Ordentliche Ladung Hardcore genießen

Dead Vows, Damaged Goods, Sick Times / 24.10.08 – Kiel, Alte Meierei


Bolle und die Confis schicken sich an, sich für den Winterschlaf einzurollen – die damit verbundene Konzertpause sei ihnen gegönnt. Umso dringlicher das Verlangen, vor der Durststrecke noch einmal eine ordentliche Ladung Hardcore zu genießen! Erfreulich voll wird et denn heute somit auch. Am Tresen treff ich Hannes, der von der Affenmesserkampf-Tour erzählt („pure Wellness“), sowie Doctor Joy Boy Love, der von seinem Idol Mike Breeze schwärmt, als Sick Times auch bereits loslegen:

Und wie! Die Sachsen gefallen mir, das darf ich vielleicht schon mal verraten, heute mit Abstand am besten. Nicht nur bin ich für den Old School Hardcore heute rein musikalisch empfänglich, auch gibt es hier gar keine, aber auch absolut GAR KEINE, Proll-Attitüde. Die Typen schocken einfach, prügeln herrlich straight und bringen entspannte & sympathische Ansagen. Dat muss gar nicht groß philosophisch sein, einfach ma ‘nen Statement übers Wetter, aber solche Kleinigkeiten machen oft ein gelungenes Konzert aus und so wirbeln bald die ersten Punkerschweine grinsend durch den Saal. Super gefällt mir das Stück „Just Let The Good Times Roll“, das mit Zeilen wie „Hardcore is what me make out of it“ mitreißt. Der Drummer gibt alles, reißt die Arme hoch und peitscht seine Kollegen furios durch dat Set. Charismatisch auch der Gesang, kein Brüllaffen-Gegrunze, sondern melodisch, aber dabei aggressiv und angepisst. Am Ende gibbet noch ein Cover von 7 SECONDS.

Damaged Goods aus Belgien vertreten auch eher die alte Schule, kommen aber nicht ganz so genial wie ihre Vorgänger auf den Punkt. Groß zu mäkeln gibt es hier zwar nichts, aber bei mir springt der Funke nicht zu 100% über. Irgendwie zocken DAMAGED GOODS eher für sich selbst, distanzieren sich allein schon räumlich etwas, indem sie sich so weit wie möglich aufs Podest zurückziehen. Nu, trotzdem wird auch hier schön geballert, der Gitarrist hat nicht nur ein EXCEL-Shirt an, sondern zockt auch ähnlich originell und Energie hat die ganze Chose schon ganz ordentlich. Worüber die Texte handeln, bleibt unklar, der Sänger belasst es bei kryptischen Andeutungen wie „This is our only lovesong and there’s a reason for that“.

Dead Vows klingen heute am modernsten, es gibt den typischen Modern Hardcore-Schreigesang und bei aller Schnelligkeit melodische Gitarren. Sehr geil sieht der Gitarrist aus, Frisur und Rasur können schon fast mit den DEAN DIRG-Sänger konkurrieren, dazu ‘ne SLAYER-Kutte, schick schick. Die ganze Band ist übrigens unglaublich dürr, hoffentlich kriegen die genug zu essen auffe Tour. Aber scheiß auf Äußerlichkeiten, man geht mit viel Energie und zumindest anfangs mit ordentlich Bewegung zur Sache. Leider gibt es von DEAD VOWS wenig Kommunikation mit dem Mob, eher steht man mit dem Rücken zu den Leuten und macht auch wenig Ansagen. Trotzdem ‘ne gute Combo, die ich mir wieder angucken würde. Sehen wohl auch die meisten BesucherInnen so, denn die meisten zucken, wackeln und wabern vor sich hin und äußern in den Pausen gutturale Laute der Begeisterung.

Die Confis überlegen übrigens, ob sie ihren Winterschlaf für ein Silvester-Konz unterbrechen. Ich plädier ganz stark dafür, das war doch letztes Mal eine feine Sache!

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