Zappeln, Pogen, Rübeschütteln

FEINDBILD, SKRÄCK / 14.10.06 – Kiel, Alte Meierei

Da hab ich mich mal gefreut, als ich hier uff Dremu die Ankündigung erblickte, dass demnäxt Skräck aus Leipzig in unseren Gefilden weilen!
Denn: Dit sind verflucht nette Typen, die verflucht nette Mucke machen. Über RED WITH ANGER-Patriks Label „Assel-Records“ haben sie letztes Jahr ein schönes Album rausgebracht. „This Prison We Designed“ heißt das Teil und fräst ein unnachgiebiges D-Beat-Gewitter durch jede Krustie-Höhle. Also sattle ich am 14. Oktober das Rad und strebe einem weiteren SPEKTAKULÄREN Abend in der Meierei entgegen!


Dem Ruf der Konzi-Ankündigung – übrigens im Rahmen einer Reihe von Anti-G8-Veranstaltungen – sind wenige, dafür umso wackerere Menschen gefolgt. Im vertrauten Rahmen fühlt man sich dann ja auch gleich wohl, kein Problem.
Geilerweise heute wieder ein klassisches „HC-auf-dem-Boden-Konz“, also die kleine Bühne links unten vor der eigentlichen aufgebaut und schick mit Leuchtband geschmückt.
Skräck unterbrechen unser mehr oder weniger relevantes Geplauder und ballern gleich viehisch los. Schwede, besser waren WOLFBRIGADE auch nie live! Dem totalen Gitarreninferno liegt ein geiler Galoppel-Beat zugrunde, halt der klassische DISCHARGE-Beat, der unwiderstehlich in die Glieder fährt. Eh du dich versiehst und bewusst irgendeinen Befehl vom Großhirn an zu schüttelnde Extremitäten verschickt hast, biste auch schon am Zappeln, Pogen, Rübeschütteln! Sänger Basti reiht sich ein die Legionen der HC-Sänger, die dem ollen Bandana-Look frönen. Volle Kanne alte Schule! Viel wichtiger noch das gutturale Gebrüll, welches von allen Schlechtigkeiten dieser Welt kündet. Auch in Ansagen verstrahlt der gute Basti ordentlich verbales Urin in Richtung Tough-Guy-Deppen, Staat, Kirche und wat et noch so anzuprangern gilt. Aber vom erwähnten Album gibt es keinen Song, glaub ich. SKRÄCK sind bereits ein paar Schritte weiter, haben massig neue Songs und Umbesetzung(en?) hinter sich. Auffällig die Gitarrenarbeit, die den Rahmen des üblichen Crustie-Gemeters deutlich sprengt! Im positivsten Sinne abwechslungsreich und immer wieder mit geilen Metal-Zitaten und melodischen Momenten gespickt. Na, wenn das nicht RICHTIG Spaß macht!.

Aber es kommt auch zu Unmut! Zwei „Tänzer“ fallen mehrfach negativ auf, hüpfen unkontrolliert herum und grölen sinnlose Zwischenrufe. Ein Besucher befördert die beiden kurzerhand an die frische Luft, was ihm spontanen Applaus einbringt. Danach allerdings kommt es schon zu Diskussionen, inwiefern es gerechtfertigt sei, Leute wirklich gleich der Meierei zu verweisen, deren Tanzstil und Ausdrucksweise nicht genehm seien. Da muss man sich wohl auch selbst an die Nase packen: Hat man selber wirklich immer Rücksicht auf andere BesucherInnen genommen, NIE jemanden im enthemmten Pit angerempelt? Allerdings kommt mir auch noch zu Ohren, dass die beiden Erwähnten eine Besucherin früher am Abend vorm Bahnhof mit Anmerkungen beleidigt haben, die deutlich der unter der Gürtellinie waren. Für so ein Verhalten ist ein Rauswurf meines Erachtens dann auf jeden Fall gerechtfertigt. Nun ja, letztendlich dürfen die beiden Delinquenten kurze Zeit später eh wieder rein, mittlerweile sindse deutlich kleinlauter.

Okay, es gibt heute na klar noch eine Band, nämlich Feindbild. Ich krieg gar nicht mit, woher die eigentlich kommen, aber musikalisch fällt die Einordnung dann doch eindeutig aus: Deutschpunk! Etwas unglücklich, dass die Band zum Abschluss spielt, denn in Sachen Durchschlagskraft werden einfach mehrere Gänge zurückgeschaltet und dat kommt irgendwie antiklimatisch. Natürlich muss man absolut nicht meiner Meinung sein und kann den Auftritt dennoch genießen, mir aber fehlt doch die dicke Kelle, mit der SKRÄCK eben noch ausgeteilt haben. FEINDBILD sind mir ansonsten sehr sympathisch und kotzen sich ordentlich über alles aus, was sie nervt. Die Bassistin lässt das Bassspielen auch mal einfach sein und pustet uns lieber ihre Stimmbänder entgegen. Sehr schön auch das Shirt des Sängers, wo im klassischen Verbotsschild einfach das Wort „Hakenkreuz“ steht (ihr wisst schon, von wegen „Nixgut“-Skandal). Insgesamt poltert der Haufen rüpelhaft und unter Missachtung jeglicher Harmonielehren, die irgendwelche Spackos mal aufgestellt haben sollen, durch eine ganze Latte Songs. Würd ich mir zu Hause wohl nicht anhören, aber Spätschäden hab ich wohl auch nicht davongetragen.