit den leeren Taxis noch ein paar mal bis die Bullen sich erbarmten, die übrigen Nazis mit ihren Wannen in sicherere Gefilde zu bringen. Kurze Zeit später wurden dann auch endlich kleckerweise alle noch eingeknasteten Antifas entlassen.

Zu den leider wenigen erfreulichen Momenten des Tages gehörte neben den solidarischen wie antifaschistischen Aktionen am Knast sicherlich die mit etwa 200 AktivistInnen für einen Donnerstagnachmittag und einer Woche Mobilisierungszeit befriedigend hohe TeilnehmerInnenzahl an den Antifa-Aktivitäten ums Rathaus.
Zu kritisieren ist dagegen die leider sehr unmotivierte und leise Stimmung am Rande der Nazikundgebung. Auch beim Kessel hätte eine kämpferische Atmosphäre die Bullen sicher etwas mehr unter Druck gesetzt und hätte ein angebrachtes solidarisches Zeichen für die Insassen sein können.
Neben den Ingewahrsamnahmen war das unangenehmste Ereignis des Tages unbestritten die Verletzung des Antifas (Gute Besserung!) durch die ANs. Dieser Angriff stellte wieder einmal ein neues Level des Aktionismus der noch frischen Borchert-Truppe dar. Damit dieser genauso schnell wieder abflaut, wie er in den vergangenen Monaten angewachsen ist und solche Angriffe wie gestern wieder der Unmöglichkeit angehören, bedarf es für die Zukunft einen überlegten Umgang und angepasste antifaschistische Strategien auf die neue Herausforderung.
Ein Rätsel hat uns erneut die Kieler Polizei aufgegeben: Ist sie wirklich so überfordert und fern jeglicher Realitäten, dass sie an einem Nachmittag mitten in der Woche ein Bedrohungsszenario herbeihalluziniert, dass sie für eine Naziminikundgebung einen Teil der Kieler Innenstadt komplett lahm legt und mit einem Aufgebot auffährt, das vor einigen Jahren noch für ein Nazigroßaufmarsch hätte ausreichen müssen, und trotzdem keinen Überblick hat? Oder sind die zahlreichen polizeilichen Fehleinschätzungen und –Tritte der letzten Wochen Teil eines geschickten Verwirrspiels, das ganz andere Dinge vorbereiten soll? Die vielen Ingewahrsamnahmen sprechen für die erste Variante. So scheint die Kieler Polizei offensichtlich erstmal wieder ganz klein anfangen zu müssen und zumindest irgendwelche Namen antifaschistischer AktivistInnen zu sammeln, um überhaupt irgendwas und irgendwen einschätzen zu können.

In der Ratsversammlung selbst, die für BesucherInnen nur mit Eintrittskarte und unter scharfen Kontrollen zugänglich war, soll übrigens so gut wie nichts passiert sein: Herrmann Gutsche war isoliert, die Grünen haben ´ne Imageaktion bei der Verpflichtung des NPDlers hingelegt und vereinzelte Pfiffe soll’s auch gegeben haben. Ansonsten gibt der Naziratsherr sich als Rebell und hat alles Abzustimmende abgelehnt, überflüssiger Beisitzer im Finanzausschuss ist er auf eigenen Antrag auch geworden. Wir dürfen uns in den nächsten Jahren seiner Amtszeit wohl auf zahlreiche rührende Geschichten über verschwendete Steuergelder freuen, wenn er denn durchhält…

Von de.indymedia.org


1500 auf antifaschistischer Bündnisdemo in Kiel (24.5.)

Heute, am 24. Mai 2008 demonstrierten in Kiel etwa 1500 AntifaschistInnen gegen den Wahlkampf der faschistischen NPD und das ungewohnt offensive Auftreten der Kieler Neonaziszene in den letzten Wochen.

Die Stimmung war dem guten Wetter entsprechend ausgelassen und zumindest im vorderen Teil der Demo, wo sich viele autonome AntifaschistInnen zusammen gefunden hatten, lautstark. Obwohl die Polizei hier mit einem absolut überflüssigem Spalier provozierte und ihrem schlechten Ruf auch sonst alle Ehre machte. So wurden einem Teilnehmer aus heiterem Himmel eine Stange seines Transparentes zerbrochen.

Nazis tauchten nur äußerst spärlich in weiter Entfernung der Demo auf, die Polizei will jedoch nach eigenen Angaben insgesamt 15 Nazis in der Stadt fest bzw. in Gewahrsam genommen haben.

Während vier Kundgebungen sprachen insgesamt 12 RednerInnen, u.a. von antifaschistischen und linken Gruppen, Gewerkschaften, linken Parteien sowie den Grünen und MigrantInnen- und Jugendverbänden. Es wurde dabei mehrfach dazu aufgerufen, sich wegen der Kommunalwahlkandidatur der NPD am morgigen Wahlabend am Rathaus zu versammeln. Für den Fall eines Einzugs rief die „Autonome Antifa-Koordination Kiel“ zu einer Spontandemo um 19.30 Uhr vom Kieler Hauptbahnhof auf.

