Dreigestirn mit Energieüberschuss

Bultacos, Zinc und Burning Heads erfüllen in der Alten Meierei alle Erwartungen

Kiel – Irgendwie ist halt doch was dran: Im Süden siedet das Blut weitaus früher, höher und länger als in hiesigen Gefilden. Zwei Beweise für dieses olle Klischee drückten sich beim fulminanten Dreierkonzert in der sehr gut besuchten Alten Meierei in Kiel das Mikro in die Hand.


Vital vibrierende, effektreich
veredelte Beats: Burning Heads.
Foto Bevis

Da ist zunächst Ikerne, Frontmann des Punkrock-Quartetts Bultacos aus Madrid: Wie von der Tarantel gestochen zuckt, hechtet und hüpft der schmalschultrige Sänger kreuz und quer über die Bühne, ein junger Jarvis Cocker auf Speed-Ultra, fesselnd und faszinierend. Da müssen sogar seine Bandkollegen – Ángel (Gitarre), Chris (Bass) und Dalton (Schlagzeug) – freudig grinsen und immer wieder in Deckung gehen. Bultacos spielen altbewährten, gnadenlos guten Punkrock, rasant, geradeaus und ohne Kompromisse. Ein Hauch MC5 liegt in der Luft, eine Spur urzeitige Motörhead. Kurzum: Die Latte wird hochgelegt. Sehr hoch.
Kein Problem jedoch für die mitgereisten Kollegen und Freunde von Zinc. Auch dieses Quartett kommt aus Madrid und beglückt seine Landsleute seit 13 Jahren mit einer explosiven Mischung aus bretterndem Hardcore und elegischem Rockgesang. Frontfrau Dulze entpuppt sich vom ersten Ton an als kaum zu bremsendes Energiebündel mit starkem Ego. Fast eine Stunde lang wirbelt die charismatische Sängerin mit der rotgetönten Betty-Page-Mähne zwischen ihren Mitmusikern umher, die das Ihrige zum vertrackt-brachialen Ton beitragen: Goyito Thunder schrubbt beflissen die Gitarre, Carola Rock’n’Rolla lässt den Bass dröhnen und Daniel Ciclón bemüht sich, das schon arg strapazierte Schlagzeug vollends über den Jordan zu pauken. Das Publikum ist begeistert. Rein bühnenshowmäßig ist das kaum noch zu toppen.
Und das versuchen die Headliner dieses langen Abends dann erst auch gar nicht. Vermutlich sind die Monsieurs von Burning Heads sowieso schon aus dem Alter raus, in dem man noch wild durch die Gegend springt; immerhin sind die sehnigen Franzosen aus Orléans seit 20 Jahren im Geschäft und zählen somit in ihrer Heimat zu den langlebigsten Punkbands. Wobei „Punk“ hier ziemlich frei ausgelegt wird: Burning Heads versammeln Ska, Reggae und Hardcore unter einem ziemlich großen, sehr rhythmischen Hut und bringen damit auch in der Alten Meierei binnen Sekunden die kollektive Gelenkschmiere zum Fließen. In der Zwischenzeit vom Quin- zum Quartett geschrumpft, schleudern Phil und Pierre Samprass (Gitarren, Gesang), JYB (Bass) und DJ TDK (Schlagzeug) ihre vital vibrierenden, effektreich veredelten Beats in die Menge, die sich abermals höchst erfreut zeigt. Eine heiße Nacht nimmt ihren Verlauf, mitten hinein in den herbstkühlen Morgen. Schön war’s, sehr schön. Merci und olé.
Von Jens Raschke