Kiemsa – Leningrad Cowboys der Endzeit

Hallo! Wir haben hier eine Review von Carsten Purfürst in der KN vom Kiemsa-Konzert- und auch wir Rebeltí@s sagen nochmal DANKE AN EUCH ALLE für diesen fantastischen Abend. Wir freuen uns auf’s nächste Konzert mit 10 Rue d’la Madeleine am 22. Februar!

Kiemsa verwandelten die Alte Meierei mit ihrem Brasscore in einen Hexenkessel
KN vom 21.01.08 – Carsten Purfürst
Kiel – Im Zwielicht des Kieler Schmuddelwetters haben sich zahlreiche Gäste bereits auf der Veranda der Alten Meierei versammelt. Der Veranstalter Rebeltí@s lädt ein –– seit jeher Garant für Qualität und Überraschungen. Kein Wunder, dass immer mehr Nachtschwärmer die Stufen zum Veranstaltungsraum erklimmen.


Auch in optischer Hinsicht ungewöhnlich:
Kiemsa. Foto Ehrhard

Aus dem Westen Frankreichs, genauer: aus Lassay-les-Châteaux in der Loire-Region, stammt das Septett Kiemsa, das in punkto Sound und Partyfaktor hohe Maßstäbe setzt. Zu Beginn rockt ein fetter Sixties-Surf-Gitarrenriff das vollbesetzte Haus, schafft es die Band auf Anhieb, ihren erdig-groovenden Samen in den lechzend-fruchtbaren Rock’n’Roll-Boden zu streuen. Die genreüblichen Anleihen aus Punkrock und Ska-Elementen – letztere gepusht durch den Bläsersatz – runden das Ganze formvollendet ab. Mit ihren Anzügen und meterhoch frisierten Haaren wirken die Gitarristen Morguy und Yohann wie die Leningrad Cowboys der Endzeit, während Sänger Martin ohne Probleme den Thomas-D-Lookalike-Pokal mit nach Hause nehmen könnte.
Kiemsa wettern gegen die Ungereimtheiten kapitalistischer Wirtschaftsstrukturen und politisch-religiöser Intoleranz. Das mitreißende Bühnengebaren lässt auch die Menge brodeln, zur Mitte des Sets explodiert der Jubel, als sich Kiemsa in eine Art Manie hineinspielen. Zum ersten Mal seit ihrer Gründung im Jahre 2000 ist die Band auf ausgedehnter Deutschland-Tournee, prägt gleichsam den Genrebegriff des BrassCore. Und es ist eine schweißtreibende Angelegenheit, stimmt hier doch einfach alles: Zusammenspiel, Stageacting, Attitüde.
Ein wahnwitziges Konzert, das mit Leoniden Cabaret seinen Anfang nahm. Die junge Kieler Band, von der bis dato kaum jemand gehört zu haben scheint, ist spontan eingesprungen für die kränkelnden TreadMill. Progressive Rock goes Mega-Experimental: Leoniden Cabaret reicht ein Einheitstempo, um das Vorprogramm zu bestreiten. Der Gesang leiert sich durch psychedelische Höhen, während der Rest der Combo einen fetten Beat generiert und mit Rock-Riffs der Sechziger würzt. La Paz meets Turntables meets Bigbeat. Das einheitlich rockende Tempo versetzt in Trance – erstaunlich, dass so eine Musik wieder gemacht wird.
Ein rundum gelungener Konzertabend, großes Lob an Tontechnik, Bands, Fans, Location und Organisation. So macht Rockmusik Spaß.