Die erfreulich hohe TeilnehmerInnenzahl hat mal wieder verdeutlicht, dass es in Kiel nach wie vor viele Menschen gibt, die gerade dann, wenn die Nazis sich offensiv geben oder die NPD ins Kieler Rathaus einziehen sollte, bereit sind, antifaschistische Gegenwehr zu leisten. Zu der Demonstration hatten vor allem der „Runde Tisch gegen Faschismus und Rassismus“ und die „Autonome Antifa-Koordination Kiel“ mobilisiert. Sie reiht sich ein in eine Reihe erfolgreicher antifaschistischer Aktionen in Kiel in den vergangenen Wochen.

» Mehr Berichte (1/2) und Fotos auf Indymedia.


24. Mai: Keinen Millimeter für Nazis. Niemals und nirgendwo! (Demoaufruf AAKK)

^ Update! EA-Nummer am Samstag:
0431-56 37 17^

Zunehmende Nazigewalt in Kiel

Manche mussten im letzten Monat die Erfahrung selbst machen, einige haben es mitbekommen, an vielen ist es bisher völlig vorbeigegangen: Die Kieler Neonaziszene wird wieder aktiver und ist vor allem in den letzten Wochen durch ein ungewohnt offensives Auftreten aufgefallen. In der Woche vom 16.-22. April kam es im gesamten Kieler Stadtgebiet fast täglich zu nächtlichen Angriffen von Neonazis auf im weitesten Sinne linke Läden und Projekte. Betroffen waren u.a. der Zapata-Buchladen, die Arbeitsloseninitiative in Gaarden, der Kinderladen der Hansastr. 48 und einige andere Einrichtungen, bei denen mit Steinen die Fensterscheiben zertrümmert wurden. Zeitgleich kam es seitdem vermehrt zu faschistischen und rassistischen Übergriffen in Kiel und Neonazis tauchen vermehrt im Stadtbild auf. Zur Eskalation kam es, als es zu tagelangen Konflikten um ein von den beiden NPD-Kommunalwahlkandidaten Thomas Krüger und Nils Hollm bewohntes Wohnhaus in der Gaardener Preetzer Str. kam, die erst durch den Auszug der beiden infolge antifaschistischer Gegenwehr beendet werden konnten.
Diese vorläufigen Höhepunkte rechter Gewalt in Kiel sind die Zuspitzung einer Entwicklung, die ortsansässige AntifaschistInnen schon seit einiger Zeit beobachten: So waren an den Wänden und Laternenpfählen in weiten Teilen des Stadtgebietes zunehmend Naziaufkleber und Parolen festzustellen und Neonazis unternahmen mehrmals (schüchterne) Versuche, BesucherInnen linker Veranstaltungen und Demonstrationen abzufotografieren.

Bundesweiter Modetrend: Selbsternannte „autonome“ Nazis

Diese Häufung von offensivem Handeln der Naziszene war in Kiel in den vergangenen Jahren seit dem Niedergang der Kameradschaft Kiel im Jahre 2004 eher unüblich. Es kam zwar immer mal wieder zu rechtem Straßenterror, z.B. als sich Ende 2005 für kurze Zeit der Nazitreffpunkt Ballmann 7 am Exerzierplatz etablierte oder zu Anschlagsversuchen, z.B. als das linke Zentrum Alte Meierei im Juni 2006 mit einem Molotow Cocktail beschmissen wurde, der glücklicherweise nicht zündete. Die Hauptaktivität ging allerdings von Mitgliedern der NPD aus. Diese gibt sich jedoch vor allem in Kiel seit einigen Jahren betont spießbürgerlich, weshalb sich die Tätigkeit Kieler Nazis vor allem auf Flugblattaktionen, Kundgebungsversuche oder andere gewaltfreie und gesetzeskonforme Aktionen beschränkte.

Seit einigen Monaten scheint allerdings ein bundesweiter Modetrend der Nazis, der vor allem in der Kameradschaftsszene AnhängerInnen findet, auch im hohen Norden angekommen zu sein: Selbsternannte „autonome“ Nationalisten (AN). Diese kommen zwar ideologisch oft zumindest aus dem weiteren Umfeld der NPD, agieren jedoch eher unabhängig. Wichtig für die oft jungen, extrem gewalttätigen AN sind ein gewisser ‚Erlebnisfaktor’ und ein ‚rebellisches’ Lebensgefühl. Dieses drücken sie oft in einer von linken Autonomen geklauter Symbolik und einem entsprechendem Kleidungsstil aus. Auf das Konto der AN gehen eine bundesweit zunehmende Zahl von Körperverletzungen, Brandanschlägen und anderen direkten Angriffen auf MigrantInnen, Dunkelhäutige, jüdische Einrichtungen und neuerdings vermehrt gegen ihre politischen GegnerInnen. Die Neonazigewalt in Deutschland war nach den mörderischen Pogromen insbesondere auf von MigrantInnen bewohnte Häuser und Flüchtlingsunterkünfte Anfang der 90er Jahre kurzfristig zurückgegangen. Derzeit sind insbesondere ANs für eine gegenteilige Entwicklung mitverantwortlich, im Vergleich zum Mob Anfang der 90er jedoch in zunehmend besser organisierten Formen.

