Mit Sicherheit das effektivere Geballer

Silverster-Konzert mit The Homefront, Not Now Not Ever, Short Fuse, Press Gang, Backsight, Satan’s Wife und Tomorrow Tomorrow.

Ich denke, Silvester geht uns allen gleichermaßen am Arsch vorbei. Eine feiste Sause mit SECHS Hardcore/Punkbands PLUS SATAN’S WIFE nimmt man jedoch natürlich gerne mit, scheißegal, ob dat Ding unter dem Motto „Silvester“, „Oppas Geburtstag“ oder „Untergang des Abendlandes“ gerechtfertigt wird…

UNLEASH THE BEAST ON NEW YEAR’S EVE hieß es und spielen sollten:

The Homefront
Not Now Not Ever
Short Fuse
Press Gang
Backsight
Tomorrow Tomorrow

Hatten uns doch glatt unsere in weiser Voraussicht bereits vor Tagen bestellten Taxen sitzen gelassen! Frechheit – fuck 77070!
Als unser Grüppchen schließlich verspätet in der Meierei eintrudelte, war es bereits gut gefüllt und mit den Franzosen BACKSIGHT spielte bereits die zweite Band auf. Wer nun vorher gespielt hatte, wusste in der allgemeinen Verwirrung auch keiner so richtig, wenn ich alles Folgende richtig mitbekommen habe, müssten das TOMORROW TOMORROW gewesen sein.
BACKSIGHT sind gerade mit TACKLEBERRY auf Tour und hatten diverse textsichere FreundInnen im Pit. Das Geschehen waberte um die auf der linksseitig postierten Bühne herum. BACKSIGHT gefielen mir jedenfalls sehr gut, besonders der Sänger hatte ordentlich Power und die Hummeln im Arsch.

Leider hatte CONFORMIST-Bolle vergessen, die Zutaten für die geplanten Cocktails sowie den Sekt einzukaufen. Egal, das Bier war hinreichend lecker.

Als dritte Combo gab es gleich ordentlich eins vor den Latz: PRESS GANG agierten angenehm punkrockig und setzten sich somit deutlich vom Rest des Abends ab (okay, SATAN’S WIFE natürlich auch, he he). „Boah, klingt ja original wie BLACK FLAG“, kommentierte Bocki, und wenige Minuten später entfuhr es dem auf meiner anderen Schokoladenseite weilenden Uller „Geil, BLACK FLAG pur!“ Und die Herren hatten Recht, man fühlte sich wie durch einen Zeittunnel geschubst. Auch optisch kam das very early eighties-like rüber, der Sänger hätte auch aus einem der ollen „The Decline Of The Western Civilization“-Clips kopiert worden sein. Super! Ein paar Sympathiepunkte verspielte der Typ leider, als er zwei am Boden sitzende Besucherinnen als Hippies beschimpfte und verhöhnend vor ihnen herumtänzelte. „Armes Würstchen“, schallte es strafend aus dem Mob.

Und nachdem der „Final Countdown“ erklungen war, strömten diverse Leute nach draußen, um das erbärmliche Feuerwerk/KnallKrachBumm-Schauspiel zu betrachten. Wer drinnen blieb, bekam mit Sicherheit das effektivere Geballer geboten – SHORT FUSE böllerten rabiat, aber ohne Schwarzpulver. Von PRESS GANG war der Gitarrist Pogo gleich auf der Bühne geblieben, der Stil war aber deutlich martialischer gehalten und die Schlagzahl erhöhte sich nun deutlich. Ich weiß jetzt nicht mehr, was für Songs SHORT FUSE genau gespielt haben, aber danach musste ich glatt ’ne 7“ und ’ne LP verhaften, die ziemlich gelungenes HC/Punk-Gekloppe mit fiesen Texten offeriert. Besonders „Turbojugend Sucks“ spricht mir aus der Seele: „Turbojugend motherfucker / Denim demon piece of shit / Embroided jackets read your shithole town / I couldn’t care less for your local pride“. Right on!

Aber jetzt! Da Satan’s Wife nun mal internationale Verpflichtungen haben, wurde der Headliner des Abends einfach mal vorgezogen (der Privatjet war bereits betankt und sollte pünktlich in L.A. eintreffen). Vom klassischen Line-Up sind nur noch Boris Butt und Dr. Love übrig, aber was heißt „nur“? Es ist halt einfach so, dass diese musikalischen Giganten keine Musiker finden konnten, die auf ihrem Niveau mithalten könnten. Trotzdem war alles live! Ja, alles! Wenn man derart omnipotent ist, erzeugt man das Geräusch des Schlagzeugs einfach mit bloßer Willenskraft. „Yeah, you only need your spritit“, hatte mir Boris Butt noch auf der Toilette verraten, bevor ich in Ohnmacht fiel. Zum Glück war ich rechtzeitig wieder vor der mit Bühnennebel schwangeren Bühne. Endlich mal richtiger Gesang und nicht dieses ständige unmelodische Gebrüll! KING DIAMOND hat alles bei euch geklaut.

Okay, zurück aus der Parallelwelt, hinein in die Realität – das war schon herrlich schmerzfrei, bezeichnenderweise war die Meierei zu keinem Zeitpunkt voller als zu SATAN’S WIFE, hi hi…

Weiter ging es im Hardcore-Reigen! Keine Ahnung, wie spät es jetzt war, die Luft war aber noch lange nicht raus, der Mob feierte weiter und irgendwie war auch ganz cool, dass mit SATAN’S WIFE mal etwas völlig Anderes zwischendurch für Abwechslung gesorgt hatte. So konnte man sich wieder hemmungslos Circle Pits und Stagediviing hergeben. NOT NOW NOT EVER sah ich mir direkt aus dem Pit heraus an – es war den Abend über ganz interessant, sich mal die Bands aus verschiedenen Perspektiven anzusehen. Durch den Verzicht auf die „eigentliche“ Bühne, konnte man von dieser der Band auf die Köppe spucken, sich relaxt zum Zuschauen in den oberen Bereich gesellen oder halt direkt vor die Band. Komischerweise kann ich mich von allen Bands bei NOT NOW NOT EVER am wenigsten an musikalische Details erinnern – hab die Band optisch allerdings noch deutlich vor Augen. Hm, SATAN’S WIFE müssen mir nachhaltig die Sinne verwirrt haben…

Zum Schluss des Liveprogramms gab es die Bostoner THE HOMEFRONT, die noch mal reichlich Gas gaben. Ziemlich routiniert, aber mit viel Elan, Wucht und Melodie kamen die Stücke auf den Punkt. Naja, Hinweise aufs Merch hätte es eben so wenig gebraucht wie die kleine Deutsch-für-Touristen-Fragerei des Sängers, was denn „we are horny“ auf Deutsch heiße, so was kennt man eher von irgendwelchen Prollbands. Ansonsten gab es bei THE HOMEFRONT nichts zu meckern, noch einmal Circle Pits und ’ne Mini-Wall-Of-Death ließen diesen Teil des Abends angenehm unbeschaulich ausklingen.

Danach noch Discotime! Leider beschallte man den Mob fast ausschließlich mit wirklich fieser Discomucke im wahrsten Sinne des Wortes – ab und zu wär es ja witzig gewesen, aber so auf Dauer fand ich das persönlich etwas penetrant und bei Klaus Lage wird dann auch meine Toleranzgrenze überstrapaziert… Ein paar Punk-Klassiker wären netter gewesen, aber Geschmackssache und man musste ja nicht hinhören und konnte sich stärker aufs Gespräch konzentrieren…

Fuck 2008!

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