Hardcore is more than music, baby.

What we feel, Monkey Knifefight, Vanity Ruins / 04.03.08. – Kiel, Alte Meierei

Arschkalter Winterbastard heute – und bei uns inner Bude ist wohl ein Rohr geplatzt, die Heizungen sollen denn ab morgen wieder funktionieren… Ich mach mir warme Gedanken mit Klischees über Russen, die es noch viel schlimmer haben, und freu mich dennoch aufs Konzi.

Die Jungs von Conformist Concerts sind erstaunt: Waren letzte Woche bei FEEDING TIME wohl gerade 15 Menschen, füllt sich heute der Schuppen bereits kurz nach neun! Aber außer den Russen von What we feel gibbet clevererweise auch lokale Neustarter wie Vanity Ruins aus Preetz und Monkey Knifefight aus Kiel.

Der totale Kinnladenrunterklapper sind denn gleich VANITY RUIN. ASTREIN! Die Band um Ex-TACKLEBERRY-Klampfer Olli haut ein dermaßen feistes Metalbrett in den Tresenbereich, dass der Mob begeistert kollektiv aufjuchzt. Ihr wollt ja immer Vergleiche, ne. Bitteschön: Ein ganz leckerer BLACK DAHLIA MURDER-Tortenboden, üppig belegt mit schwedischen Harmonien a la AT THE GATES. Die Sängerin kreischt und grunzt dazu in fucking kompetenter Weise. Und nu auch noch diese Info: Allerester Auftritt! Man ist sprachlos, da kommt was Dickes auf uns zu, Schwestern & Brüder…

Als nächstes NICHT gleich die nächste Band, HC is more than music, baby. Es gibt eine Doku über den erstarkten Faschismus in Russland. Wir kennen die Tourerlebnisse von TACKLEBERRY, diese Bilder erschüttern dennoch. In offensiver Weise marschieren Nasen mit Hakenkreuzen durch die Straßen, fordern ein „kanackenfreies“ Heimatland und schlagen Antifas zusammen. Die zunächst verwirrende Verehrung von Hitler (der schließlich 27 Millionen Tote in der ehemaligen Sowjetunion zu verantworten hat) erklärt sich: Gefordert wird von dieser Charge aus Militärs, Mitläufern und Schlägern ein totalitärer Staat, der mit eiserner Faust aufräumt und den reinen Russen die Heimat überlässt. Dazu noch ’ne schöne Schippe Revisionismus… Bewegende Doku!

Jo, der Hannes hat sich noch ’ne Band gesucht. Kann man gut verstehen, schließlich machen TACKLEBERRY so wenig… „Wir sind Affenmesserkampf“, verkündet Hannes und ab geht es auch schon durch ein wildes Potpourri aus HC und Punk. Man soll ja so `ne Band nicht auf ein prominentes Mitglied reduzieren, aber im Vergleich zu TACKLEBERRY ist die Chose etwas melodiöser und punkiger. Man hat offenbar nicht soo viel geprobt, Vieles wird duch gegenseitige Blicke gewuppt und einige Parts laufen ins Leere. Schockt aber und knallt auch ordentlich. Ob die Geschichte, dass die RYKER’S den Jungs ihren Namen verbieten lassen wollten, IRGENDEINEN Realitätsbezug hat, ist egal, sie mündet auf jeden Fall in den Songtitel des Tages: „RYKER’S DON’T LIKE US“…

Danach noch eine Doku, ebenfalls interessant, wenn auch reißerischer (Ami-Perspektive).

WHAT WE FEEL haben allein vor diesem ganzen Hintergrund einen dicken Stein im Brett: Ich meine – klar hatten wir alle auch schon Konfrontationen mit Faschos, aber wir reden hier wirklich von einer auf breiter Ebene organisierten faschistischen Bewegung, die BesucherInnen von HC/Punk-Konzerten auflauert und vor Morden nicht zurückschreckt. Unter diesen Umständen in einer HC-Band zu spielen, ist mehr als ein Lippenbekenntnis. Dafür ganz viel Respekt! Da macht es nichts, dass WHAT WE FEEL den HC weder neu erfinden noch irgendwie außergewöhnlich brutal klingen oder so. Gezockt wird Midtempo-HC im, ich sag mal, MADBALL-Stil, aber eben sehr sympathisch, mit extrem viel Bewegung und vielen Erklärungen zu den engagierten Texten. Leider muss ich ein bisschen früher gehen, da der Scheißwecker um 4 Uhr gehen soll… Das Konz hätte ich dennoch auf keinen Fall missen wollen!

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