In Kiel scheinen sich solche ANs derzeit um den langjährigen Nazikader Peter Borchert zu organisieren. Dieser Klüngel ist mit hoher Wahrscheinlichkeit für die jüngsten Angriffe auf linke Objekte in Kiel verantwortlich. Sie waren auch der Grund dafür, dass um den Geburtstag Adolf Hitlers am 20.4. herum, den sie in und vor dem besagten Haus in der Preetzer Str. feierten, halb Gaarden in den Ausnahmezustand versetzt wurde. So wurde die Straße und das umliegende Gebiet von einem riesigen Polizeiaufgebot für nahezu alle PassantInnen gesperrt, während die Nazis unter Polizeischutz Reichsfahnen aus den Fenstern hängen und ungestört Hitler huldigen konnten…
Diese braune Mischung aus Straßenschlägern der AN und NPD-Kandidaten an jenem Wochenende macht deutlich, dass beide Szenen trotz des phasenweise widersprüchlichen Auftretens kaum voneinander zu trennen sind, sondern es personelle Überschneidungen gibt. Einen gemeinsamen Ausdruck ihrer Menschenverachtung, der sogar in den Medien Beachtung fand, lieferte dementsprechend auch eine Gruppe von etwa 60 Nazis um Peter Borchert und den NPD-Kommunalwahlspitzenkandidaten Herrmann Gutsche, die zusammen mit der Bahn zum Naziaufmarsch in Hamburg am 01. Mai anreisten. Nachdem sie zwei Bahnabteile besetzt hatten, verschafften sie sich Zugang zur Lautsprecheranlage und verkündeten neben anderer faschistischer Hetze, die Bahn befördere ab sofort nur noch ‚Deutsche’. Für ‚Ausländer’ stünden Viehwagen zur Verfügung…

Damals wie heute: Nationalsozialistische Ideologie heißt Gewalt

Für Nationalsozialisten war und ist Gewalt nicht einfach nur ‚Mittel zum Zweck’, sondern ein wichtiger Bestandteil ihrer Ideologie. Zwischen 1933 und 1945 strebten sie ein ‚neues Europa’ an, in dem große Menschengruppen versklavt, vertrieben und ermordet sein sollten. Diesem grausamen Ziel kamen die Nazis sehr nahe: Millionen Menschen – Juden, Sinti, Roma, politische GegnerInnen, Homosexuelle, Menschen mit Behinderung und andere – wurden ermordet. Millionen weitere wurden vertrieben, verschleppt und zu Zwangsarbeit gezwungen.
Heutige Nazis vom Kameradschaftsspektrum über AN bis zur NPD stellen sich selber in diese deutsche Tradition. An ihrem Ziel hat sich genauso wenig geändert wie an ihrer menschenfeindlichen Ideologie. Dass ‚nur’ über 150 Menschen in der BRD der letzten 20 Jahre von Nazis ermordet wurden, liegt an den eingeschränkten Möglichkeiten und mitnichten am mangelnden Vernichtungswillen der Szene.

Polizei und Staatsanwaltschaft: Totschweigen zum Erhalt von Ruhe und Ordnung

Während auf Kiels Straßen tagelang eine äußerst angespannte Lage herrschte, schwiegen Polizei und Staatsanwaltschaft die jüngsten Vorkommnisse in Kiel im Zusammenhang mit der Welle von Nazigewalt inklusive zweier antifaschistischer Demonstrationen mit 60 und 250 TeilnehmerInnen nicht nur wie zu erwarten tot, sondern hielten Betroffene und JournalistInnen sogar dazu an, nichts darüber zu veröffentlichen. Begründet wurde dies damit, es würde sich bei den Verantwortlichen der Naziattacken und den Menschen, die sich dagegen zu Wehr setzten, um zwei sich bekriegende unpolitische „Banden“ handeln. Wieder einmal machten die Staatsorgane in Kiel deutlich: Sie haben weder Interesse daran, sich mit den Naziaggressionen auseinanderzusetzen, noch sind sie Willens und in der Lage, etwas dagegen zu unternehmen. Ihnen geht es ausschließlich darum, dass eine oberflächliche Ruhe und Ordnung auf Kiels Straßen nicht durch einen in aller Öffentlichkeit ausgetragenen Konflikt gestört wird.
Kieler AntifaschistInnen zogen hieraus Konsequenzen und informierten die Bevölkerung mit tausenden verteilten Flugblättern auf Deutsch und Türkisch. Über 600 TeilnehmerInnen einer antifaschistischen Demonstration im Stadtteil Gaarden am 03.05. bewiesen, dass sich derzeit trotz der (mittlerweile ein stückweit gebrochenen) Nachrichtensperre ein breiter und starker Widerstand gegen das offensive Gehabe der Nazis in Kiel formiert.

