Die Erwartungen dann gar noch übertroffen

Smash The Statues, Sink Or Swim, Alert / 03.07.09 – Kiel, Alte Meierei

Selten verheißt eine Vorankündigung ein derart hochkarätiges Konz – noch seltener werden die Erwartungen dann gar noch übertroffen. Immerhin werden Smash The Statues mit PROPAGANDHI verglichen, Sink Or Swim als politisches HC/Punk-Brett gepriesen und Alert sind eh allen interessierten KielerInnen ein Begriff.

Die Kieler haben nur das Problem, dass ihr Bassist „lieber zum Vainstream-Festival“ gefahren sei, wie Sänger/Gitarrist Niklas uns versichert. Doch der Kollege von den DETECTORS hilft aus und so können ALERT die Floorshow beginnen. Bei einigen Songs weist der Gastmusikant darauf hin, dass jetzt eines der Stücke folge, welches nicht „zweimal, sondern nur einmal gemeinsam geprobt“ worden sei. Das hört man natürlich ab und zu, doch davon lassen sich weder Band noch Publikum den Spaß verderben. Schließlich gibt es Wichtigeres, zum Beispiel den Kampf gegen Speziesismus. Niklas macht einige sehr gelungene Ansagen zu diesem Thema und zu Tierrechten generell. Auch sehr gut – finde ich – bringt er den Komplex gesellschaftlich geprägter Geschlechterrollen auf den Punkt: „Wir könnten alle so viel mehr sein, als uns auf derart einengende Rollenbilder zu beschränken“. Das ganz ohne Pathos, was insgesamt auf breite Zustimmung stößt. Da bin ich mal gespannt auf den ersten Release von ALERT, der bald kommt.

Es folgen SINK OR SWIM ausm Pott, die loslegen, als könnte die Hitze ihnen gar nichts anhaben. Besonders Sängerin Larissa kniet sich rein – sie wirft sich auf den Boden, schreit das hilflose Mikro an, tanzt vor dem Publikum hin und her und lässt es sich ebenso wie ALERT vorher nicht nehmen, kritische Themen anzusprechen. Wie schon das Cover ihrer Split-7“ (mit IN ONE PIECE) zeigt, geht es SINK OR SWIM ebenfalls zentral um Tierbefreiung. Besagte (saugute!) Single ziert eine comicartige Zeichnung, auf der Tiere eine Stadt auseinandernehmen – Schweine zertrümmern ein Auto, ein wütender Hase tritt Mülltonnen um, Schlangen winden sich um Laternenpfähle. Am besten ist das Detail, dass die Hasen x-e auf den Händen haben. Straight edge und wütend = SINK OR SWIM. Für viele heute die beste Band.

Ich kann mich da gar nicht recht entscheiden, denn auch SMASH THE STATUES überzeugen restlos. Und zwar nicht zuletzt durch massive PROPAGANDHI-Einflüsse, wobei STS im direkten Vergleich nicht derart komplex musizieren, auch in den Gesängen nicht so charismatisch wie die Kanadier klingen, dafür aber eingängiger. Inhaltlich geht es engagiert zur Sache, man scheut sich nicht, das Thema Israel/Palästina anzusprechen (bleibt aber dabei auch recht allgemein, in dem man generell Frieden in der Region postuliert.) In einem Stück namens „It’s Chamberlain All Over Again“ wendet man sich gegen jegliche Toleranz gegenüber faschistischen Doktrinen . Die Niederländer agieren professionell – die dreistimmigen Gesänge kommen perfekt, dazu fetzen alle Bandmitglieder fit und motiviert durch die Gegend, rennen immer wieder vom Podest, um verschüchterten BesucherInnen irgendwelche Textpassagen in die Visage zu brüllen.

Ein klasse Abend also, der in Erinnerung bleiben wird.

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