Schicke Circle Pits und enthemmtes Pogen

Nitrominds, Bitume, Nucular / 01.03.08 – Kiel, Alte Meierei

Was für ein geiler Konzertmonat ist dieser März bitte? Allein in Kiel Bands wie MAD SIN, SMOKE BLOW, BUBONIX, Dritte Wahl, Pascow, What we feel und eben Nitrominds. Das liest sich ja wie ’nen Billing eines feisten Festivals.

Gleich am 1. der Einstand mit den Brasilianern. Für mich bereits zum fünften Mal, hatten die Jungs doch 2003 inner Schaubude, 2005 auf dem Wilwarin und in der Meierei sowie 2006 nochmal in der Schaubude gespielt. Dabei hattense für Begeisterung und ausgelassenen Tanz gesorgt, entsprechend hoch waren die Erwartungen.

Erstmal gab es die Bad Segeberger Nucular zu bestaunen. Die hatte ich noch nie gesehen oder immer verpasst. Von der Präsentation her waren NUCULAR wenig spektakulär, die Ansagen kamen genuschelt und irgendwie ohne Elan. Am meisten riss der Sänger, der oft von der Bühne hüpfte und vor dem Mob hin- und hertigerte. Wesentlich fesselnder die Mucke! NUCULAR machten es den Leuten nicht einfach, frickelten sich in recht vertrackte Passagen und bauten dabei interessante Melodien ein. Leider war der Gesang zu leise, aber man merkte, dass der Kerl eine gute Stimme hat, die er auch sehr abwechslungsreich von Schreien bis hin zu melodiösem Gesang einsetzte. Insgesamt eine Band mit viel Potenzial, die Schublade „Emo“ ist auf jeden Fall jetzt schon zu klein!

Danach Bitume, die für die leider aufgelösten I DEFY eingesprungen waren. Sehr schade! Nicht nur, dass es I DEFY nicht mehr gibt, sondern auch, dass BITUME gespielt haben, hargh hargh. Die fand ich nämlich ma richtig kacke. Ist ja irgendwie alles Geschmackssache, aber BITUME waren mit ihrer Mucke und auch von ihrem Auftreten her in einem Laden wie der Meierei völlig deplaziert. Ich hatte die Band schon mal irgendwann gesehen und mich gewundert, dass ich mich überhaupt nicht an die erinnern konnte. Jetzt wurde mir klar, warum: Es gibt nichts Erinnerungswürdiges an denen… Die Songs sind dermaßen rundgelutscht, dass wirklich sämtliche Ecken und Kanten fehlen. Zahnloser Radiorock, den Begriff „Punk“ mag man kaum in Bezug auf BITUME anwenden. Dazu schienen die Oldenburger sehr darauf bedacht, wie sie wirken – völlig unlocker, jede Bewegung wirkte auf mich einstudiert und unspontan. Wie gesagt, passt meines Erachtens eher in so schnieke Rockläden für Leute, die „’ne dufte Rockshow“ sehen wollen, wie uns Bolle es formulieren würde. Wie immer wird es Leute gegeben haben, die das völlig anders sahen, mein Ding war’s nüscht.

Attacke! NITROMINDS entwickelten nach dieser lauen Vorstellung eine umso höhere Durchschlagskraft. Man muss erstmal festhalten, dass die drei Freaks aus Sao Paulo heftigen Hardcore spielen, der aber auf gar keinen Fall mit stumpfem Geprügel gleichzusetzen ist (wobei ich nix gegen stumpfes Geprügel hab, is klar. Gebt mir PISSCHRIST jeden Tag!). Wir hatten einen Wahnsinnsschlagzeuger vor uns, der einfach tight, brutal UND abwechslungsreich zockt, einen Gitarristen/Sänger, der SEHR akzentuiert spielt, Killerrifs raushaut UND dazu geil energisch singt. Dazu hat die Chose auch noch Melodie – wer einmal Stücke wie „Start Your Own Revolution“ oder „Hangin’ With You“ gehört hat, wird die Dinger NIE wieder vergessen. Auf der anderen Seite bläst man zu HC-Eruptionen wie in „This World“ oder „Killing Machine“, die bereits in Thrash-Gefilde eindringen. Da ging natürlich einiges vor der Bühne, für Stagediving war es leider nicht voll genug, aber schicke Circle Pits und enthemmtes Pogen war allemal drinne. Eine weitere überzeugende Vorstellung, begleitet von einer weiteren überzeugenden Platte („Verge Of Collapse“). Dank an die TYPHOON MOTOR DUDES, die das Ding heute organisiert haben, wenn ich mich nicht irre.

Danach schwappte fast die gesamte Belegschaft samt Bands (z.T.) in die Schaubude und schwelgte in Begeisterung über dieses überdurchschnittlich geile Konzi.

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