Aktiv bleiben gegen Nazis und ihren Nährboden

Hieran gilt es anzuknüpfen: Die Geschichte hat gezeigt, dass es unumgänglich ist, den Nazis überall dort entschlossen entgegenzutreten, wo sie zu erstarken drohen. Darum muss es uns als AntifaschistInnen darum gehen, eine Stimmung in der Stadt zu schaffen, die ihnen jeglichen Raum für ihre Aktionen nimmt. Dazu gehört auch, neben der Verhinderung ihrer öffentlichen Auftritte und der Beseitigung von Nazipropaganda im Straßenbild, die Nazis aus ihrer Anonymität zu reißen und ihnen in ihrem alltäglichen Leben permanent auf die Nerven zu gehen. Klärt Euer Umfeld über das Naziproblem in Kiel auf und werdet selbst aktiv. Dass wir unsere Intervention nicht auf die Zeit des NPD-Wahlkampfes beschränken dürfen und die politische Auseinandersetzung nicht bei den bekennenden NationalsozialistInnen stehen bleiben darf, steht für uns außer Frage. Ist es doch erst die rechte Politik der so genannten bürgerlichen Mitte, die Rassismus, Nationalismus und die Schaffung von Sündenböcken als bedeutende Bestandteile der Naziideologie zum Normalzustand der Gesellschaft machen. Der antifaschistische Kampf muss sich selbstverständlich auch gegen diejenigen richten, die für Abschiebungen verantwortlich sind, die die Bundeswehr wieder für deutsche Großmachtinteressen Kriege führen lassen und die mit nationalistischer Stimmungsmache die allgegenwärtigen kapitalistischen Krisensymptome wie die Verarmung breiter Bevölkerungsteile übertünchen wollen.
Eine wichtige Rolle muss in diesem Kampf auch weiterhin der gemeinsame Ausdruck einer antifaschistischen Gegenmacht auf der Straße zukommen, weshalb wir zur Teilnahme an der antifaschistischen Bündnisdemonstration „Das ist unsere Stadt – Keine Stimme den Nazis!“ des Runden Tischs gegen Rassismus und Faschismus in Kiel am 24. Mai aufrufen.

Wehrt Euch gegen den Nazi-Aktivismus in Kiel – auf Euren Ebenen, mit Euren Mitteln!
Rassismus und Nationalismus bekämpfen – nicht nur im Nazigewand, nicht nur im Wahlkampf!
^ Antifaschistische Demonstration: 24. Mai 2008
Auftaktkundgebung: 11.30 Uhr, Bahnhofsplatz^
Autonome Antifa-Koordination Kiel
(formerly known as „Anti-Nazi-Koordination Kiel“)

» Flugblatt als pdf.


24. Mai: Das ist unsere Stadt – Keine Stimme den Nazis! (Demoaufruf Runder Tisch)

Runder Tisch gegen Rassismus und Faschismus Kiel ruft auf zur DEMONSTRATION am 24. Mai 2008 um 11.30 Uhr

Zu der Kommunalwahl in Schleswig-Holstein tritt die faschistische NPD in 4 Kreisen an, in Kiel mit einer Kreisliste, sowie mit DirektkandidatInnen in allen 27 Wahlkreisen, darunter bekannte Gewalttäter.

Mit der Teilnahme an der Wahl unternimmt die NPD einen erneuten Versuch sich als Teil eines akzeptierten politischen Spektrums zu etablieren.

Mit dumpfen Parolen will die NPD die tatsächliche Unzufriedenheit der Bevölkerung in Wahlstimmen umsetzen und ihre menschenverachtende Ideologie gesellschaftsfähig machen.
1933 haben die Nationalsozialisten nicht die Lösung sozialer und
gesellschaftlicher Probleme gebracht – Diktatur, die Zerschlagung von Parteien und Gewerkschaften, Zwangsarbeit, Krieg und Völkermord waren Ziel und Folge ihrer Politik.

Auch heute schrecken Nazis vor Brandanschlägen auf Synagogen und Asylbewerberunterkünfte, vor Terror und brutaler Gewalt nicht zurück. Es gibt ungezählte Verletzte und Verfolgte, seit 1990 wurden über 130 Menschen in der Bundesrepublik aus faschistischen und rassistischen Motiven ermordet.

Auch in Kiel häufen sich in letzter Zeit wiederholt gewalttätige
Übergriffe durch Faschisten. Ende April gab es eine Woche jeden Tag einen neuen Anschlag, z.B. auf Kindereinrichtungen, Wohnungen und einen Buchladen.

Dem müssen wir Einhalt gebieten.

Gleichzeitig versucht die NPD mit populistischen Aussagen z.B. gegen den Sozialabbau Anschluss an die bestehenden Proteste in der Bevölkerung zu bekommen. Sie knüpft dabei an chauvinistisches Gedankengut und rassistische Argumentationen, die teilweise quer durch Parteien und Medien in der Gesellschaft verankert sind, an. Dazu werden scheinbar einfache Lösungen angeboten.

Die Geschichte mahnt uns, den Nazis heute rechtzeitig und konsequent entgegenzutreten.

Wir treten ein für eine sozial gerechte und offene Gesellschaft.
Und wir fühlen uns verbunden mit den Menschen, die in vielen Teilen dieser Welt um ihre Rechte kämpfen.

Deshalb sagen wir:
Im Kieler Rathaus ist kein Platz für die NPD!
Auf unseren Straßen ist kein Platz für Faschisten!

Solidarisches Verhalten und Zivilcourage bis hin zum zivilen Ungehorsam tun not.

Viele positive Beispiele, wie auch unser Kieler Widerstand gegen einen NPD-Aufmarsch am 29.1.2005 mit zehntausend TeilnehmerInnen, zeigen, dass es möglich ist sich gegen die Auftritte von Nazis im öffentlichen Raum zu wehren.

