HC/Grind/Crust erzeugt Lebensfreude

Pisschrist, Sotatila, Büfo, The Tangled Lines, 11.08.2008, Alte Meierei Kiel

HC/Grind/Crust erzeugt Lebensfreude in der Alten Meierei

Jaja, Montag ist kein Schontag, heißt es doch so schön und gerade deshalb sollte man nicht zuhause mit Cola und Salzstangen herumsumpfen, sondern sich mal wieder unter das musikdürstende Volk mischen, das sich in der Alten Meierei einfand. Da gab es keine Cola und Salzstangen, sondern es wurde auch Weib und Gesang von der Destruction Crew aufgetischt. Nun ja, so einen musikalischen Leckerbissen inclusive gepflegter Hopfenkaltschale darf man sich doch nicht entgehen lassen …

Als Opener überraschte The Tangled Lines aus Dresden, die schon mal den Weg nach Kill City gefunden hatten und nicht auf dem Ankündigungsplakat standen und somit das Lineup vervollständigten und mit amtlichen HC-Punk in den Einstieg gingen. Der musikalische Background war vom Feinsten und die Sängerin brüllte sich ihre [… Seele aus dem Leib. Doch leider hörte man sie kaum, weil irgendwas was mit dem Mischpult nicht stimmen sollte und deshalb ging der Gesang nach dem dritten Song gnadenlos unter. Aber was solls,kann ja nicht alles wie am Schnürchen laufen. Vielleicht lag’s auch nur am Montag oder so…

Nachdem die Gesangsspuren durch eifriges Herummischen besser zur Geltung kamen stand als zweiter Act Sotatila aus Wien/Finnland auf’m Zettel, die ebenfalls sich dem HC-Punk verschrieben haben und u.a. mit Pisschrist auf Tour waren. Der SangesRastamann wanderte wie ein Tiger durch den Circlepit und schrie dem Publikum feist in die Gesichter. Vom Sound her gab es eine wunderschöne Wand her zu bestaunen und das Gitarrenriffing klang auch nicht von schlechten Eltern. Vergleichbar mit der Vorsuppe zum Hauptgang des Musikmenüs. Ganz besonders toll war, dass der Sänger von Pisschrist das Salz in der Suppe dazufügte,indem er das eine und andere Liedchen mitgrölte.

Aber nun kommen wir zum Hauptgang des Abends: Büfo. Auf dem Plakat war ein Tier abgebildet, das man sonst wohl nur unter dem Mikroskop betrachten kann oder/auch in irgendwelchen Meerestiefen sein Unwesen treibt. Keine Ahnung. Kein Plan. Aber von was man einen Plan erahnen kann, ist, dass sie schön heftig mit grindigen Crust das Tierchen vor Publikum immer wieder aufs neue fachgerecht in kleine Häppchen zerlegen und der Zuhörerschaft im Stakkato um die Ohren hauen. Wie auch in der Meierei. Alter,was für Seitenanschläge und Drumsetgeprügel, gemischt mit ordentlichen Vokalgebrülle, dass man schon befürchten muß, dass die Stimmbänder reißen. Aber nix da – Büfo als new Wave of Finnisch Grindcore fegten wie ein geölter Blitz die Köpfe leer, so dass man die Lebensfreude in den Gesichtern aufleuchten sehen kann. Meiner Meinung nach einer der besten Gigs, die man dieses Jahr in den heiligen Hallen der Alten Meierei genießen durfte.

Als ganz besonders leckerer Nachtisch beglückte Pisschrist aus dem fernen Melbourne in Australien das Publikum. Vielleicht entstand der Eindruck, dass nach Büfo die Testesser des Grindcrust-Hörens schon satt waren, aber als Dessert wird man natürlich nicht verschmäht. Die am Anfang verhaltene Distanz löte sich in den Bäuchen ins Nichts auf und der Pogo wurde zunehmend aufs Neue zelebriert, was die Kapelle dazu anstachelte, noch eine Schippe Deadbeat[… draufzulegen, die auch noch gern in Empfang genommen wurde. Geknüppel, Geschraddel und Gebrülle dienten als Hauptzusammensetzung, was das Gesamtkonzert mit einer Prise Spielfreude auf königlichste verzierte. Ich ziehe meinen Hut vor den Australiern, die dieses Jahr mit Sotatila auf Eurotour zusammen zocken.

Wer das Gesamtkonzertmenü als TV-Konserve im Offenen Kanal Kiel nochmal genießen will, sollte die Augen und Ohren offenhalten, wenn es wieder heißt: Lowered Expatiations presents…

gez. Steve Steel / http://www.dremufuestias.de