Wilder Pogo und abstruse Verrenkungen

BREAK THE SILENCE – Agrotóxico, Vladimir Harkonnen, Bambix, Rasta Knast, 25.07.09, Alte Meierei

Auf dieses Ding freu’ ich mich schon seit Wochen, fiebere dem Ereignis förmlich entgegen und tausche extra noch die Schicht, nur um bloß nicht zu spät zu kommen und etwas zu verpassen. Doch Murphy’s Law ist (mal wieder) schneller an diesem Samstag: Der Beginn der Veranstaltung verschiebt sich beträchtlich und eine (wichtige!) Band spielt nicht …

Rawside müssen nämlich leider vermelden, dass Sänger Henne hohes Fieber hat und der Drummer eine kaputte Flosse. Sehr, sehr schade! Da hatten sich so einige auf die Bajuwaren-Punks gefreut …

Aber nu’ – die Welt dreht sich weiter und es sind ja noch’n paar andere Bands übrig. Bambix z. Bsp. Die juckeln grad auf’n Hoff, als auch ich angeradelt komme – standen wohl im Stau. Dachte, die hätten schon gespielt; is’ ja schon halb acht durch. Für um Sieben war ja der Start angesetzt gewesen. Gut, nix verpasst – durchatmen!

Da die BAMBIXer erstmal ausladen müssen und so, spielen Rasta Knast als Erste. Um’s schon mal vorweg zu nehmen – das ist der ideale Beginn! Die Jungs zocken ihre 1a – Punkrockperlen mit Inbrunst, Energie und Spaß. Dabei hatte eines der Bandmitglieder am Vortag noch mit einer Lebensmittelvergiftung zu kämpfen. Respekt meine Herren! Ganz hervorragend klingen die melodischen Refrains in der echt geilen Mehrstimmigkeit. Außer dem Drummer sind alle anderen Bandmitglieder am singen, titulieren und Mikro tauschen. Besonders stark sind Songs wie z. Bsp.: „Nichts ist für die Ewigkeit“, „Einer mehr oder weniger“ oder „Katze beißt in Draht“. Letzterer wird freudigst begrüßt und ordentlich abgefeiert. Vor der Bühne ist eh ständig Bewegung. Der Mob ist absolut in Feierlaune! RASTA KNAST holen bei einem Song ihre Freunde von Agrotóxico auf die Bühne. Das gibt (zumindest Ansatzweise) `nen geilen Vorgeschmack auf den heutigen Headliner. Doch zuerst ziehen RASTA KNAST noch ’n paar Zugaben aus’m Ärmel bevor sie das Feld den anderen (heftig angekündigten) Bands überlassen. Absoluter Knallergig!

Das hoffe ich auch bei BAMBIX. Die letzte Scheibe der HolländerInnen läuft bei mir des öfteren und macht immer wieder Spaß! Mit „Under the moon“, dem Opener von „Bleeding in a box“, geht’s denn auch gleich gut los. Aber es ist zu merken, dass der Stimmungspegel ziemlich abfällt. Das Publikum reagiert zurückhaltend. Und auch die Band scheint nicht so recht in die Gänge zu kommen. Da ich eh nur die Songs von o.g. Pladde kenn’, hab’ ich mit dem Rest so meine Schwierigkeiten. Ich werd’ da nich’ warm mit. So bleibt es bei gut gemeintem Applaus – und der Hoffnung auf den nächsten Gig mit den BAMBIX. War gut, aber nicht sooo toll …

PS: Am Sonntach hab’ ich trotzdem dauernd „Under the moon“ im Ohr …. J

Ers’ma’ wat frische Luft schnappen – bevor Vladimir Harkonnen mal wieder den Sauerstoff knapp werden lassen! Schon als ich die Meierei wieder betrete, beschlagen meine Brillengläser … – Bier her; die Kehle soll angefeuchtet sein, damit man schön mitgrölen kann. Is’ ja wirklich nicht schwer bei Songs wie „Mozambigue Shot“, „Body In ATrunk“ oder „Party Of The Damned“. Beim letztgenannten Song lassen sich die Vladis von einigen Jungspunden unterstützen. Die zocken den Song so gut, dass kaum ein Unterschied zu den Originalen festzustellen ist. Klasse Einlage! Ansonsten is’ bei Familie Harkonnen (wie üblich) alles im satt grünen Bereich: obergeiler Sound, ein springvergnügter Philipp, Eric, der alles in Grund und Boden trommelt und ein Andi Uranus, der sich „vor lauter Rührung“ schon mal zwischen Schlagzeug und Boxen fallen lässt. Kollege Wolter outet sich zudem als überzeugter Sitzpinkler. Die Umstände auffem Meiereiklo lassen Philipp keine Wahl! Vollgepisste Klobrillen sind nu’ wirklich nich’ Gentlemenlike. Beim (mittlerweile obligatorischen) Bonehouse-Cover stiefelt auch Ex-Drummer Kalle auf die Bühne und veredelt „Onward To Mayhem“ mit seiner unnachahmlichen Stimme. Noch `ne geile Aktion! Ich find’ ja, das riecht nach einer Bonehouse – Reunion ;-)…

Von AGROTOXICO kannte ich bisher nur den Namen. Aus Brasilien kommen die Jungs, das wusste ich auch noch – aber das sie so eine geile Show hinlegen würden – das wusste ich nicht! Und in der Tat – was die Jungs da an den Tag legen, begeistert mich über alle Maßen! Sooo intensiv, sooo brutal, sooo aggressiv, sooo fett und sooo guuut – und trotzdem auf gewisse Art charmant! Das muss den Jungs erstmal einer nachmachen! Die Songs erzählen vom (harten) Leben in Brasiliens Slums, vom Kampf um’s Überleben und vom Widerstand gegen derbe Widrigkeiten und Repression. Und man nimmt AGROTOXICO das ab! Ihre Wut klingt glaubwürdig, ihr Hass ist berechtigt! AGROTOXICO wissen, wovon sie reden/singen! Ihre Songs sind kurz und haben eine enorme Durchschlagskraft. Es gibt kein Halten mehr. Wilder Pogo und abstruse Verrenkungen vollziehen sich im hektischen Takt des Hardcore Punk der Brasilianer. Logisch, dass sich auch die Freunde von RASTA KNAST auf der Bühne blicken lassen, um orndlich ein’ mitzuschmettern. Und noch jemand schleicht über die Bühnenbretter: Kalle wird nicht nur beim fotografieren gesichtet, nein, er „füttert“ auch den AGROTOXICO – Drummer. Während dieser wie besessen auf sein Kit einprügelt (was für ein Tier!), wird ihm von Kalle Bier eingeflößt. Welch’ ein Anblick, hehe! Später liegen sich die beiden brüderlich im Arm und feiern sich gegenseitig. Der Mob vor der Bühne seinerseits feiert die Band – ohne Zugaben werden die Jungs nicht entlassen!

Wat’n geiler Abend! Später steht man noch mit Musikern und Bekannten zusammen und hält Klönschnack. Auch am Merchstand is’ einiges los. Macht verdammt viel Laune heute – für mich schon mal ein ganz heißer Kandidat für’s „Konzert des Jahres“!!!!

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