Der Widerstand gegen die Kandidatur und die Stimmabgabe für die NPD, ist uns ebenso wichtig, wie der Widerstand gegen Kundgebungen, Aufmärsche, gegen den Kauf von Häusern für faschistische Schulungszentren oder die massive Verteilung von faschistischer Propaganda in unseren Städten, vor Schulen und Kinder- und Jugendeinrichtungen.

Wir rufen alle antifaschistischen und demokratischen Verbände, Organisationen, MigrantInnenorganisationen, Gewerkschaften, Institutionen, Parteien und Einzelpersonen auf, sich an unserem Protest gegen die Kandidatur der NPD und ihre Aktivitäten zu beteiligen.

Wir fordern alle PolitikerInnen, besonders die Kandidatinnen und Kandidaten zur Kommunalwahl 2008, auf, sich unmissverständlich gegen jegliche Auftritte der NPD und anderer faschistischer Kräfte auszusprechen und nach ihren Möglichkeiten zu Gegenöffentlichkeit und Gegenwehr beizutragen.
Es muss Schluss gemacht werden mit der schleichenden Gewöhnung an Naziaktivitäten und dem Auftreten der Nazis in Parlamenten.

Ein Beitrag ist es, den Einzug der faschistischen NPD ins Kieler Rathaus zu verhindern!

Setzen wir gemeinsam ein deutliches Zeichen gegen Faschismus!
Keine Stimme den Nazis!!
Sorgen wir gemeinsam dafür, dass unsere Stadt ein schlechtes Pflaster für Faschisten bleibt!

^ Antifaschistische Demonstration: 24. Mai 2008
Auftaktkundgebung: 11.30 Uhr, Bahnhofsplatz^
» Flugblatt als pdf.


^ Der Runde Tisch gegen Rassismus und Faschismus Kiel ruft außerdem auf, mit Stadtspaziergängen zur Aufklärung der Bevölkerung beizutragen:

Am 10. Mai in Mettenhof , Treffpunkt 10 Uhr, Kurt-Schumacher-Platz (vor Famila)

Am 17. Mai in Gaarden , Treffpunkt 10 Uhr, Alfons-Jonas-Platz

Um rege Beteiligung wird gebeten!^

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600 auf antifaschistischer Demo in Kiel-Gaarden (04.5.)

Anlässlich der in letzter Zeit vorgefallenen Naziattacken und entsprechenden Gegenaktivitäten in ganz Kiel, kamen heute im besonders betroffenen Stadtteil Gaarden etwa 600 Menschen zu einer antifaschistischen Demonstration zusammen.
Den Aufrufen der autonomen „Anti-Nazi-Koordination“ und einem Bündnis antifaschistischer Kräfte, mit Unterstützung einiger migrantischer Gruppen, folgten AntifaschistInnen und NazigegnerInnen aus vielen Spektren, so dass eine laute und erfrischend lebendige Demo durch den alternativ und migrantisch geprägten Stadtteil zog. Die Route führte kreuz und quer durch Gaarden, es gab verschiedene Redebeiträge auf deutsch und türkisch und verschiedene Solidaritätsbekundungen aus anliegenden Häusern. Halt gemacht wurde auch in der Preetzer Straße, wo die DemonstrantInnen sich noch mal mit Freude davon überzeugen konnten, dass die NPD-Kandidaten Nils Hollm und Thomas Krüger mitsamt ihren ekligen KameradenfreundInnen wieder ausgezogen sind. Während der Demo liessen sich nur kurz einige Nazis am Rand blicken, wirkten aber eher schüchtern…

Das Anliegen der Demonstration lag auch darin, die Presse, die von Anfang an zu den Vorfällen in Kiel schwieg, dazu zu „zwingen“ zu berichten, denn es ist nicht hinnehmbar dass Nazis organisiert linke Einrichtungen angreifen und Polizei und Medien so tun als herrsche ein unpolitischer Bandenkrieg. So wurde heute auch am Anfang der Demo darauf hingewiesen, dass das anwesende NDR-Team von den OrganisatorInnen ausdrücklich willkommen ist und Anfeindungen á la „Kameramann Arschlosch“ hier nicht erwünscht sind. Desweiteren richteten sich die Blicke natürlich auch auf den anstehenden NPD-Wahlkampf, gegen den am Tag vor der Wahl, am 24. Mai, eine weitere große Bündnisdemonstration in Kiel geplant ist.

Es war eine sehr schöne Demo, die Kraft und Zuversicht für die nächsten Wochen gibt, wo ein agressiver NPD-Wahlkampf und weitere Aktionen der Neonazis erwartet werden, und die gezeigt hat, dass Kiel noch immer kein gutes Pflaster für Nazis ist und es in absehbarer Zeit auch nicht werden wird.

von Indymedia


PRESSEMITTEILUNG der Anti-Nazi-Koordination Kiel, 03.05.2008

– 700 TeilnehmerInnen auf antifaschistischer Demonstration in Kiel-Gaarden

– Veranstaltung konnte zur unabhängigen Aufklärung der Gaardener Bevölkerung über das ungewohnt offensive Auftreten Kieler Neonazis in den vergangenen Wochen beitragen

– Julia Schmidt (Anti-Nazi-Koordination Kiel): „Für alle ist unmissverständlich sichtbar geworden: Das Polizeimärchen vom „Bandenkrieg“ ist eine Lüge. In Kiel findet vielmehr eine breite politische Auseinandersetzung mit der erstarkenden Neonaziszene statt.“

