Erwartungen erfüllt, grandios grandios.

Wolfbrigade, Agrimonia, Alpinist / 06.03.09 – Kiel, Alte Meierei

Wolfbrigade in Kiel! Als Jens vonner Destructioncrew mir das eines lauschigen Abends mal ins Ohr flüsterte, hab ich ihn spontan begeistert in den Stiezel’schen Klammergriff genommen und jetzt sag ich erneut „Danke!“. Der Zeitpunkt ist besonders gut gewählt, da die Meierei sich vor kurzem eine PA geleistet hat, was natürlich noch zusätzlich neugierig machte, wie die denn nun klingt.

Voll isses bereits vor Beginn der ersten Band, darunter auch Leute, die zum allerersten Mal in der Meierei sind und es gar nicht fassen können, dass sie mit Kippe reindürfen und es keinen Arsch schert, was sie in ihren Rucksäcken haben…

Die Münsteraner mit dem obskuren Namen Alpinist legen los – gleich erweist sich die PA als gelungener Griff, Meister Bocki und sein Team können einen imposanten, druckvollen Klang in die Hütte zaubern. Gitarrist und Bassist wechseln sich beim Schreien und Grunzen ab, was sehr geil kommt. Crust isses eindeutig, der Drummer treibt mit typischen Discharge-Beats an und der Mob nimmt es mit Wohlgefallen auf. Es geht zwar noch kein enthemmter Tanz, aber es ist spürbar, dass viele (alle?) das akustische Inferno genießen.

Agrimonia aus Göteborg legen einen superinteressanten Start hin, eine BOLT THROWER-artige Lawine mit fiesem Gesang (Sängerin) begeistert, aber dann schmaucht der Amp des Gitarristen ab. Auch durch die Hilfe von Moe, der ja auch Moe mit den magischen Fingern gerufen wird, lässt sich das Problem nicht lösen. Frustriert verkündet die Sängerin, dass man nicht weiterspielen könne und WOLFBRIGADE die Bühne überlasse (wobei ich keine Ahnung habe, warum es dann bei WOLFBRIGADE, die sofort ihr Equipment zur Verfügung stellen, wenig später funktioniert). Für einen Augenblick scheint der ersehnte Abend zum Reinfall zu werden. Doch um es vorwegzunehmen: Nicht nur WOLFBRIGADE legen einen astreinen Auftritt hin, danach holen AGRIMONIA ihren Gig nach!

Okay, aber erstmal WOLFBRIGADE: Für mich heute zum vierten Mal, wobei die Band ihre letzten Dinger in der Flora und im Hafenklang auf dem Boden gezockt hatte. Das hatte wilder und räudiger gewirkt, zudem war der Hamburger Mob krasser abgegangen. Dafür ist heute der Sound wesentlich besser, was alle Facetten des Spiels gut hören lässt. Denn natürlich zelebrieren die Schweden auf den ersten Hör ein D-Beat-Gewitter, aber gleichzeitig fließen diese typischen Gitarrenharmonien ein, weswegen der Band schön öfters der Begriff „Edel-Crust“ verliehen wurde. Nach dem Konzert im Dezember 08 hatte ich mich völlig angefixt durch sämtliche Platten gehört und war zu dem Schluss gekommen, dass das absolute Highlight in der Diskographie die „Progression/Regression“-Platte ist. Heute gibt es eigentlich aus allen Bandphasen zu hören, auch die WOLFPACK-Tage werden ausgiebig in der Playlist bedacht. So sind „No Future“ von der „Allday Hell“ oder „Outlaw Vagabound“ vom Debut Höhepunkte, aber auch das punkigere „Mindprowler“ von der etwas unterbewerteten 07er Platte „Prey To The World“. Nach ein paar Songs geht vorne ordentlich der Ratz ab, wobei das Publikum insgesamt eher zuhört/zuschaut, als sich in den Pit zu werfen. Ich als Multitasker entscheide mich für beides gleichzeitig. Plus Biertrinken! Zu meckern gibt es abermals nichts, Erwartungen erfüllt, grandios grandios.

Und dann eben die schöne Überraschung, dass AGRIMONIA ihren Auftritt nachholen können! Sehr cool finde ich es, dass wirklich die meisten ZuschauerInnen dableiben und die Band auch ordentlich unterstützen. Ist ja nicht selbstverständlich, da WOLFBRIGADE heute den deutlich höchsten Bekanntheitsgrad haben. AGRIMONIA sind aber auch genial! Wie gesagt ist der Stil eher als walzenhafter Death Metal denn als Crust zu bezeichnen. BOLT THROWER kommen in den Sinn, aber auch die VÖLLIG legendären SACRILEGE, die ja auch zwischen Punk/Crust und Metal agiert hatten. Sehr schwer und mitreißend. Ich finde es ja optimal, wenn Bands musikalisch offen sind für Metaleinflüsse, sich vom Lebensgefühl her dabei eher in autonomen Zentren wohlfühlen und textlich/inhaltlich mehr zu bieten haben als Klischees. Die Platte auf Skuld ist DER Hammer, vier Songs (Longplayer), die trotz ihrer Länge nie langweilig werden. So endet der Band mit einer Band, die freudestrahlend die Bühne verlässt und insgesamt heute sicher durch ein Wechselbad der Gefühle gegangen ist.

Näxte Woche: Hellbastard!

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