Raubeinig mitten ins Herz

Kiel – Kurz nach halb elf, der Startschuss für Vaders|The Vaders ist gerade gefallen. Schnell durch die Bier trinkende Menschentraube auf der Rampe vor der Alten Meierei und durch den Vorhang am Einlass geschlüpft, schon kann man eintauchen in die erste Welle ernergetischen, melodischen Punkrocks, einer von dreien an diesem Abend. Neben dem Quartett aus dem nordrhein-westfälischen Ibbenbühren sollen sich außerdem die Kieler/Berliner Formation F3 mit ihrem Positiv-Punk durch die Nacht rocken, während Assassinators|The Assassinators aus Kopenhagen mit melodischen Uptempo-Punkrock dem Ganzen zu später Stunde den internationalen Tupfer aufmalen werden.


Man surft also frisch hereingekommen erst einmal auf dem rauen, schnittig gedroschenen Streetpunk von Manuel Püschel (Gesang, Bass), Peter Lehnert (Gitarre, Gesang), Johannes Rolf (Gitarre) und Daniel Lammers (Schlagzeug) durch den angenehm gefüllten Saal in Richtung Bühne. Mitreißend sind die Songs des Vierers, mehrstimmiger Gesang, hymnisch in die Nacht geschmettert, melodische Passagen wechseln sich mit knüppelschnellen Schleudergängen ab. Solides Handwerk, im Geiste verwandt mit Klassikern wie Rancid. Seit 2000 existieren Vaders|The Vaders, gestartet als Pop-Punk-Formation, die sich nach personeller Umbesetzung recht schnell auf ihren heutigen, rotzigeren und raueren Stil konzentrierte. 2003 erschien das erste selnstbetitelte Album auf Plastic Bomb, in einschlägigen Magazinen hoch gelobt, Ende des Jahres gibt es Nachschub. Das Spannungsfeld zwischen Politik und persönlichen Erfahrungen treibt die Ibbenbührener textlich um. Mit dabei sind Songs über die geliebte Gitarre, die den Geist aufgibt (The End) ebenso wie das schlachtrufartig postulierte „we will stay free“ (Stay Free).
Umbaupause. Warten. Endlich stehen die Herren Bartwachser Zeki (Gitarre, Gesang), Langbein Lüder (Bass, Gesang) und Hooligan-Gott Robert (Drums, Gesang) in den Startlöchern, um die zweite Packung des Abends zu verabreichen. F3 vermengen Punkrock mit den klassischen Hardcore-Riffs und rasanten Skarythmen, Krawall mit Melodie, Politik mit Herzensdingen. Die Drei veröffentlichen im September ihren ersten Longplayer (No Peace, No Justice!) und sind zurzeit mit The Vaders auf Tour. Mit ihren Singalong-Songs, die in den Hintern treten und mitten ins Herz gehen, rocken sie die mittlerweile noch ein wenig mehr gefüllte Meierei in eine positive Party-Atmosphäre, die wohl noch bis spät in die Nacht anhalten sollte. jah