Am Sa., 03. Mai 2008 fand im Kieler Stadtteil Gaarden am frühen Nachmittag bei bestem Wetter und ausgelassener Stimmung eine antifaschistische Demonstration unter dem Motto „Aktiv gegen Nazis in Gaarden und anderswo! Weg mit allen Naziwohnungen. Für ein solidarisches Miteinander aller Menschen.“ statt, die von der „Anti-Nazi-Koordination Kiel“ organisiert wurde. An der Demo nahmen zeitweise 700 Menschen teil und sie setzte sich aus unterschiedlichen Spektren zusammen. So beteiligten sich neben zahlreichen Gaardener AnwohnerInnen und Kieler AntifaschistInnen auch MigrantInnenorganisationen sowie autonome Antifas aus ganz Schleswig-Holstein und Hamburg an der Veranstaltung. Der Zug bewegte sich nach einer Auftaktkundgebung in türkischer und deutscher Sprache vom Alfons-Jonas-Platz durch den gesamten Stadtteil und löste sich mit einer Abschlusskundgebung auf dem Vinetaplatz auf. In Sichtweite eines Hauses in der Preetzer Str., in dem bis vor knapp zwei Wochen die NPD-Kommunalwahlkandidaten Nils Hollm und Thomas Krüger wohnten und das Anlass und Ausgangspunkt zahlreicher Konflikte zwischen AntifaschistInnen und Neonazis war, deren Höhepunkt das Wochenende um den Geburtstag Adolf Hitlers am 20. April war, wurde eine Zwischenkundgebung abgehalten. In verschiedenen Redebeiträgen wurde darauf hingewiesen, dass noch immer viele Neonazis in Gaarden leben, darunter auch eine weitere NPD-Kandidatin. Außerdem wurde dazu aufgefordert, sich in antifaschistischen Zusammenhängen zu organisieren und den Widerstand gegen Rassismus, Nationalismus und die Aktivität der Naziszene im ganzen Stadtgebiet und darüber hinaus fortzusetzen.

Hintergrund der Aktion war das ungewöhnlich offensive Auftreten Kieler Neonazis in den vergangenen Wochen. So wurden in der Woche vom 16.-22. April vor allem gegen linke und alternative Projekte und Läden nächtliche Angriffe durch Neonazis verübt und lokale AntifaschistInnen beobachten eine verstärkte Präsenz von Neonazis auf Kieler Straßen und eine Zunahme rechter Übergriffe. Kieler AntifaschistInnen reagierten darauf mit vielfältigen Aktionen, die bisher zumindest den Auszug der NPD-Kandidaten aus der Preetzer Str. bewirken konnten.
Die heutige Demo verstand sich als Teil einer angelaufenen unabhängigen Öffentlichkeitskampagne Kieler AntifaschistInnen. Diese war nötig geworden, nachdem über die jüngsten Ereignisse in den lokalen Medien auf anraten von Polizei und Staatsanwaltschaft bisher weitestgehend nicht berichtet wurde.
Als positiv bewerteten die VeranstalterInnen auch die zahlreichen zustimmenden Gesten von PassantInnen und aus Wohnungen am Rande der Demoroute.

Julia Schmidt von der Anti-Nazi-Koordination Kiel: „Die höchsterfreuliche Resonanz trotz des recht kurzen Mobilisierungszeitraums und vor allem die Breite des TeilnehmerInnenspektrums hat unmissverständlich klar gemacht: Es handelt sich bei den Ereignissen der vergangenen Wochen auf Kiels Straßen keinesfalls um so etwas wie einen Bandenkrieg, wie es die Polizei dreist behauptet. Vielmehr sind ganz offensichtlich viele unterschiedliche Menschen ob der erstarkenden Naziszene in Kiel empört und bereit, sich diesen Entwicklungen entschlossen entgegenzustellen. Wir alle wissen, dass das Totschweigen der Naziproblematik die Nazis immer weiter erstarken lässt und nur die selbstbewusste politische Auseinandersetzung auf verschiedenen Ebenen eine angemessene Antwort sein kann. Dies werden nach dem heutigen gemeinsamen symbolischen Ausdruck dieser Überzeugung von hunderten Menschen hoffentlich auch die lokalen MedienvertreterInnen nachvollziehen können. Wir denken, dass sie sich nun endlich über die Nachrichtensperre der Kieler Polizei und Staatsanwaltschaft hinwegsetzen.“

Auch für die nächsten Wochen kündigen AntifaschistInnen eine weitere Thematisierung von Kiels Naziproblem an. Neben dem Widerstand gegen die zu erwartende nationalsozialistische Hetze im Zuge des angelaufenen NPD-Wahlkampfes, soll u.a. eine weitere antifaschistische Demonstration in Kiel stattfinden, die für den 24. Mai in angekündigt ist.


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03. Mai: Antifaschistische Demo durch Gaarden (Aufruf)

Nazis in Kiel geben sich offensiv.
Im April griffen Neonazis mehrfach linke und alternative Zentren, Wohnungen und Läden im gesamten Kieler Stadtgebiet an. Zeitweise wurden fast jede Nacht Scheiben oder anderes zerstört. Die Lage spitzt sich zu. Neu ist das Problem mit den Nazis allerdings nicht. In den letzten Monaten sind die Nazis immer dreister geworden. Sie verbreiten ihre dreckige, faschistische Propaganda durch Aufkleber und Plakate im Kieler Stadtgebiet, ihre öffentliche Präsenz auf den Straßen von Gaarden und ganz Kiel nimmt zu.
Der bereits wegen Waffenhandels und schwerer Körperverletzung verurteilte Kadernazi Peter B. hat sich schon im letzten Dezember ausgerechnet im migrantisch und subkulturell geprägten Gaarden niedergelassen. Allerdings ließ ihn die antifaschistische Stimmung um ihn herum schon nach wenigen Tagen wieder ausziehen…
In der Preetzer Straße 11a wohnten die Kommunalwahlkandidaten der neofaschistischen NPD, Nils Hollm und Thomas Krüger zusammen mit einigen anderen Nazis. Peter B. und Krüger haben schon vor Jahren zusammen Einbrüche begangen um (nach eigenen Angaben) ihre politischen Machenschaften zu finanzieren.
Die Schlägerbande um Krüger, Hollm und Peter B. sind wohl zusammen mit einer Gruppe „autonomer“ Neonazis aus der Wik, verantwortlich für die aktuelle Serie nächtlicher Übergriffe im gesamten Stadtgebiet. Sie prahlen im Internet selbst damit herum und wurden teilweise auch bei ihren Aktionen gesehen. Am Wochenende um Adolf Hitlers Geburtstag(20.April) feierten und posierten sie noch betont selbstsicher, jedoch unter starkem Polizeischutz vor ihrem Haus. Der Widerstand gegen ihre Anwesenheit, in Form von Demonstrationen und anderen deutlichen Aktionen, hat sie aber wohl doch beeindruckt. Inzwischen haben auch die Nazis aus der Preetzer Str. 11a Gaarden wieder verlassen…
Es ist an der Zeit, auch den anderen Nazis deutlich zu zeigen, dass sie unerwünscht sind. SS-Fahnen in Wohnungen, laute Nazimusik, „national-„befreite“-Zone“ auf Gaardener Hauswände geschmiert und die vielen weiteren Provokationen sind nicht hinnehmbar!
Diese Zustände sind leider keine auf Kiel beschränkte Erscheinung. Es gibt schon genug Städte und Regionen, in denen die massive Präsenz von Faschisten zur bitteren Normalität gehört und die die Nazis selbst als „national-befreite Zonen“ bezeichnen, da Menschen, die den Nazis nicht ins Konzept passen, sich dort nicht mehr hintrauen können. Doch auch außerhalb dieser Gegenden werden Neonazis zunehmend aktiver, sichtbarer und damit noch unerträglicher.

Die NPD tritt zur Kommunalwahl am 25. Mai in allen Kieler Bezirken an. Die Partei gibt sich in der Öffentlichkeit eher bürgerlich und demokratisch um von den rassistischen Vorurteilen und nationalistischen Stimmungen innerhalb der deutschen Gesellschaft zu profitieren. In Wirklichkeit ist die NPD allerdings eine Partei, die sich bewusst in die Tradition des massenmörderischen Nationalsozialismus stellt. Kurz gesagt: Wenn die NPD bei Wahlen viele Stimmen erhält, dann verbessert sich ihre finanzielle Situation, sie können ihre agressive, faschistische Ideologie besser verbreiten und ihre Strukturen ausbauen. Im schlechtesten Fall sitzen sie sogar in den Parlamenten.
Die Eskapaden von Nils Hollm, Thomas Krüger und ihren Freunden scheinen nicht so ganz in den NPD Wahlkampf zu passen. Trotzdem sind sie Kandidaten dieser Partei und offenbaren damit wieder einmal eindrucksvoll das wahre Gesicht der NPD.

Solidarisch aufstehen gegen Nazistrukturen in Gaarden!
Das offensive Vorgehen der Nazis in Kiel und die Existenz eines öffentlich zu erkennenden Nazihauses sind deutliche Zeichen, dass es dringend nötig ist, die Nazis wieder dort hin zu verweisen, wo sie hingehören: in die Defensive und noch viel weiter zurück.
Die Ideologie der Nazis führt zu Unterdrückung, Terror und Mord und richtet sich gegen alle, die nicht in dieses menschenverachtende Weltbild passen oder nicht passen wollen. Und gerade in Gaarden sind das große Teile der hier lebenden Menschen. Wenn wir verhindern wollen, dass sich die Naziszene in Kiel ungestört entfaltet, dann müssen wir selbst zusammen aktiv werden. Die Polizei schweigt zu den Geschehnissen. KN, NDR und die anderen öffentlichen Medien folgen brav diesem Beispiel. Deshalb müssen wir selbst dafür sorgen, dass ALLE wissen, was hier vor sich geht. Zu diesem Zweck und um den Nazis das Leben zu erschweren planen wir am Sa., den 3.Mai eine antifaschistische Demonstration in Gaarden. Wir laden alle Menschen, die der bedrohlichen Präsenz der Faschisten etwas entgegensetzen wollen, zu dieser Demonstration ein.
Am 24. Mai ist eine weitere breite antifaschistische Demo gegen den NPD Wahlkampf und die jüngsten Naziaktivitäten geplant. Also, kommt zur Demo, erzählt euren FreundInnen und Familien davon und bringt die auch gleich mit. Gebt die Informationen weiter.

Gemeinsam aktiv werden gegen Nazis! – nicht nur in Gaarden, nicht nur im Wahlkampf!
Weg mit allen Naziwohnungen! Für ein solidarisches Miteinander aller Menschen!

^ Antifaschistische Demonstration in Gaarden:
Sa., 03. Mai / 12 Uhr / Alfons-Jonas-Platz ^

Anti-Nazi-Koordination Kiel


PRESSEMITTEILUNG der Anti-Nazi-Koordination Kiel, 30.04.2008

– Antifaschistische Demonstration durch Gaarden anlässlich des offensiven Auftretens von Neonazis in Kiel am Sa., 03.05.08

– Demo ist Bestandteil einer unabhängigen Öffentlichkeits- und Sensibilisierungskampagne Kieler AntifaschistInnen

– Julia Schmidt (Anti-Nazi-Koordination Kiel): „Während Lokalmedien das Naziproblem bisher totschweigen, leisten entschlossene AntifaschistInnen erfolgreichen Widerstand. Diesen gilt es gemeinsam weiterzuentwickeln.“

Am Sa., 03. Mai 2008 wird um 12 Uhr eine antifaschistische Demonstration vom Alfons-Jonas-Platz starten und sich anschließend durch den Stadtteil Kiel-Gaarden bewegen. Hintergrund der Aktion, die von Gruppen aus dem linken Spektrum organisiert und von zahlreichen Organisationen, Vereinen und Projekten unterstützt wird, ist das für Kiel bisher ungewöhnlich offensive Auftreten von Neonazis ausgerechnet zum beginnenden Kommunalwahlkampf der neofaschistischen NPD in den vergangenen Wochen.
Höhepunkt dieser Entwicklung war die Woche vom 16.-22. April, als es beinahe jede Nacht zu Angriffen auf linke und alternative Läden, Wohnprojekte und Zentren kam. Zeitgleich quartierten sich in einem Wohnhaus in der Preetzer Str. 11a bei den beiden NPD-Kommunalwahlkandidaten Nils Hollm und Thomas Krüger ein Wochenende lang bis zu 30 Neonazis aus ganz Schleswig-Holstein ein, um unter dem Schutz eines Großaufgebots Polizei in den Geburtstag Adolf Hitlers hinein zu feiern, Reichkriegsfahnen aus den Fenstern zu hängen und ein Bedrohungsszenario für weite Teile der Gaardener Bevölkerung aufzubauen. Auf das Konto dieses Spektrums gehen mutmaßlich auch die nächtlichen Angriffe. Gipfel dieser Nazi-Präsenz im migrantisch und subkulturell geprägten Gaarden waren schwere Auseinandersetzungen vor dem Haus zwischen TeilnehmerInnen einer antifaschistischen Spontandemo und den dort anwesenden Neonazis in der Nacht des Freitags, 18. April.
Dank der entschlossenen und vielfältigen Gegenwehr Kieler AntifaschistInnen haben die beiden Neonazis mittlerweile ihre Wohnungen in der Preetzer Str. räumen müssen.

In den lokalen Medien wurde bisher trotz des zwischenzeitlichen Ausnahmezustands auf Gaardens Straßen, der fast nächtlichen neonazististischen Attacken und der umfassenden antifaschistischen Öffentlichkeitsarbeit kein Wort über die Vorgänge verloren. Der Zweck der Demonstration ist es daher, die Menschen im Stadtteil über die zunehmende Bedrohung durch Neonazis in Kiel aufzuklären, zu sensibilisieren und gemeinsam ein klares Zeichen gegen Nazis im Viertel und darüber hinaus zu setzen. Sie reiht sich ein in eine anlaufende Öffentlichkeitskampagne im ganzen Stadtgebiet. So wurden in den vergangenen Tagen tausende, teils mehrsprachige Flugblätter in verschiedenen Stadtteilen Kiels verteilt, um über die ignorierten Ereignisse informieren. Weitere antifaschistische Aktionen sind in Planung.

Julia Schmidt von der Anti-Nazi-Koordination Kiel: „Wir werden mit vielen unterschiedlichen Menschen in Gaarden auf die Straße gehen um unüberhörbar darüber aufzuklären, was die lokalen Medien in Kiel auf Anraten von Polizei und Staatsanwaltschaft bisher bewusst totgeschwiegen haben: Eine neue Dimension der Bedrohung durch Neonazis. Denn wir wissen, dass das Neonazismusproblem nicht etwa durch Verschweigen gelöst werden kann, sondern durch das offene Thematisieren, die politische Auseinandersetzung und den kompromisslosen Widerstand dagegen. Da wir damit offensichtlich auf niemanden anders zählen können als auf uns selbst, wollen wir dazu motivieren, den antifaschistischen Kampf gemeinsam mit allen Betroffenen und anderen NazigegnerInnen zu organisieren und in aller Breite zu führen. Dass wir damit erfolgreich sein können, wenn wir entschlossen und solidarisch vorgehen, zeigt das schnelle Ende des Nazihauses in der Preetzer Str. 11a.“

Rückfragen an die Anti-Nazi-Koordination Kiel über: baanord@gmx.de


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